Der Blutfluch: Roman (German Edition)
Verstand sagt mir, dass viele Hände dafür nötig sind. Ich biete Euch die meinen an. Ihr werdet als Erstes sicher Unterkunft für Euch und die Männer brauchen, die Ihr anwerbt. Dann müssen Frauen in Euren Lagern kochen, die Kleidung in Ordnung halten, Vorräte anlegen und verwalten, sich um Kranke kümmern. Lasst mich das organisieren. Bekümmert Euch nicht um den Wunsch des Kaisers, mich zur Frau zu nehmen. Wenn die Burg steht, werdet Ihr eine Frau nehmen, die dort als Herrin einzieht. Mir gewährt eine kleine Unterkunft mit ein wenig Grund auf Euren Ländereien zum Lohn für meine Hilfe. Alles, was ich suche, ist ein Ort, an dem ich bleiben kann. Ich will nicht mehr vertrieben werden.«
»Du willst wirklich mit mir kommen?« Ihre Erklärung ließ keinen Zweifel daran, doch musste Rupert es selbst formulieren, um es glauben zu können.
»Ja.«
Sie hatte einen Entschluss gefasst, vor dem sie im Grunde ihres Herzens zurückscheute. Sie sah offensichtlich keinen anderen Ausweg, als mit ihm zu gehen.
Was all dies ihm bedeutete, würde sie noch früh genug erfahren. Zuerst klärte er sie über die unabdingbare Voraussetzung für einen gemeinsamen Weg auf.
»Wenn du mit mir kommen willst, kannst du dies nur als meine Ehefrau tun. Wir können den Kaiser nicht hintergehen. Er besteht aus vielen Gründen auf unserer Heirat. Auch erhalte ich die Ländereien und das Baurecht für die Burg nur unter der Bedingung, dass ich die burgundische Tochter des Zähringers zur Frau nehme. Du siehst, meine Zukunft liegt allein in deiner Hand.«
»Eben noch wolltet Ihr morgen aufbrechen, ohne mir dies zu gestehen«, erinnerte ihn Aliza. »Warum?«
»Eben hielt ich es noch für völlig ausgeschlossen, dass wir eine Zukunft in gemeinsamer Übereinstimmung haben könnten.«
Er sah sie zögern.
»Ich muss Euch ehrlicherweise warnen. Ich bin nicht die richtige Frau für Euch. Keine Edeldame wie die Herzogin. Es mangelt mir an Erziehung, Beherrschung und höfischen Sitten«, sagte sie nach langem Schweigen. »Anzunehmen, ich würde vergessen, wie ich aufgewachsen bin und was ich erlebt habe, wäre töricht. Es hat mich gezeichnet. Und wer kann schon sagen, ob ich einem Ehemann nicht das gleiche Unglück brächte wie den Tamara? Wollt Ihr das riskieren?«
Welch eine Frage! Nur mit Mühe verbarg Rupert den Aufruhr seiner Gefühle vor Aliza. Es hätte sie erschreckt, zu erfahren, wie viel es ihm bedeutete, dass sie sich aus freiem Willen für ihn entschied. Für sie hatte er auf seinen Lebenstraum verzichten wollen. Dass sie nun vor ihm stand und diesen Traum zurück in seine Hände legte, ließ ihn nach Worten suchen.
»Über Glück oder Unglück bestimmen nicht wir, beides wird uns vom Schicksal zugeteilt. In Burgund wirst du wenig Muße haben, darüber zu grübeln«, sagte er schließlich und konnte seine Begeisterung doch nicht ganz verbergen. »Es erwartet uns dort endloser Wald. An den Ufern des Doubs müssen wir in schützender Höhe einen Bauplatz von ausreichender Größe für die Burg finden. Eine Burg, die Land und Leute schützt, zieht Siedler jeder Art an und wird so zur Keimzelle für Dörfer und Städte. Da dem Kaiser daran liegt, das burgundische Grenzgebiet besser zu befestigen, zeigt er sich bei der Zuteilung der Gebiete besonders großzügig. Die erste Zeit werden wir vermutlich in Andrieu, einem kleinen Weiler, wohnen und das einfache Leben der Jäger und Köhler teilen. Auch müssen wir Baumeister und Handwerker unter den Einheimischen suchen. Geschickte Männer, die um die Tücken des Geländes wissen. Gut ist, dass du mit ihrer Sprache aufgewachsen bist.«
Er hatte die richtigen Worte gefunden, auch wenn sie nur ein armseliger Abklatsch dessen waren, was er in Wirklichkeit fühlte.
»Das klingt aufregend. Die Königin sagte, die Gebiete lägen in der Nähe von Besançon …«
Rupert glaubte zu ahnen, was sie bewegte.
»Fürchtest du die Nähe Besançons wegen der Menschen, die deine Mutter in den Tod getrieben haben? Das musst du nicht. Du wirst als Herrin unserer Burg jeden Schutz genießen.«
Hatte er sie überzeugt? Nicht einmal in der Nacht vor seiner Schwertleite war Rupert so aufgewühlt und rastlos gewesen wie in diesem Moment. Ihre Antwort zeigte ihm jedoch, dass ihr Entschluss tatsächlich unwiderruflich feststand.
»Wann werden wir aufbrechen?«
»Sobald uns der Kaiser die Erlaubnis erteilt, das heißt, sobald wir verheiratet sind und die Tinte auf den Urkunden getrocknet ist. Es wird schnell
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