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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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findest, sie zu überzeugen.«
    Nach diesen Worten suchte Beatrix, als sich Aliza kurz vor der Vesper bei ihr einfand. Geziemend gekleidet in ein Gebände, das nur ihr Gesicht freiließ, deutete ihre Blässe noch immer darauf hin, dass Schweres hinter ihr lag.
    »Ihr habt nach mir schicken lassen, Majestät.«
    »Wir müssen etwas besprechen, Aliza«, begann sie vorsichtig, ein Hin und Her der Fragen und Antworten zu ihrem Befinden überspringend. »Der Kaiser bricht in Kürze zum Hoftag nach Ulm auf, und ich werde ihn begleiten. Deswegen müssen wir heute Vorsorge für deine Zukunft treffen. Berthold hat dich als seine Tochter anerkannt, wenngleich nicht als eheliches Kind. Dir ist klar, was das für dich bedeutet?«
    »Ich will nichts mit ihm zu schaffen haben«, antwortete Aliza eigensinnig.
    »Es geht nicht nach deinem Willen, es geht nach dem Gesetz.« Beatrix räusperte sich. »Berthold von Zähringen ist der
pater familias
des Hauses Zähringen. Nachdem er dich mit Siegel und Urkunde als seine Tochter anerkannt hat, stehst du unter seiner väterlichen Munt. Er sorgt und haftet für dich, bis er einen Ehemann findet, der diese Pflicht von ihm übernimmt.«
    »Wer sollte mich heiraten wollen?«, murmelte Aliza.
    Immerhin war dies keine strikte Ablehnung einer Ehe, stellte Beatrix für sich fest.
    »Steht dir denn der Sinn nach einem eigenen Hausstand? Nach einem Ehemann und Kindern?«
    Aliza stutzte kurz und begriff. »Heißt das, ich muss heiraten?«
    »Wenn du nicht ins Kloster willst, ist es die einzige Möglichkeit, Bertholds Hausstand zu entkommen«, antwortete Beatrix unverhohlen.
    Ein Schatten huschte über Alizas Gesicht.
    »Dafür würde ich fast alles geben. Aber – Ihr sagt das so – wen soll ich denn eigentlich heiraten? Was erwartet mich in einer Ehe?
Wer
erwartet mich?«
    »Keine Sorge, ein Fremder wird es nicht gerade sein«, wand sich Beatrix. »Der Kaiser hat einen ansehnlichen jungen Mann für dich im Auge, der ohne sein Zutun in Schwierigkeiten geraten ist. Bei Hof ist sein Bleiben nicht länger vonnöten. Deswegen überträgt ihm Friedrich eine verantwortungsvolle Aufgabe an anderer Stelle des Reiches, die eine tüchtige Frau an seiner Seite erfordert. Und zu deiner anderen Frage: Es erwarten dich Mutterschaft und Familie nach dem göttlichen Wollen.«
    Aliza durchschaute die lange Rede als Verzögerungstaktik.
    »Heilige Mutter Gottes. Wollt Ihr mir nicht endlich sagen, wen ich zum Mann nehmen muss?«
    Beatrix sah ihr an, dass sie schlimmste Befürchtungen hegte, weil sie ein solches Geheimnis aus dem Namen machte. Sie gab die Ausflüchte auf.
    »Es ist Rupert von Urach. Still. Ich weiß, was du sagen willst. Er hat Sizma getötet und war daran beteiligt, dich zu erpressen. Aber bedenke, er wollte das Leben seines Freundes retten. Sie hat den Vohburger erstochen und Wolf von Rheinau tödlich verletzt.«
    »Ich will nichts davon hören«, wehrte Aliza sich gegen die schrecklichen Einzelheiten. »Doch warum ist sein Bleiben am Hof nicht länger erwünscht, wie Ihr sagt?«
    »Weil er sich mit den falschen Leuten angelegt hat.« Beatrix dämpfte die Stimme, obwohl niemand in Hörweite war.
    »Auf dem Gerichtstag des Kaisers hat Urach deine Festsetzung als himmelschreiendes Unrecht angeprangert und deine Freilassung aus dem Kerker gefordert. Der Erzkanzler konnte eben noch einschreiten und verhindern, dass Berthold vor aller Welt Urach den Lehnseid aufkündigt und ihn einen Lügner und Mörder nennt. Er musste die Nacht im Kerker verbringen, damit wenigstens ein Anschein von Ordnung gewahrt werden konnte.«
    Aliza zeigte keinerlei Anteilnahme. Begriff sie nicht, dass Urach dies alles für sie riskiert hatte?
    »Der Kaiser unterstellt Urach bei allem«, fuhr Beatrix fort, »dass er aus ehrenhaften Gründen gehandelt hat, und will ihm eine Gelegenheit geben, sich in seinen Diensten zu bewähren. Er soll eine Burg in Burgund errichten und eine Siedlung am Ufer des Doubs gründen. An seiner Seite wirst du ganz in der Nähe von Besançon leben.«
    »Wenn der Kaiser so großzügig ist, warum verlangt er dann von ihm, mich zur Frau nehmen zu müssen? Es gibt doch sicher genug begüterte Töchter von Stand, die besser zu ihm passen würden.«
    Alizas hartnäckiges Fragen forderte die Geduld in einer Weise, dass Beatrix sie nur deswegen nicht verlor, weil sie Friedrich keinesfalls enttäuschen wollte. Darüber hinaus kam sie immer mehr zu der Erkenntnis, dass es klug und für alle Beteiligten das Beste

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