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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Boden der Tatsachen. Aber Fielen Spride kann schon sehr überzeugend sein, das muss ich leider zugeben.«
    »Sie ist jetzt im Haus?«
    Mrs. March nickte mir zu.
    »Dann möchten wir sie sehen.«
    »Soll ich sie holen lassen?«
    »Nein, wir möchten in ihrem Umfeld mit ihr sprechen.«
    »Gut, wie Sie wollen. Kommen Sie mit.«
    Die Frau nahm einen Schlüsselbund und ging vor uns her. Es war kein Bau mit mehreren Etagen, aus dem dieses Gefängnis bestand, sondern zwei flache Barackenbauten, die im rechten Winkel zueinander standen. Gitter, die einzelne Gänge auftrennten, gab es hier nicht. Dafür offene Türen, durch die wir in die dahinter liegenden Zimmer schauen konnten. Sie waren zumeist von sehr jungen Frauen bewohnt. Ledigen Müttern, die sich etwas zuschulden hatten kommen lassen, denen aber der Nachwuchs nicht weggenommen werden sollte.
    »Es ist die beste Art der Wiedereinführung in die Gesellschaft«, erklärte Mrs. March. »Die Menschen hier sind keine Schwerverbrecher und sitzen auch nicht zu lange ein. Zwei Jahre sind schon das Höchstmaß. Oft geht es um Drogen und Betrügereien aller Art.« Auf Einzelheiten ließ sich die Chefin nicht ein, was zumindest mir sehr entgegenkam, denn es ging uns um Helen Spride.
    »Und wie hat sich Helen Spride verhalten?«, fragte Suko.
    Die Frau blieb stehen. Auch wir stoppten unsere Schritte. Mrs. March schien sich die grün gestrichenen Wände anschauen zu wollen, obwohl da nichts hing, was sich gelohnt hätte, anzuschauen.
    »Gut«, erwiderte sie. »Es gibt keine Probleme. Oder es gab sie nicht. Bis vor kurzem. Lange ist sie noch nicht bei uns. Ihr Verhalten hat sich allerdings verändert seit gut zwei Tagen. Sie arbeitet auch nicht mehr auf den Feldern oder im Blumenladen, sie sprach immer nur von den Engeln und hat sich auch verändert. Sie war sehr verschlossen, ließ keinen an sich heran und betonte immer wieder, dass sie Besuch bekommen würde.«
    »Von wem?«
    »Von den Engeln, Inspektor.«
    »Glauben Sie das?«
    Suko erhielt einen schrägen Blick. »Ich habe Ihnen schon mal erklärt, dass ich mit beiden Beinen auf der Erde stehe. So, und jetzt kommen Sie bitte mit.«
    Sie schien es eilig zu haben, was uns nicht unrecht war. Mit schnellen Schritten ging sie voran, um nach einem Knick im Gang noch einige Meter zu laufen, bevor sie vor einer geschlossenen Tür stehen blieb.
    Aus dem Bund suchte sie den passenden Schlüssel hervor.
    »Sie haben die Frau eingeschlossen?«, fragte ich.
    »Ja, es ist besser so. Keiner von uns kann ihren Zustand abschätzen. Sie befindet sich im Moment auch allein auf dem Zimmer.«
    »Haben Sie es schon mal mit einer ärztlichen Untersuchung versucht?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Für mich ist diese Frau auch nicht körperlich krank. Höchstens psychisch. Und Geld für Psychologen haben wir wirklich nicht zur Verfügung.«
    »Schon gut, war nur eine Frage.«
    Charlotte March schloss die Tür auf. Bei ihr geschah alles recht zackig, aber sie schaute erst in das Zimmer hinein, bevor sie die Schwelle übertrat und uns Platz schuf, sodass auch wir uns hineindrängen konnten. Ich bemerkte, dass Iris King Suko’s Hand suchte und sich daran festhielt. Als sie das tat, hörte ihr Zittern auf.
    »Helen, hier ist Besuch für Sie. Ich denke, dass Sie mich nicht brauchen, deshalb lasse ich Sie allein.«
    Wir bekamen keine Antwort. Die Chefin der Anstalt ging trotzdem, und wir erhielten die Gelegenheit, uns umzuschauen. Dieses Fenster war von außen vergittert.
    Zwei Betten, zwei Schränke. Keine Glotze, kein Computer. Dafür ein Kofferradio aus dem letzten Jahrhundert.
    Mit Postern von Kinohelden bedeckte Wände. Allerdings nicht über dem Bett, auf dem Helen Spride lag und sich jetzt im Zeitlupentempo aufrichtete.
    Wir standen nebeneinander und hatten uns zudem so aufgestellt, dass sie uns anschauen konnte.
    Helen Spride war einige Jahre älter als Iris King. Sie hatte strohgelbe Haare, die sicherlich gefärbt waren. Und die Strohbüschel standen vom Kopf ab. Das Gesicht zeigte einen harten Ausdruck und war ein Paradies für Sommersprossen. Sie besaß einen schmalen Mund, in dem die Lippen kaum auffielen.
    Bekleidet war sie mit einem ärmellosen, unterhemdartigen hellblauen Oberteil. Dazu trug sie eine beige Hose mit an den Beinen aufgesetzten Außentaschen. Ein paar silberne Ringe klemmten in ihrem linken Ohr.
    »Was wollt ihr?«
    Ich gab keine Antwort und dachte nur über die Blässe des Gesichts nach. Ich konzentrierte mich dabei auch auf ihre

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