Der Blut-Pirat
einen gewissen Logan Costello sehr gut vorstellen. Meinen Sie nicht auch?«
In seinen dunklen Augen flackerte es. Er fing wieder an zu schwitzen.
Dann hob er die Schultern. »Kenn ich alles nicht.«
»Tatsächlich nicht?« fragte ich.
»Ja.«
»Gut, dann werden wir Ihren Boss fragen. Zu dritt statten wir ihm einen Besuch ab. Wenn Costello die Namen Suko und Sinclair hört, ist er immer außer sich vor Freude.«
Mein Vorschlag hatte ihm überhaupt nicht gefallen, denn er geriet noch mehr ins Schwitzen und überlegte.
Suko bedrängte ihn, und das war auch in meinem Sinne. »Hier anwachsen wollen wir nicht, Miller. Sie müssen sich schon entscheiden. Aber keine Sorge, wir werden Costello vorher anrufen und ihm alles erklären. Das wird unseren Besuch bei ihm bestimmt erleichtern.«
»Nein, nein!«
Ich zwinkerte Suko zu, als ich die Antwort gehört hatte. Jetzt hatten wir ihn wahrscheinlich soweit.
»Was ist denn los?« fragte mein Partner. »Sind Sie plötzlich zur Vernunft gekommen?«
»Nicht zu Costello.«
»Wohin dann?«
»Ich weiß nicht.«
»Was war mit den Konserven?« fragte ich.
Miller schwitzte immer stärker. Wir erlaubten ihm, sein Gesicht abzuwischen. Er roch auch nach Knoblauch und anderen Gewürzen.
»Ja, es stimmt, ich habe die Dinger hier abgeholt, die gebracht wurden. Ich bin damit losgefahren.«
»Wohin?«
»Zu Freunden.«
»Aha«, sagte Suko, »und dann?«
»Dort wurden sie gesammelt. Heute Morgen sollte ich die letzten abholen. Ist das ein Verbrechen?«
»Nein, das nicht«, stimmte Suko zu. »Aber wieso die letzten? Was habt ihr vorgehabt?«
»Sie sollten weggeschafft werden.«
»Heute?«
»Si.«
Jetzt sprach er italienisch. Seine Herkunft wurde uns immer deutlicher.
»Und wohin sollten die Blutkonserven geschafft werden?« fragte ich sofort nach.
»In die Berge.«
»Aber doch nicht die Alpen – oder?«
»Nein, das nicht. Sie… sie bleiben im Land. In die Hügel südlich von Croydon. Da ist ein Ort, wo eine Sprengung stattgefunden hat. So genau weiß ich nicht, wo er liegt, aber dorthin sollten die Blutkonserven geschafft werden. Das schwöre ich beim Grab meiner Mutter.«
»Höchstens bei deinem Fräulein Mutter«, sagte ich.
»Es stimmt!« rief er.
Suko nickte mir zu. Ich kannte das Zeichen und war ebenfalls der Meinung, dass wir von ihm nichts mehr erfahren würden, der wusste einfach nicht genug.
Ich hatte trotzdem noch eine Frage. »Was sagt Ihnen denn der Name Rabanus, Mister Miller?«
Miller schwieg. Sein Schweigen war für uns Antwort genug. Der Name Rabanus schien ihm nicht unbekannt zu sein, doch er gab nicht zu, ihn zu kennen.
»Wer ist Rabanus, Mister Miller?«
Der Stiernackige schüttelte den Schädel. »Keine Ahnung, ich weiß es nicht.«
»Aber Sie kennen den Namen?«
»Ja.«
»Woher?«
»Man hat über ihn gesprochen.«
»Wie schön. Wer denn?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Sie wollen es nicht sagen!«
»Nein!« schrie er. »Nein! Ich… ich habe keine Ahnung. Verdammt, das müssen Sie mir glauben. Ich kenne nur den Namen, aber er muss was Besonderes sein, weil ja auch für ihn das Blut bestimmt ist.«
»Soll er es trinken?« fragte ich.
»Kann sein.«
»Dann wäre Rabanus möglicherweise ein Vampir«, meldete sich Suko.
»Oder sehe ich das falsch?«
»Ich habe keine Ahnung«, flüsterte er. »Ich habe auch nichts getan, verdammt! Lassen Sie mich laufen. Ich will hier weg! Sie können mir nichts anhängen.«
»Das ist nicht gesagt, Mister Miller. Wenn wir Sie jetzt laufenlassen, werden Sie bestimmt Ihrem großen Boss einen Tipp geben wollen. Und genau das passt uns nicht in den Kram. Dafür müssten Sie doch Verständnis haben. Es ist sicherer, wenn wir Sie zu uns bringen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Schutzhaft. Für einen Tag.«
Er wollte aufspringen, dachte aber an unsere Waffen und protestierte im Sitzen. »Das können Sie nicht! Ich habe nichts Ungesetzliches getan, und mir gehört auch die Wohnung. Ich bin hier nicht eingebrochen. Was Sie vorhaben, ist ungesetzlich.«
»Überhaupt nicht«, sagte Suko. »Sie bleiben ja nur einen Tag beim Yard. So lange ungefähr wird es dauern, bis die Kollegen Ihre Angaben, was die Waffe angeht, überprüft haben. Wir sind in der Urlaubszeit etwas unterbesetzt. Da muss man schon mit gewissen Wartezeiten rechnen, Mister Miller. Aber es wird Ihnen niemand den Kopf abreißen. So wie sie oft gezeigt werden, sind Polizisten nun wirklich nicht.«
Er sah ein, dass er keine Chance hatte,
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