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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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gesenkt, wollte sie sich allein seinem Urteil unterwerfen.
    »Lasst bitte nicht zu, Majestät, dass man mich in einem Kloster einsperrt. Wollt Ihr mich strafen, lasst mich besser hinrichten«, bat sie.
    »Niemand wird hingerichtet. Einen Umhang für das Mädchen.«
    Der Kaiser streckte auffordernd die Hand aus, ohne sich darum zu kümmern, wer den Befehl befolgte.
    Hildburg reichte ihm den fellgefütterten Wollmantel der Herzogin.
    Behutsam half der Kaiser Aliza zu einem Scherenstuhl und hieß sie Platz zu nehmen. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und wandte sich an Berthold von Zähringen, der einen völlig verstörten Eindruck machte.
    »Was setzt Euch zu? Das schlechte Gewissen?«
    »Nein, Majestät. Nein. Es ist das Mal – seht Ihr nicht das Blutmal, das sie im Nacken trägt?«, stammelte Berthold kreidebleich.
    Clementia kam ihm zu Hilfe. Auch sie erschütterter als je zuvor. Im diffusen Licht des Kerkers war ihr das Mal entgangen.
    »Es ist das Mal der Zähringertöchter«, erklärte sie. »Auch ich trage es. Es ist das Erbmal aller Töchter aus Zähringens Blut. Nur sie sind damit gezeichnet.«
    »Es hat nichts mit Zähringen zu tun«, widersprach Aliza müde. »Ich bin eine Tamara. Die Ziehtochter Leenas. Ich wurde mit dem Zeichen des Blutfluchs geboren. Er bringt Verhängnis und Verderben über alle Menschen meines Lebenskreises. Seht die Toten, die meinen Weg säumen. Braucht ihr weitere Beweise?«
    Berthold trat wie magisch angezogen auf Aliza zu.
    »Ziehtochter? Wo haben die Ägypter dich aufgenommen? Wo bist du geboren? Wie alt bist du?«, schrie er sie unvermittelt an.
    »Geboren bin ich in Burgund, in Besançon. Ich bin neunzehn, glaube ich …«
    »Bist du von dem fahrenden Gesindel geraubt worden? Immer wieder gibt es Gerüchte, dass sie Kinder entführen.«
    Furchtlos schrie Aliza zurück.
    »Lügen! Das sind Lügen! Genügt es Euch nicht, dass alle tot sind? Müsst Ihr uns noch über das Grab hinaus mit Schmutz bewerfen? Was haben wir Euch getan? Auch meine leibliche Mutter Adeliza ist tot. Sie hat sich nach meiner Geburt in den Fluss gestürzt, weil ich dieses Zeichen trug. Sie wurde das erste Opfer des Blutfluchs.«
    »Adeliza? Behauptest du, der Name deiner Mutter sei Adeliza?«
    »Adeliza Cornet, wenn Ihr es genau wissen wollt. Was ist seltsam daran?«
    Ruperts Augen wechselten von Berthold zu Aliza und wieder zurück. Fand sich hier die Erklärung für sein Gefühl, er kenne Aliza von jeher? Fürchtete er deshalb ihren Stolz und sah viele ihrer Reaktionen voraus? Bertholds Antwort war letztlich keine Überraschung mehr für ihn.
    »Ich bin dein Vater, Mädchen.«
    Aliza
Villa Lutra, 11. Januar 1157
    E r mein Vater? Niemals! Er mag Adeliza gekannt haben, aber ist das ein Beweis? Und wer sagt, dass das Blutmal die Abstammung belegt? Es ist ein Fluchmal, mit dem auch eine Zähringerin gezeichnet sein kann. Auch kein Beweis. Und wenn doch? Nein!
    Vom Wirbel der eigenen Gedanken überfordert, bat Aliza Gott, er möge Berthold nicht ihren Vater sein lassen, während auch der Kaiser seine Zweifel äußerte.
    »Seid Ihr sicher? Wie könnt Ihr das allein anhand eines Males behaupten? Viele Kinder kommen mit ähnlichen Hautveränderungen zur Welt.«
    »Ähnlich vielleicht, aber dieses Mal ist unverwechselbar. Aber lasst mich alles erklären …« Berthold ließ Aliza keinen Atemzug lang aus den Augen. »Adeliza Cornet ist mir wohl bekannt. Sie ist Tochter eines Magistratsherrn aus Besançon. Nach dem Tod ihrer Eltern lebte sie im Haus ihres Onkels. Mein Vater war Rektor von Burgund in jener Zeit. Er nahm mich auf eine Reise dorthin mit. Ich begegnete Adeliza bei einem Empfang und begehrte sie auf den ersten Blick. Wie Aliza hier hatte sie rotes Haar und grüne Augen. Ich versprach ihr die Ehe, als ich sie verführte. Ich war sechzehn, jung und kopflos vor Verlangen. Mein Vater lachte, als er es erfuhr. Er hatte andere Pläne mit mir. Wir wurden getrennt, und ich nahm an, Adelizas Familie sei ebenso zu der Überzeugung gekommen, dass eine Verbindung ihrer Tochter mit mir nicht das Richtige sei.«
    Die nüchterne Schilderung schien Barbarossa glaubwürdig. Aliza zeigte sie, dass der Widerling, der sich als ihr Vater entpuppte, nicht viele Gedanken an seine Geliebte und an die Folgen seiner Leidenschaft verschwendet hatte. Ihre Mutter hatte sich blenden lassen von ihm und ihren Leichtsinn mit dem Leben bezahlt.
    »So hegt Ihr keinen Zweifel daran, dass Aliza Eure Tochter ist?«, fragte der

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