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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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Schmerzen aufschrie. »Jedem von ihnen musst du misstrauen. Jeder könnte es gewesen sein. Hast du schon Angst? Ich an deiner Stelle hätte sie.«
    »Du bist ja verrückt.«
    »Und du wirst es werden.«
    Aliza packte Sizma am Kittel.
    »Komm zu dir. Lass dir helfen. Die Königin ist mir wohlgesinnt.«
    »Spar dir deine Lügen. Warum sollte sie ausgerechnet dir wohlgesinnt sein? Du bist Barbarossas Hure. Man wird dir den Kopf scheren, dich auspeitschen, dich zum Ergötzen des Volkes an den Schandpfahl binden. So sehen die Wohltaten deiner Königin aus, das wirst du schon noch erfahren.«
    »Du täuschst dich, Sizma. Ich habe nichts mit dem Kaiser zu schaffen. Glaubst du, ich würde die Königin hintergehen, die mich aufgenommen hat?«
    »Dann bist du ja sogar noch blöder, als ich dachte.«
    Sich von Aliza losreißend, folgte Sizma einem Ruf aus den Zelten. Ehe sie verschwand, fuhr sie noch einmal herum und bedachte Aliza mit einem drohenden Blick und einer obszönen Geste.
    Königin Beatrix
Villa Lutra, Dreikönigstag 1157
    V ergeblich bemühten sich die Musikanten, das Stimmengewirr zu übertönen. Aber sosehr sie auch in die Pfeifen bliesen, die Leiern drehten und die Fideln strichen, mehr als eine schrille Untermalung des Bankettes brachten sie nicht zustande. Das Gepfeife und Geleier irritierte Beatrix zunehmend. Gerne hätte sie es unterbunden oder sich die Ohren zugehalten.
    Erzkanzler Rainald von Dassel, der zu ihrer Linken saß, konnte nachempfinden, was in Beatrix vorging, als ihr eine unwillige Bemerkung über die Spielmänner entschlüpfte.
    »Ich teile Eure Abneigung gegen diesen Lärm, Majestät. Auf meinen Reisen habe ich in Burgund die
chansons de geste
kennengelernt, die Eure Sänger dort zum Besten geben. Es war ein Genuss für die Ohren und Labsal für die Seele.«
    »Was hat man gesungen, Herr Kanzler, das Rolandslied? Es ist wunderbar.«
    »In der Tat. Bedauerlicherweise haben wir keine Spielmänner, die die Abenteuer unserer Ritter in Verse fassen und zur Laute vortragen können. Mehr als Pfeifer und Drehleierspieler, die auf Märkten und Festen zum Tanz aufspielen, findet man in deutschen Landen nicht. Auch war niemand bisher darum besorgt, die Gäste bei Hof nicht nur laut, sondern auch kultiviert zu unterhalten.«
    »Das klingt fast, als wolltet Ihr mich mit dieser Aufgabe betrauen?«
    Beatrix schätzte den Kanzler, der sich dem Kaiser unentbehrlich gemacht hatte, sehr. Er schien ihr vorurteilslos, klug und zielstrebig. Er wiederum hatte in Beatrix eine Frau entdeckt, die trotz ihrer Jugend seine Vorliebe für antike Schriften teilte, was ihn überrascht und zu einem ihrer glühendsten Anhänger gemacht hatte.
    »Eine gewisse Verfeinerung des Geschmacks und der Lebensart möchte dem kaiserlichen Hof wohl anstehen, Majestät. Euch könnte gelingen, woran ich bislang gescheitert bin. Euch zuliebe würde der Kaiser sich sicher der Musik und der Poesie öffnen.«
    Unter halb gesenkten Lidern sah Beatrix sich nach Friedrich auf ihrer linken Seite um. Er hatte die Herzogin von Bayern und Sachsen auf seiner anderen Seite, die neben ihr die ranghöchste Dame auf dem Fest war.
    »Kann es sein, dass Ihr meine Möglichkeiten gröblich überschätzt, Herr Kanzler?«, fragte sie leise. »Die Stärkung des Reiches, die Sicherung seiner Grenzen und der Frieden im Land beanspruchen den Kaiser derart, dass ich nicht wage, ihm mit Nichtigkeiten zu kommen.«
    »Es ist keine Nichtigkeit, dem Hofe Glanz zu verleihen, Majestät.« Rainald von Dassel beugte sich näher und dämpfte die Stimme. »Bedenkt: Der Kaiser sieht sich in der Nachfolge Karls des Großen ein Reich regieren, das von der Nordsee bis nach Rom reicht. Villa Lutra ist am Ende mehr als nur eine Residenz. Die Pfalz des Kaisers muss der Zierde des Reiches dienen. Eines Reiches, das nicht nur militärisch und politisch gefestigt sein muss: Es benötigt auch Ansehen, eine Hofhaltung, wie sie beispielsweise Eleonore von Aquitanien in Frankreich gepflegt hat. Ihr Ruf hat Gelehrte, Künstler, Sänger und Weise aus der ganzen bekannten Welt angezogen.«
    »Ihr ratet mir, ausgerechnet die skandalöse Eleonore zum Vorbild zu nehmen?« Beatrix blinzelte. »Seid Ihr sicher, dass Friedrich das gefallen würde?«
    Von Dassel schmunzelte.
    »Es geht um Eleonores Eleganz. Dass Ihr ihr darin allemal das Wasser reichen könnt und ihrer Klugheit obendrein, will ich sagen. Lockt es Euch nicht, auf solchem Gebiet Wildnis zu roden?«
    Er verstand sich darauf, jemandem

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