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Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann

Titel: Der blutige Baron - Lorenz - Der Buhmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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… mit … mit neuen Augen.“ Der Siebzehnjährige mit den roten Haaren und der schlanken Gestalt ritt neben seinem Bruder her. Nachdem sie eine weite Strecke über die Wiesen im Galopp zurückgelegt hatten, trabten ihre Pferde nun gemächlich.
    „Es gibt eben Dinge, gegen die kann man nicht ankämpfen“, meinte Wolfgang. Seine dunklen Augen blickten verletzt, aber auch ein bisschen weise. Erwachsen. „Wir hätten es beinahe geschafft. Aber das war wohl nur eine Täuschung. Mittlerweile denke ich, wir können die beiden nicht mehr trennen.“
    „Du willst aufgeben?“
    „Die Hoffnung werde ich niemals aufgeben. Aber mir scheint, wir haben die falsche Strategie gewählt. Unsere Versuche, Katharina zu verjagen, haben sie nur stärker gemacht. Unsere Bemühungen, einen Keil zwischen sie zu treiben, haben sie nur enger zusammenwachsen lassen.“
    Roland schwieg.
    „Vielleicht wäre es klüger, sich zurückzulehnen und abzuwarten“, sagte Wolfgang und stoppte sein Pferd. Sein Bruder tat es ihm gleich. Sie standen auf einer kleinen Anhöhe, gebadet in den Strahlen der Morgensonne. Die Luft war kühl und feucht, aber unbewegt. „Warum lassen wir sie nicht Kinder bekommen, wie sie lustig ist? Vielleicht bringt es sie ja um, wie unsere Mutter. Was auch geschieht, wir werden auf alle Zeit hin die ältesten Söhne sein.“
    „ Du bist der älteste Sohn“, korrigierte Roland.
    Wolfgang schmunzelte. „Ja, du hast recht. Ich bin der älteste Sohn.“
    E N D E

Epilog
    Eugen fuhr in seinem Bett hoch.
    Das kam in den letzten Wochen so häufig vor, dass er sich sofort wieder beruhigte. Es musste einer der vielen Albträume gewesen sein, die zu seinen ständigen nächtlichen Begleitern geworden waren. Merkwürdigerweise konnte er sich dieses Mal an keinen Traum erinnern. Meistens kam der Baron von Adlerbrunn darin vor, oder Katharina. Er träumte Mordszenen, in allen erdenklichen Variationen. Lorenz, wie er Katharina tötete. Katharina, wie sie Lorenz tötete. Er, Eugen, wie er beide tötete. Die meisten seiner Träume endeten mit Blutvergießen.
    War er doch an einem Geräusch erwacht? Er lauschte in die Dunkelheit hinein.
    Waren das Schritte, gedämpft, aber sehr schnell? Oder das aufgeregte Schlagen seines eigenen Herzens? Eugen legte die Hand auf seine Brust. Nach einer Weile hörten die Geräusche auf.
    Ein Einbrecher in seiner bescheidenen Behausung war eine vollkommen haltlose Vorstellung. Er hatte sein Atelier, ein kleines, feuchtes Zimmer mit einer Dachkammer dahinter, in der ein Bett unter eine schräge Wand geschoben war. Aus dem Atelier waren die Geräusche erklungen, und nach Ratten hatten sie sich nicht angehört.
    Nach einer Viertelstunde ruhelosen Sich-Umherwälzens stand er auf, öffnete die quietschende Tür zum Atelier, zündete eine Kerze an und sah sich um.
    Auf den ersten Blick fiel ihm auf, dass etwas fehlte.
    Sein Skizzenblock, der stets auf einer Ablage neben der Staffelei lag, war nicht mehr da. Es machte keinen Sinn, irgendwo anders danach zu suchen. Dazu war das Zimmer zu klein.
    Ohne zu zögern riss er die Tür ins Treppenhaus auf. Der Geruch von Staub mischte sich dort mit den Ausdünstungen verschiedener Menschen. Manche pflegten nachts die Türen offen zu lassen, während sie schliefen.
    Natürlich war es zu spät, um die Verfolgung aufzunehmen. Zu viele zähflüssige Minuten lang hatte er einzuschlafen versucht. Mit gesenktem Kopf schloss er die Tür hinter sich, kehrte wieder in seine Kammer zurück und löschte die Kerze.
    Sein Skizzenbuch – was wollte jemand ausgerechnet damit?

10
    Lorenz klopfte an die Tür von Katharinas Zimmer, und als sie sich nicht meldete, öffnete er sie und trat ein. Er sah auf die hölzerne Wanduhr mit den Vogelmotiven. Es war kurz vor sieben. Normalerweise stand Katharina um sieben auf und ging zuerst nach draußen, um nach ihrem Hund zu sehen. Heute war sie wohl schon etwas früher hinausgegangen. Verständlich, denn es war ein besonderer Tag. Die Jagd stand an – einige Gäste waren schon am Vortag eingetroffen und mussten auf Falkengrund untergebracht werden, die anderen würden sich in den nächsten Stunden einfinden. Katharina hatte den Tag deswegen etwas früher angehen lassen.
    Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen ging der Baron im Zimmer umher, betrachtete ihr Bett, das noch nicht gemacht war, berührte das rosafarbene Nachthemd. Es roch nach ihr.
    Im Zimmer brannten zwei Lampen. Draußen dämmerte der Tag.
    Als Lorenz um das Bett herumging,

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