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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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komme?«
    »Das lass unsere Sorge sein.«
    Wie eine Kammerfrau nestelte Clementia beflissen an der Kutte herum, die Aliza inzwischen bis zu den nackten Füßen hinunter einhüllte.
    »Deine Hände verbirgst du nach Mönchsart in den Ärmeln. Sie verraten am ehesten, dass du kein Mann bist. So müsste es gehen. Was sagt Ihr, Bruder Diebold?«
    »Es ist die Stunde der Prim, Herrin. Ihr werdet keine Schwierigkeiten haben. Draußen nimmt jeder Wächter an, der Mönch sei auf dem Weg zur Kapelle.«
    »Das will ich hoffen, Bruder Diebold.«
    »Der Allmächtige schütze Euch.«
    »Gehen wir. Und merke dir eines, Aliza: Was immer du auf unserem Weg auch siehst oder hörst, bis wir in meinem Haus in Sicherheit sind, vernehme ich keinen Laut von dir, sonst war alles vergeblich und wir landen beide gemeinsam in diesen Gewölben.«
    Aliza nickte stumm.
    »Komm«, zischte Clementia und ging voraus.
    Aliza folgte ihr schwerfällig. Im Vorraum loderte eine Pechfackel an der Wand. Sie beleuchtete das Kerkergitter eines größeren Kerkers. Pritschen standen an seiner Wand. Auf einer von ihnen hockte Rupert.
    Da sie, wie befohlen, den Kopf gesenkt hielt, sah Aliza nur kräftige Beine und Lederstiefel. Erst als er Clementia im Vorbeigehen ansprach, erkannte sie die Stimme.
    »Wenn Ihr ein Herz habt, sagt mir, was mit Aliza geschieht. Der Kaiser muss sie freilassen. Sie ist unschuldig. Ihr wisst das so gut wie ich. Antwortet mir. Werdet Ihr Euch zu Ihren Gunsten verwenden?«
    »Du bist ein Narr, Rupert von Urach. Du hättest besser mein Angebot angenommen.«
    Clementia strebte ohne Halt der Treppe entgegen. Aliza eilte schwankend hinter ihr her, nicht ohne doch einen verstohlenen Blick an der Kante ihrer Kapuze vorbei in Ruperts Richtung zu werfen. Im Fackelschein wirkte sein Gesicht bleich und schweißbedeckt. Das Haar klebte ihm dunkel an den Schläfen, Bartstoppeln auf Wangen und Kinn machten ihn älter. Warum war er hier?
    »Kommt, Bruder!«, fauchte Clementia wütend, und Aliza stolperte weiter.
    Bis sie die Wachstube erreichten, wo das übliche Würfelspiel im Gange war, hatte sie jedoch solche Mühe, sich überhaupt aufrecht auf den Beinen halten, dass sogar der Schock, Rupert im Kerker zu sehen, in den Hintergrund gedrängt wurde.
    Clementia schritt ohne jedes Wort an den Spielern vorbei. Niemand hielt sie auf.
    Unter freiem Himmel kroch die Kälte der Winternacht unverzüglich in die Falten der Mönchskutte. Kieselsteine drückten sich in die nackten Fußsohlen. Aliza hielt kurz inne, aber Clementia stieß ihr augenblicklich einen Ellbogen in die Seite und drängte vorwärts. Erst als sich die Tür ihres Quartiers vor ihnen auftat, gestattete sie ihr, stehen zu bleiben.
    In Clementias Schlafgemach erwartete Hildburg sie händeringend.
    »Warum ist Rupert von Urach im Kerker?«, waren Alizas erste Worte nach dem verordneten Schweigen.
    Clementia lachte freudlos und nahm den Würzwein entgegen, den Hildburg ihr sogleich eingegossen hatte.
    »Hast du’s nicht gehört? Weil er ein Narr ist.«
    »Wollte man alle Narren immer gleich einsperren, hätte der Kaiser leichtes Regieren«, schlaumeierte Hildburg.
    »Hast du alles vorbereitet?«
    Den Becher abstellend, löste Clementia die Bänder ihres Umhanges und sank in einen gepolsterten Scherenstuhl. Linien der Anspannung verrieten in ihren Mundwinkeln, dass sie nicht so ruhig war, wie sie sich gab.
    »Sobald die Tore der Pfalz geöffnet werden, wirst du dich mit Aliza und den Knechten wie besprochen auf den Weg machen.«
    »Mit mir? Wohin?«
    »Nach Sachsen. Ins Kloster der Benediktinerinnen auf der Cyriaksburg in Erfurt. Es wird dir gefallen.«
    »In ein Kloster?«, wiederholte Aliza völlig entgeistert. »Was soll ich dort? Niemals würde mich eine Ordensgemeinschaft frommer Frauen aufnehmen. Für sie sind Frauen des fahrenden Volkes die Verkörperung von Sünde und Ausschweifung.«
    »Nicht du. Du wirst willkommen sein. Du hast ein Empfehlungsschreiben der Herzogin von Sachsen und eine ordentliche Mitgift aus ihrer Schatulle mit dir. Die Mutter Äbtissin ist mir verpflichtet. Ihr Kloster ist genau der richtige Ort für dich. Du kannst deine Tage dort mit sinnvoller Arbeit füllen. Dein Kräuterwissen wie auch deine Fähigkeiten mit der Nadel werden dich zu einem geschätzten Mitglied der Gemeinschaft werden lassen, dessen bin ich sicher.«
    Aliza leistete mit allen ihr zur Verfügung stehenden Worten Widerstand.
    »Dein Wille zählt nicht«, antwortete Clementia schroff. »Sei

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