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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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war, die Probleme auf diesem Weg zu lösen.
    »
Du
bist seit zwei Tagen die Dame mit der reichsten Mitgift des ganzen Hofes«, erinnerte sie Aliza. »Zudem scheinst du ihm nicht gleichgültig zu sein. Hast du vergessen, was er für deine Freilassung riskiert hat?«
    Sie sah ihr an, dass sie sich dieser Tatsache nicht voll bewusst war, trotzdem fasste sie nach.
    »Der Uracher wird sich glücklich schätzen, dass er dich bekommt. Und du, dass du ihn bekommst. Du wirst ein gutes Leben haben, ein besseres, als du je zu träumen gewagt hast. Halten wir uns also an die Tatsachen: Der Kaiser wünscht, dass du den Uracher zum Mann nimmst und ihn nach Burgund begleitest. Auch wenn dies nicht deinen Vorstellungen entspricht, musst du gehorchen. Nichts anderes kann ich dir raten.«
    »Und was sagt der Ritter zu diesem Befehl?«
    »Der Uracher? Wenn er halbwegs bei Verstand ist, wird er sich dem Kaiser zu Füßen werfen und ihm für seine Gnade danken. Nur wenige Menschen erhalten die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen. Höre auf meinen Rat und reich ihm die Hand.«
    Aliza lächelte nicht.
    »Ich will darüber nachdenken, Majestät.«
    »Aber nicht zu lange. Unsere Abreise steht unmittelbar bevor.«
    »Sehr wohl, Majestät.«
    War das jetzt ein Ja oder ein Nein? Beatrix konnte sich nicht überwinden weiterzudiskutieren. Sie erlaubte Aliza, sich zu entfernen.
    Woher nur nimmt Friedrich die Gelassenheit, mit der er unangenehme Aufgaben erledigt?,
fragte sie sich.

Dreizehntes Kapitel Aufbruch
    Rupert von Urach
Villa Lutra, 14. Januar 1157
    R echteckig und glatt schloss die Steinplatte das Grab an der Kapellenmauer ab. Bisher hatte noch kein Steinmetz Wolfs Namen und seine Lebensdaten eingraviert. Rupert bezweifelte, dass es je dazu kommen würde. Berthold hatte andere Sorgen.
    Das Gotteshaus hatte mit dem Bau der neuen Palas-Kapelle zwar an Bedeutung eingebüßt – es war dem Gesinde und der Burgbesatzung überlassen worden –, aber das Ziegelgewölbe war meisterlich gefügt und atmete noch immer die Frömmigkeit zahlloser Gebete. Wolf hätte die Kapelle in ihrer Schlichtheit gefallen. Durch die Mauerschlitze fielen nur wenige Lichtbalken, aber das Ewige Licht über dem Altar glühte in beständigem Trost.
    Rupert beendete sein stilles Zwiegespräch mit dem Freund, indem er sich bekreuzigte. Erst im Umwenden entdeckte er Aliza, die ihn offensichtlich beobachtet hatte. Dunkel gekleidet, stand sie schmal vor einem massigen Pfeiler.
    Wie es aussah, war es ihr Wunsch, mit ihm zu sprechen. Da er ihr das kaum verweigern konnte, ging er langsam auf sie zu. Sizmas Tod stand zwischen ihnen. Es galt jedes Wort sorgsam zu prüfen.
    Die Welt um ihn herum wurde mit jedem Schritt kleiner, bis nur Aliza und er übrig blieben. Ein Mann und eine Frau, vom Schicksal zu Feinden gemacht, obwohl jeder im Grunde seines Herzens dem anderen zugeneigt war.
    Auch sie kam ihm entgegen, blieb in einem Lichtstreifen schließlich vor ihm stehen.
    »Ich grüße Euch, Adeliza von Zähringen«, sprach er sie an. So fiel es ihm leichter, Abstand zu wahren.
    Sie antwortete mit einer Handbewegung, die Ärger über seine Förmlichkeit andeutete.
    »Ihr habt ein Grab, an dem Ihr beten könnt«, sagte sie mit unterdrücktem Vorwurf in der Stimme. »Wolf von Rheinau war ein aufrechter Mann. Ich bedaure seinen Tod.«
    »Du weißt, dass ich ihn gerächt habe.« Die vertraute Anrede stellte sich wie von selbst wieder ein.
    »Man hat es mir berichtet.«
    Mehr sagte sie nicht, obgleich sich das Schweigen zwischen ihnen dehnte. Rupert hatte mit offener Abneigung gerechnet, mit Hass und Vorwürfen, gegen die er sich nicht zur Wehr hätte setzen können. Ihre Ruhe wurde ihm zunehmend unheimlicher.
    »Ich verstehe, dass du mich hasst«, zwang er sich auszusprechen, was gesagt werden musste. »Mein Anblick allein schon muss dir Kummer bereiten, doch du musst mich nicht länger ertragen. Ich werde Villa Lutra schon morgen verlassen.«
    »Ihr geht nach Burgund?«
    »Was weißt du von Burgund …« Er unterbrach sich für den einzig möglichen Schluss. »Beatrix hat dasselbe Gespräch mit dir geführt wie der Kaiser mit mir?«
    Ihr Nicken entlockte ihm einen Fluch.
    »Ich hätte es wissen müssen. Keiner von beiden überlässt etwas dem Zufall. Doch keine Angst, Aliza. Ich werde abreisen, ehe sie dich zu einer Ehe mit mir zwingen können. Mich darum zu bitten, hast du mich gesucht, nicht wahr?«
    »Ich bin wegen Sizma hier. Ich muss herausfinden, ob sie beerdigt wurde oder

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