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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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stand in der Tür und lächelte freundlich. Immer wieder fiel ihr sein Taktgefühl auf. Ohne Rücksicht auf Rang und Namen, begegnete er den Menschen in seiner Umgebung mit natürlichem Wohlwollen. Inzwischen wusste sie auch, dass er praktische Kleidung den Prunkgewändern vorzog. Er neigte nur zur Prachtentfaltung, wenn es politischen Zwecken diente.
    »Mein Gemahl.«
    Beatrix erhob sich ebenfalls eilig und neigte errötend den Kopf. Wenn er ihr so unverhofft gegenüberstand, überwältigte sie seine Ausstrahlung wie am ersten Tag. Im Gegensatz zu den meisten Rittern trug er das Haupthaar kurz, die rotblonden Locken wellten sich über den Ohren. Der Bart, den er anlässlich der Hochzeit kurz getrimmt hatte, war nachgewachsen und kräuselte sich rötlich um Kinn und Wangen. Seine Zähne leuchteten in ungewöhnlichstem Weiß.
    Die hastige Bewegung und eine Gefühlsaufwallung machten Beatrix schwindlig. Friedrichs Gesicht verschwamm ihr vor den Augen. Das Gemach drehte sich unerwartet um sie, dann wurde es dunkel. Alles erstickte im Schwarz. Die Stimmen rückten fern.
    »Gebt acht … Löst vorsichtig die Bänder. Guter Gott, was ist mit ihr?«
    Hände machten sich an ihrem Gewand zu schaffen. Beatrix wollte sie fortschieben, aber sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Finger wurden so schmerzhaft zusammengepresst, dass sie nur ein Stöhnen zustande brachte.
    »Sie erwacht! Allen Heiligen sei Lob und Dank!«
    Verwundert schlug Beatrix die Augen auf und blickte in Friedrichs besorgtes Gesicht. Er war es, der ihre Finger umklammert hielt und sie drückte, als könne er so sein warmes Blut mit ihrem mischen.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie.
    »Du bist einfach umgefallen. Von einem Augenblick zum anderen lagst du auf dem Boden. Was ist mit dir?«
    »Trinkt, Majestät.«
    Die Kammerfrau stützte Beatrix an den Schultern und hielt ihr einen Becher an die Lippen.
    Erfrischendes Brunnenwasser. Endlich einmal kein Gewürzwein. Im Kloster hatte sie nur zu besonderen Gelegenheiten Wein getrunken, und wenn, dann ohne Zusätze. Das Wasser würde ihr helfen. Wenn nur nicht diese schrecklichen Krämpfe wären. Sie befreite ihre Hände und presste sie auf den Unterleib.
    »Ihre Röcke sind voller Blut!« Friedrich entdeckte es als Erster. Panik schwang in seiner sonst so beherrschten Stimme. »Was hat das zu bedeuten? Die Königin braucht einen Medicus. Holt den Mann auf der Stelle!«
    »Der Blutfluss kommt zur Unzeit, Eure Majestät.« Beatrix’ Kammerfrau wagte das klärende Wort, obwohl es nicht angemessen war, dass sie den Kaiser aufklärte. »Es scheint fast so, als verlöre die Königin eine erste Leibesfrucht. Sie ist noch sehr jung. Möglicherweise zu jung, ein gesundes Kind auszutragen. In solchen Fällen hilft sich die Natur oft selbst. Und meist sieht es schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist.«
    »Seid Ihr sicher? Schickt trotzdem nach dem Medicus.«
    Beatrix kämpfte gegen den Schmerz an. Sie bekam ein Kind? Wieso wusste sie nichts davon?
    Sie wollte Fragen stellen, Antworten bekommen, aber ihr fehlte der Atem zum Sprechen. An der Hand des Kaisers versuchte sie trotz allem sich aufzurichten.
    »Bitte, Eure Majestät. Verlasst uns, das ist Frauensache«, vernahm sie das aufgeregte Geflüster ihrer Damen.
    »Ist sie in Gefahr? Sagt mir die Wahrheit!« Hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihr beizustehen, und der Bereitschaft, den Frauen zu überlassen, was ihre Aufgabe war, zögerte Friedrich. »Was könnt Ihr für sie tun? Sie leidet sichtlich unter Schmerzen. Wie kann man ihr helfen?«
    »Man muss der Natur ihren Lauf lassen, wenn es so weit gekommen ist, Majestät. Auf seine Art ist es wie eine Geburt.«
    »Dann braucht sie eine Wehmutter.«
    »Im Gefolge der Königin ist auch eine Hebamme. Schließlich war damit zu rechnen, dass sie empfängt. Es wird alles für sie getan.«
    Erstickt protestierte Beatrix dagegen, dass über ihren Kopf hinweg beraten und entschieden wurde. Niemand hörte auf sie. Finger für Finger löste Friedrich sacht ihre Verbindung, obwohl sie es nicht zulassen wollte.
    Warum ließ er sie allein? Begriff er nicht, wie sehr sie ihn brauchte?
    »Sei tapfer, meine Liebe. Ich bin in Gedanken bei dir, und ich werde so schnell es geht zurückkommen«, beruhigte er sie und gab Anweisung. »Ich muss Euch meine Gemahlin anvertrauen. Man wartet bereits auf mich. Schickt mir auf der Stelle einen Kurier nach Regensburg, sollte sich ihr Befinden verschlechtern. Ich will zu jeder Zeit Bescheid wissen.

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