Der Blutengel
bewiesen, warum ihre Flügel brannten.
Von ihnen her loderte das Feuer auf. Es waren nicht mehr die kalten und magischen Flammen, in diesen Augenblicken schossen normale und heiße Feuerströme aus den Flügeln hervor und jagten sturmartig bis gegen die Decke hoch.
Es war der perfekte Ausgangspunkt für einen Brand, und das traf genau zu.
Innerhalb kürzester Zeit stand das Zelt in Flammen!
***
Möglicherweise hatten wir einen Fehler begangen, indem wir zu lange gezögert hatten. Vielleicht hätten wir die Engel angreifen sollen, doch es war jetzt zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Nichts konnte das Zelt mehr vor einem Brand retten. Es würde brennend zusammenfallen und uns unter sich begraben.
An den Wänden breiteten sich die Flammen aus. Von verschiedenen Seiten liefen sie aufeinander zu und würden das Zelt in eine heiße Hölle verwandeln.
Der erste Rauch quoll uns bereits entgegen. Wenn wir jetzt Luft holten, würden wir möglicherweise ersticken. Es gab nur noch eine Chance für uns.
Die Flucht nach draußen!
Dass ich mir den Vorgang anders vorgestellt hatte, daran wollte ich jetzt nicht mehr denken. Es gab zudem nicht nur mich, sondern auch Iris King, die der Schrecken und die Angst vor den Flammen starr gemacht hatte.
Ich zerrte sie weg.
Suko war schon vorgelaufen, hatte das Zelt aber noch nicht verlassen, sondern stand dort, wo sich der Eingang befand, als wollte er unsere Flucht decken.
Ich zog Iris mit. Ich schrie ihr zu, dass sie sich bewegen sollte, damit wir schneller vorankamen, doch sie schien mich nicht gehört zu haben, denn sie tat nichts.
»Schneller, schneller!«, peitschte uns Suko’s Stimme an, der am Ausgang stand. Die Lücke war kaum mehr zu sehen. Die Flammen hatten sie bereits geschlossen. Wir mussten durch das Feuer und sahen zugleich, dass die in der Luft lodernde Glut den vier Engeln nichts ausmachte.
Sie huschten durch die heiße Hölle, die aus unzähligen, zuckenden Armen bestand und nach allem griff, was sich ihr in den Weg stellte.
Atmen konnte ich nicht mehr. Ich keuchte und würgte nur noch, als ich mir den Weg bahnte. Ich taumelte auch und hielt Iris King verzweifelt fest, die jetzt schrie, als wäre sie bereits von der heißen Glut erwischt worden.
Wir mussten weg. Raus aus der Hölle. Nichts konnte uns mehr halten. Wie wir entkamen, war für mich kaum nachvollziehbar, jedenfalls wehte mir plötzlich die kühlere Luft entgegen. Ich spürte unter meinen Füßen den weichen Rasen und rannte einfach weiter in die freie Fläche hinein, nur weg von dem brennenden Zelt.
Ich selbst brannte zum Glück nicht, und auch Iris King hatte ich heil aus der Hölle herausgezogen.
Sich in der Nähe des Flammenengels aufzuhalten wäre absolut falsch gewesen. Der dicke grauschwarze Rauch verteilte sich dick in einem bestimmten Umfeld. Wer ihn einatmete, konnte leicht ersticken.
Wir waren weit genug weg. Ich hörte Iris schluchzen. Sprechen konnte sie nicht. Das Feuer brachte genügend Licht, um ihr Gesicht erkennen zu können.
Es war nass und zugleich rauchgeschwärzt. Nass durch die Tränen, die noch immer aus ihren Augen rannen. Ihr Mund zuckte, und sie zog immer wieder die Nase hoch. Das Schluchzen erstickte ihre Stimme, und ich ließ sie zu Boden sinken. Sie war auf dem Rasen besser aufgehoben als in meinem Arm.
Suko hatte das Zelt ebenfalls heil verlassen. Er stand noch näher bei ihm als Iris und ich. Seine Gestalt war zu einem Schatten geworden, der sich dunkel vor dem zuckenden Widerschein des Feuers abhob.
Natürlich würde man den Brand in der Dunkelheit weit sehen. Noch hatte wohl niemand Alarm geschlagen. Es war auch keine Sirene der Feuerwehr zu hören.
Das sah ich als gut an, denn der Kampf gegen die letzten vier Engel hatte noch gar nicht richtig begonnen.
Wie schnell sich diese Vermutung bewahrheitete, bekam ich eine Sekunde später zu sehen.
Das Zelt brannte jetzt lichterloh. Und aus dieser Feuerhölle hervor schossen plötzlich die vier Flammenengel. Sie selbst waren von den heißen Zungen umhüllt, und sie jagten in verschiedenen Richtungen hoch in den Himmel.
»Sie werden angreifen!«, schrie Suko mir zu.
»Ich weiß!«
Mein Freund drehte sich auf der Stelle. »Wie willst du sie abwehren?«
Zu einer Antwort kam ich nicht mehr, denn die Feuerengel starteten den ersten Angriff.
Sie bildeten jeweils ein Paar.
Und sie griffen an!
Ich sah Suko mit einer zackigen Bewegung zur Seite tanzen. Er hatte seine Beretta gezogen und feuerte auf die
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