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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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beißende Gestank mischte sich mittlerweile ätzend bei, jeder Atemzug kratzte in der Kehle, und Wein und Bier flossen reichlicher, als für ein friedliches Miteinander ratsam sein konnte.
    Da übertönte Trompetenschall Miloshs Fidel. Ehe Aliza den fremden Ton einordnen konnte, spürte sie schon, dass die Aufmerksamkeit mit einem Schlag von ihr wich. Allen voran die Waffenträger, wussten die Männer, was der Ruf bedeutete. Aufgeregt tauschten sie sich aus.
    »Das Hochzeitsturnier. Man gibt die Reihenfolge der Kämpfe für morgen bekannt!«
    »Lasst uns hören, wer für die Welfen und wer für die Staufer in die Schranken reitet.«
    »Ein Schlachtross aus kaiserlichem Stall und eine Rüstung aus der Werkstatt eines Meisterschmiedes warten auf den Sieger! Vielleicht küsst ihn sogar unsere schöne neue Königin.«
    Die Stimmen entfernten sich. Alles drängte unvermittelt zur westlichen Stadtmauer, wo das Turnierfeld schon vor Tagen ausgesteckt und vorbereitet worden war. Eine Tribüne mit Baldachin, errichtet am Rande der Absperrung, erwartete das Brautpaar und seinen Hofstaat. In angenehmem Schatten würden sie von dort die Wettkämpfe verfolgen und den Siegern Beifall spenden.
    Aliza ließ das Tamburin sinken, ihre Knie zitterten. Erleichtert schlossen sich die übrigen Mitglieder ihrer Sippe um sie. Die Gefahr war abgewendet.
    Sizma zeigte keine Dankbarkeit dafür, dass Aliza ihr beigestanden hatte gegen den Rüpel, der zunächst ja sie bedrängt hatte. Sie nörgelte wie üblich. »Du hättest dich ruhig mehr anstrengen können. Nur Kupfermünzen, Kreuzer und Pfennige haben sie aus dem Staub gekratzt. Kein einziges Silberstück.«
    »Dass du den Hals nie voll bekommst, ist mir klar«, murmelte Aliza und drehte ihr den Rücken zu.
    Das Tamburin unter den Arm geklemmt, fasste sie ihr Haar zusammen und flocht es wieder zum Zopf. Staub und Feuchtigkeit hatten es verfärbt. Es klebte ihr an den Schläfen, das auffällige Rotblond erschien glanzlos. Sie befestigte das Tuch darüber. Das Gefühl, beobachtet zu werden, zwang sie plötzlich zum Innehalten und Aufsehen.
    Wenige Schritte entfernt, an der Bretterwand einer Garküche lehnend, beobachtete sie einer der Ritter. Wappenrock, Waffengürtel und pelzverbrämte Kappe wiesen ihn als Edelmann aus. Das schwarzgelbe Wappen auf der Brust kam ihr bekannt vor, aber sie konnte es dem richtigen Haus nicht zuordnen. Die Gäste des Kaisers kamen aus allen Himmelsrichtungen.
    Sein Blick begegnete ihrem, ohne auszuweichen.
    Sie errötete verlegen und drehte sich hastig um. Dennoch hatte sie Einzelheiten registriert. Die athletische Gestalt, das helmkurze braune Haar. Das Gesicht, schmal und bartlos, wurde von einer Adlernase und hellen Augen beherrscht. Den Augen einer Wildkatze, schillernd und golden. Oder war das eine Täuschung, vom Sonnenlicht bewirkt?
    »Lass uns zurück in die Stadt gehen.« Milosh umfasste besitzergreifend Alizas Handgelenk und zog sie mit sich. »In den Schänken und auf den Plätzen rund um den Königshof wird ebenfalls gefeiert. Dort sind wir mit unserer Musik und unseren Tänzen bestimmt gern gesehen.«
    Aliza befreite sich stumm. Milosh würde wohl nie begreifen, dass er keinen Anspruch auf sie hatte. Warum wandte er sich nicht Sizma zu, die sie beide aus schmalen Augen beobachtete? Sie verzehrte sich nach seiner Aufmerksamkeit, auf die Aliza keinen Wert legte.
    »Lass mich bitte. Ich gehe meiner eigenen Wege.«
    »Das geht nicht.« Sizma ergriff die Gelegenheit, sich einzumischen.
    »Wer sollte mich daran hindern? Du vielleicht, Schwester?«
    »Nein. Unser Vater. Du kennst ihn. Tibo tobt, wenn er hört, dass du dich wieder von uns abgesetzt hast. Beim letzten Mal hat er dich so verprügelt, dass du tagelang nicht sitzen konntest.«
    Obwohl Aliza die väterlichen Wutausbrüche fürchtete, blieb sie bei ihrer Weigerung. Sie war die Ältere. Sizma hatte ihr keine Befehle zu erteilen, auch wenn sie es immer wieder versuchte. Erst lange nach Einbruch der Dunkelheit kam sie zurück zum bunt bemalten Holzhaus auf Rädern, das ihr Zuhause war.
    Nur der Stammesführer und seine Familie sowie Rupa, ihre Großmutter, lebten in einem Wagen mit einem Holzdach, das Regen und Wind abhielt. Alle anderen mussten sich mit Karren begnügen, die kaum genug Platz für Mensch und Habe boten. Stoffplanen, an Weidenruten befestigt, schützten sie nur notdürftig. Im Sommer lebten die Tamara ohnehin unter freiem Himmel. Nur im Herbst und Winter drängte man sich, auf der

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