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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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uns wirken.
    Bis ich das Wort übernahm. »Nun? Erinnern Sie sich, Iris?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht so recht. Es war ja auch schon dunkel.«
    »Und an die Wagen erinnern Sie sich auch nicht?«
    »Nein.« Sie versuchte, sich zu entschuldigen. »Es ging auch alles so verdammt schnell. Raus aus dem Auto, rein ins Zelt. Das war es.«
    »Rein gehen wir auf jeden Fall«, sagte ich. »Wartet hier, ich suche den Eingang.«
    Wir befanden uns allein in der Umgebung. Zum Kanal hin schützten uns die Bäume, und außerdem kroch schon die Dämmerung heran, da zogen sich die Menschen aus dieser Umgebung zurück. Nahe des Kanals herrschte noch lange genug Trubel.
    Ich hatte erst einen Schritt zurückgelegt, als sich die Tür des größeren Wagens öffnete und ein Mann den fahrbaren Untersatz verließ. Er trug in der rechten Hand eine Reisetasche, schloss die Tür ab und kam auf uns zu, denn gesehen hatte er uns schon längst.
    Er hatte dunkles Haar, ein scharf geschnittenes Gesicht und sonnenbraune Haut. Der Oberlippenbart war an den Enden in die Höhe gezwirbelt.
    »Der Zirkus hat geschlossen«, gab er bekannt.
    »Sind Sie Rodrigo?«
    »Bin ich.«
    »Wunderbar. Sie haben also am Abend nie eine Vorstellung, sondern immer nur am Nachmittag?«
    »Richtig, wegen der Kinder. Es ist ein Zirkus nur für Kinder. Größer braucht er nicht zu sein.«
    »Leiten Sie ihn allein? Sind Sie alles in einem?«
    »Nein. Aber wer will das wissen?« Seine Freundlichkeit verschwand allmählich.
    Ich holte meinen Ausweis hervor, den er sich genau anschaute. »Oh, die Polizei.«
    »Ja.«
    »Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Meine Lizenz ist in Ordnung. Da können Sie nicht...«
    »Das glauben wir Ihnen ja, Mr. Rodrigo. Wir haben trotzdem einige Fragen.«
    »Gut. Was wollen Sie wissen?«
    »Unterhalten Sie die Kinder allein?«, fragte Suko.
    »Nein. Wir sind ein Familienunternehmen. Es gibt da noch meine Frau und meine beiden erwachsenen Kinder. Die aber haben schon Feierabend gemacht, und das werde ich auch.«
    »Dann wohnen Sie nicht in dem Wagen?«
    »Nur im Notfall. Er ist mehr ein Ersatzteillager, wenn mal etwas kaputtgeht.«
    »Verstehe. Am Abend ist der Zirkus dicht?«
    »Klar. Die Kinder kommen nicht. Da müssen Sie ins Bett. Aber warum fragen Sie?«
    Suko deutete auf Iris King. »Weil diese junge Lady es anders erlebt hat.«
    »Ach. Hat sie das?«
    »Hat sie.«
    Iris übernahm das Wort. »Ich bin am Abend hier gewesen. In der Dunkelheit und schon bei Anbruch der Nacht. Aber nicht nur ich. Es waren noch fünf andere Leute mit dabei. Da hätten wir gern eine Erklärung.«
    Rodrigo war bei ihren Worten immer kleiner geworden. Wir sahen ihm an, dass ihm die Dinge sehr unangenehm waren.
    »Stimmt es?«
    Er nickte mir zu, schaute mich allerdings nicht an. »Ja, die Frau hat nicht gelogen. Sie kann hier im Zelt gewesen sein, und das auch in der Nacht.«
    »Wie kommt es?«
    Der Mann rang nicht nur seine Hände, er rang auch nach Worten. »Wissen Sie, für einen kleinen Zirkus wie dem unseren, ist das Überleben immer eine Sache von Tag zu Tag. Es geht knapp um die Ecken. Da kommt uns jede Einnahme recht.«
    Ich verstand. »Sie haben das Zelt vermietet.«
    »Genau. Es kann in der Nacht für irgendwelche Treffen benutzt werden. Die einzige Bedingung ist, dass kein Lärm gemacht wird.« Er gab sich wie ein reuiger Sünder und verdrehte seine dunklen Augen. »Ich weiß ja, dass es nicht rechtens ist, aber was soll ich machen? Die Zeiten sind nicht gut.«
    »Das sagten Sie bereits.« Mit den nächsten Worten beruhigte ich ihn. »Es kommt uns auch nicht darauf an, an wen Sie Ihr Zelt vermieten, wir sind erschienen, um es uns einmal genauer anzuschauen, und wir werden dort auch eine Weile bleiben.«
    Rodrigo wusste nicht, wohin er schauen sollte. »Äh... bleiben?«
    »Sicher. Und Sie können ruhig nach Hause gehen.«
    Er schaute uns an. »Gut, dann zeige ich Ihnen, wo Sie hineinkönnen.« Er grinste schief. »Die Polizei wird ja wohl keinen Unsinn machen, denke ich mir.«
    »Sicherlich nicht.«
    Wir gingen die wenigen Schritte bis zum Zelt. Es stand nicht direkt auf dem Rasen, sondern auf einem Untergrund aus Holzbohlen, die aneinander geklopft waren.
    Suko hatte noch eine Frage, die er Iris King stellte. »Wissen Sie noch genau, wann es gewesen ist, als Sie sich hier getroffen haben?«
    »Nein, das Datum weiß ich nicht. Tut mir Leid.«
    Rodrigo würde uns auch keine Antwort geben, die uns weiterbrachte. Er vermietete an

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