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Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Titel: Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Stärke und Liebe bedeutete.

4
    Zu gerne hätte sie miterlebt, wie Eugens Gesicht ausgesehen hatte, als er ihre Nachricht erhielt. Bei seinem äußerst prompten Eintreffen auf Falkengrund hatte er sich bereits gefangen (oder war es von Anfang an gewesen). Er wirkte sogar sehr forsch – so forsch, wie nur Menschen sind, die sich vorgenommen haben, auf keinen Fall zu forsch zu sein, diesen Vorsatz jedoch unter allen Umständen zu verbergen.
    „Wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen würden“, sagte er, und sie nickte. Es war das, was auch sie gesagt hätte, wenn er ihr nicht zuvorgekommen wäre. Ihr fiel auf, dass er eine Menge Malutensilien dabei hatte, als wolle er sie auf jede Wand des Schlosses malen.
    Katharina wäre es nicht unangenehm gewesen, wenn sie ihm in der Natur hätte Modell stehen können. Doch diesmal machte ihnen das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung. Zwar regnete es nicht ununterbrochen, doch heftige Schauer gingen in kurzen Abständen nieder, und als dieses garstige Wetter nach einigen Tagen vorüber war, stellten sich die Stürme ein, was beinahe noch schlimmer war.
    Die junge Frau, die in einem schneeweißen Kleid auf einem winzigen Stuhl sitzend posierte, machte sich Sorgen über die schlechten Lichtverhältnisse. „Ich hoffe doch“, sagte sie in einer Pause, „der graue, sonnenlose Himmel wird das Bild nicht matt oder trist erscheinen lassen.“
    „Seien Sie unbesorgt, Baronin“, lächelte Eugen. „Ich male nicht nur, was ich in diesem Moment sehe, sondern auch, was ich gesehen habe , bei besserem Licht.“
    „Sie könnten mich auch aus dem Gedächtnis malen?“
    „Zweifellos. Aber hätte ich dann Ihre reizende Gesellschaft?“
    Katharina senkte den Kopf ein wenig. „Sie scherzen.“
    „Nein, ich scherze nicht, ich prahle. Ich könnte Sie nicht aus dem Kopf malen. Leider. Ich wünschte manchmal, ich“, und an dieser Stelle unterbrach er sich, schüttelte unwillig den Kopf und ging zum Fenster, um schweigend eine Weile in den Sturm zu schauen.
    Katharina errötete ein wenig, denn sie hatte seinen abgebrochenen Satz in Gedanken ergänzt: Ich wünschte manchmal, ich hätte Sie so klar wie ein Gemälde im Kopf. Vielleicht hatte er auch etwas vollkommen anderes sagen wollen.
    Die Wochen vergingen, und als der Termin näher rückte, da der Baron von seiner Reise zurückkehren würde, wurde Eugen unruhig. „Ich fürchte, uns läuft die Zeit davon“, meinte er etwas ärgerlich. „Den letzten Schliff werde ich dem Bild geben müssen, wenn Ihr Herr Gemahl schon zu Hause ist.“
    „Das spielt keine Rolle.“ Wahrscheinlich ist es sogar besser so , dachte sie.
    „Dabei haben wir nicht viel Zeit mit Plaudern verloren“, sagte Eugen. Sie hatten tatsächlich erstaunlich wenig miteinander gesprochen – von ein wenig Konversation über Künstler und die Malerei abgesehen.
    Katharina lächelte. In diesem Lächeln steckte Dankbarkeit, eben dafür, dass er so ehrenhaft seine Arbeit verrichtet hatte, ohne die Situation zu missbrauchen. „Ich hatte mir Sorgen gemacht, Sie könnten viele Fragen haben, über mich und meine Ehe.“ Das wollte sie gar nicht sagen. Die Erleichterung hatte es ihr herausrutschen lassen.
    „Ihre Sorgen waren begründet“, erwiderte Eugen und leckte sich nervös die Lippen. „Diese Fragen habe ich tatsächlich. Ich habe sie Ihnen nur nicht gestellt.“
    „Und dafür bedanke ich mich“, beeilte sich Katharina zu sagen.
    Am nächsten Tag saß sie ihm wieder Modell, und am frühen Nachmittag kehrte der Baron zurück. Katharina war nach dem Mittagessen ein wenig schläfrig und hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Sie hörte sein Pferd nicht kommen und wurde erst aufmerksam, als er in der Eingangshalle mit seinen Söhnen redete. Das Gespräch, das sehr ruhig begonnen hatte, veränderte sich jäh und mündete in zorniges Brüllen.
    Eugen zog den Pinsel vom Bild zurück, eine Art Reflex wohl, um zu verhindern, dass er in seinem Schreck das Werk beschmierte. Katharina sprang auf, rannte zur Tür und warf dabei beinahe die Staffelei um.
    „Lorenz!“, rief sie seinem Poltern und seinen Schreien entgegen. „Lorenz! Was ist passiert?“ Sie kannte die Antwort schon.
    „Wo ist er?“, knurrte Lorenz. Er trug eine Fratze auf den Schultern, die die eines blutgierigen Wildtieres hätte sein können. Jedem anderen wäre es schwergefallen, in den bis zur Grenze verzerrten Zügen den Baron von Adlerbrunn zu erkennen. Seine Faust knallte gegen die

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