Der Blutfluch: Roman (German Edition)
Schultern.
»Wir kehren nach Zähringen zurück, hast du schon davon gehört?«
Er war sichtlich angetan von dem Plan. »Berthold will nicht weiter den Handlanger für Barbarossa spielen. Er hat ihm mitgeteilt, dass er den Winter dazu nutzen wird, in seinen eigenen Gebieten nach dem Rechten zu sehen. Endlich folgt er meinem Rat und zeigt dem Kaiser die Zähne. Es bringt nichts, dem Rotbart schön zu tun.«
»Nach Zähringen?«, wiederholte Rupert. »Er ändert tatsächlich seine Pläne? Wollte er nicht am Hof bleiben, um seine Position zu behaupten?«
»Zähringen ist seine Stammburg. Seine Frau erwartet ihn. Außerdem ist es vernünftig, und dir kommt der Rückzug doch auch zupass. Hast du nicht über das Schicksal deiner Schwestern lamentiert? So kannst du dich mit eigenen Augen überzeugen, wie es ihnen geht.«
Rupert schwieg und sah sich in Wolfs Zelt um, das er inzwischen nicht nur mit seinem Knappen, sondern auch mit Sizma teilte. Mit ihrer Vorliebe für leuchtend bunte Stoffe und allen möglichen Tand beherrschte sie das Durcheinander. Weder sie noch Wolfs Knappe schienen Ordnung schaffen zu können. Gut, dass sie bei den Kochfeuern beschäftigt war. Er musste dringend mit Wolf unter vier Augen sprechen.
»Ich komme direkt von der Königin. Sie hat mich gebeten, Aliza morgen nach Donaustauf zu bringen, damit sie von ihrer Sippe Abschied nehmen kann. Bei Sonnenaufgang brechen wir auf. Begleite uns, dann können wir zu Ende bringen, was wir in Regensburg besprochen haben.«
»Woher weiß die Königin so plötzlich von den Geiseln, die dort festgehalten werden? Hat sich Aliza etwa verplappert?« Beunruhigt fügte Wolf hinzu: »So mach den Mund auf, Mann!«
»Nichts weiß die Königin«, wehrte Rupert ab. »Aliza achtet auf ihre Worte. Sie weiß, was auf dem Spiel steht. Dass sie die Möglichkeit wahrnimmt, sich wenigstens von den Ihren verabschieden zu können, kannst du ihr kaum nachtragen.«
»Wenn das mal nur wirklich so ist. Nach Donaustauf begleiten kann ich dich allerdings nicht.«
»Du machst Scherze.«
»Nein. Morgen wird der Hoftag mit der großen Schlussproklamation beendet. Du weißt, wie viel Wert der Kaiser darauf legt, dass sich alle Kreuzfahrer bei den öffentlichen Zeremonien zeigen. Es fiele auf, wäre ich nicht an Bertholds Seite. Möglicherweise würde man es sogar als eine gezielte Brüskierung des Kaisers auslegen.«
Rupert musste Wolfs Verhinderung akzeptieren, obwohl ihm die Aussicht nicht gefiel, die Verantwortung in Donaustauf allein zu tragen.
Wolf sah es ihm an.
»Nimm dir ein Dutzend Reisige und eine Standarte des Kaisers mit. Das verschafft dir Respekt.«
»Solch aufwendiger Begleitschutz war für die Mission von der Königin nicht vorgesehen.«
»Aber sie hat ihn dir auch nicht ausdrücklich untersagt, oder? Vergiss deine Skrupel. Am besten, du verschwindest jetzt. Ich will nicht, dass Sizma von dieser Sache erfährt. Das bringt sie nur auf dumme Gedanken.«
»Du weißt, dass du dir eine Giftschlange hältst? Wenn du ihr den Rücken kehrst, schneidet sie dir die Kehle durch, sei vorsichtig.«
»Keine Angst, mein Freund, wir sind uns zu ähnlich, um uns zu schaden. Wir lieben beide das Spiel mit dem Feuer.«
»Irgendwann wird ihr bei all dem Glitzerzeug, mit dem du sie behängst, aufgehen, dass ihr der Weg zurück versperrt ist. Einmal Dirne, immer Dirne, wird sie feststellen.«
»Na und?«
»Nie hätte ich gedacht, dass du ein Frauenzimmer wie dieses suchst.«
»Rupert, ich habe keine Herrin für mein Haus gewählt, sondern einen Zeitvertreib für einsame Nächte.«
»Ich bezweifle, dass eine Tamarafrau wie Sizma dein Spielzeug sein will. Du machst einen Fehler, komm zur Vernunft.«
Wolf lachte. »Das rätst ausgerechnet du mir?«
»Was willst du damit andeuten?«
»Fragst du mich das wirklich? Geht es um Frauen, hörst du nur auf dein Gefühl und lässt alle Vernunft fahren. Glaubst du, ich merke nicht, wie du dich in Clementias Gunst sonnst und gleichzeitig Aliza jeden Wunsch von den Augen ablesen möchtest? Wenn einer von uns zu nahe am Feuer sitzt, dann bist du das.«
»Zum Henker, Wolf! Man sollte dir …«
»Das Maul verbieten? Da magst du recht haben.«
Ebenso aufgebracht wie besorgt stürmte Rupert aus dem Zelt. Er hatte kein Auge für seine Umgebung. Die Gestalt, die sich in den Schatten neben dem Eingang drückte, entging ihm.
Sizma starrte ihm kurz nach. Dann wirbelte sie herum und stürmte wieder davon, statt das Zelt zu betreten, wie sie es
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