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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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ehrlich.
    »Zwölf Jahre Ehe und das Leben in Sachsen sind dir gut bekommen«, hörte sie Berthold ausrufen. »Ich schwöre, du siehst jedes Mal schöner und eleganter aus, wenn ich dich zu Gesicht bekomme.«
    Zwölf Jahre! Dann musste Clementia bei ihrer Eheschließung jünger gewesen sein als sie heute, errechnete sich Beatrix. Sie entsann sich jetzt auch der Einzelheiten der Heirat. Was sie einmal gehört oder gelesen hatte, vergaß sie so gut wie nie.
    Clementias Vater Konrad hatte, indem er seine zwölfjährige Tochter Heinrich dem Löwen zur Frau gab, die Fronten gewechselt. Zuvor ein Mann der Staufer, war er damit zu einem Anhänger der Welfen geworden.
    Sein Sohn und Erbe Berthold hatte sich mit der Erneuerung des burgundischen Rektorats nach dem Tod des Vaters von Friedrich wieder für die Staufer einfangen lassen. Wobei ihm, nach Beatrix’ Meinung, schon bei der Unterzeichnung des Vertrages mit dem Kaiser hätte auffallen müssen, dass die militärische Unterstützung, die er verlangte, niemals erbracht werden konnte. Man musste kein Kriegsherr oder Stratege sein, um zu wissen, dass man Panzerreiter in so hoher Zahl nicht in kürzester Zeit aus dem Boden stampfen konnte.
    Ihre Heirat mit Friedrich setzte den Schlusspunkt unter die schleichende Entmachtung der Zähringer. Berthold hatte nicht das Format, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
    Ihre Gedanken verbergend, lächelte Beatrix den Zähringer-Geschwistern huldvoll zu. Bertholds Kniefall nahm sie mit Anmut entgegen.
    »Erhebt Euch, Herr Berthold. Ich kann verstehen, dass Ihr Euch nach so langer Zeit ausführlicher mit Eurer Schwester unterhalten wollt. Auch wenn ich es bedaure, auf die Gesellschaft der Herzogin verzichten zu müssen, Ihr dürft Euch gerne mit ihr zurückziehen, damit Ihr unter vier Augen plaudern könnt.«
    Weder Clementia noch Berthold hatten das im Sinn gehabt, aber es blieb ihnen nun nichts anderes übrig. Beatrix glaubte ein Funkeln des Zorns in den Augen der Herzogin zu entdecken, aber sie lächelte stoisch dagegen an.
    Es war leicht, das Gespräch in Abwesenheit der Herzogin auf sie zu bringen. Ihre Damen plauderten freimütig drauflos, während sie zusammensaßen und stickten. Sie glaubte, eine Spur von Neid aus den Schilderungen herauszuhören.
    »Man sagt, Heinrich vertraut ihr ohne Einschränkung. Er ist häufig abwesend, wenn er mit dem Kaiser unterwegs ist. Sie regiert für ihn in Sachsen. Man stelle sich das vor, eine Frau!«
    »Anfangs gab er ihr noch Graf Adolf von Holstein als Berater zur Seite. Während des Italienzuges von 1154 übertrug er ihr jedoch die Verwaltung des Herzogtums in voller Verantwortung. Sie muss wohl alles zu seiner Zufriedenheit geregelt haben. Dass sie ihn zum Reichstag begleitet, ist ein Beweis.«
    »Vielleicht will der Löwe einfach nicht hinter Heinrich Jasomirgott zurückstehen. Der will ja auch mit seiner Gemahlin nach Regensburg kommen, und die ist immerhin eine Nichte des Kaisers von Konstantinopel.«
    »Haben Heinrich und Clementia Kinder?«, fragte Beatrix betont beiläufig.
    »Sie hat drei Kinder zur Welt gebracht«, antwortete eine Ehrendame. »Heinrich, der Erbe, und seine Schwester Richenza starben in ihren ersten Jahren. Ob die kleine Gertraud älter werden wird, muss sich noch weisen. Sie ist kaum zwei Jahre alt. Aber die Herzogin ist noch jung und gebärfähig. Sicher wird sie dem Löwen noch viele Söhne schenken.«
    Beatrix nickte stumm, ohne den Tratsch einzudämmen. Solange Friedrich sein Wissen nicht mit ihr teilte, musste sie selbst Wege finden, die komplizierten Macht-und Einflussstrukturen des Hofes kennenzulernen. Auch lenkte es sie davon ab, dass sie sich immer elender fühlte. Krämpfe durchliefen jetzt in unregelmäßigen Abständen ihren Leib. Der Schmerz stach mit Messern.
    Ohne dass sie ihn ins Gespräch bringen musste, wurde auch der Bruder der Herzogin von der weiblichen Tratschsucht zerpflückt. Man bescheinigte ihm Ehrgeiz, Tatenlust und einen geradezu fanatischen Sinn für Gerechtigkeit, der ihn oft Vernunft und Vorsicht vergessen ließ. Nach Beatrix’ Meinung lief es darauf hinaus, dass Berthold ein kampfstarker Ritter, aber ein schlechter Diplomat und Politiker war.
    »Seine Gemahlin sitzt in Zähringen. An den Hof hat er sie noch nie gebracht, und von einem Erben ist auch nichts bekannt. Man nimmt an …«
    Erst als ihre Ehrendame abbrach, vom Hocker aufstand und mit den anderen Damen in die Knie sank, sah Beatrix von ihrer Stickerei auf.
    Friedrich

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