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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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begegnet.«
    »Heute früh haben Abt Ségdae und ich einen Boten von ihm empfangen. Er bittet um Hilfe.«
    Fidelma zog eine Augenbraue in die Höhe. »Worum geht es?«
    »Du wirst dich erinnern, dass du vor ein paar Jahren über Anwürfe befunden hast, die gegen Bruder Cathal und Bruder Donnchad von Lios Mór erhoben wurden.«
    »Ja. Maolachtair, der Stammesfürst der Déisi, sah in jeder Ecke eine Verschwörung. Doch er war alt, wenngleich es niemand wagte, ihn laut für nicht zurechnungsfähig zu erklären. Er beschuldigte Cathal und seinen Bruder der Verschwörung, ihn stürzen zu wollen. Cathal und sein Blutsbruder Donnchad entstammten einer Adelsfamilie der Déisi. Ich riet ihnen, auf Pilgerreise zu gehen und zu günstigeren Zeiten zurückzukehren. Sie zogen ins Heilige Land, und während ihrer Abwesenheit starb Maolachtair. Ich kann mich gut erinnern. Donnchad soll seit Anfang des Sommers wieder in der Abtei sein, während Cathal sich wohl entschieden hat, in einer Stadt südlich von Rom zu bleiben.«
    »Genau so ist es. Bruder Donnchad ist nach Lios Mór zurückgekehrt.«
    »Und worin besteht Abt Iarnlas Problem?«
    »Man hat Bruder Donnchad gestern tot in seiner Zelle gefunden. Mit zwei Dolchstichen im Rücken. Er lag auf seinem Bett, als ruhte er, die Tür jedoch war von innen verschlossen. Die Abtei ist in Aufruhr.«
    Die Nachricht machte Fidelma betroffen.
    »Ségdae und ich haben eine Botschaft gesandt«, fuhr Colgú fort, »in der wir zusichern, dass du dich morgen auf den Weg nach Lios Mór machst.«
    Fidelma konnte ihre Erregung nicht verbergen. In den letzten Wochen hatte sie nichts gefunden, das ihren Geist hätte herausfordern können, und sie hatte sich ziemlich gelangweilt. Zwar stieß es ihr schuldbewusst auf, dass sie ihr tägliches Spielen mit Alchú als nichtig abtat, doch im Wesentlichen kümmerte sich ja Muirgen um das Kind. Fidelma war ausgeritten, war gelegentlich schwimmen gegangen, aber sie musste sich eingestehen, dass das alles ohne Eadulf wenig Spaß machte. Sie hatte sogar Brehon Baithen gefragt, ob es irgendwelche Gerichtsverfahren gab, die sie übernehmen konnte. Bei der Gelegenheit hatte sie erfahren, dass Colgús Oberster Brehon krank war und sein Amt aufzugeben gedachte. Das bedeutete, dass der König und sein Rat der Brehons in achtzehn Tagen zusammentreffen würden, um eine Entscheidung über den Nachfolger zu fällen, und Fidelma war entschlossen, selbst für dieses Amt zu kandidieren. Kein Wunder, dass sie jetzt ganz erpicht darauf war, mit einer Untersuchung von größerer Tragweite betraut zu werden, denn gelang ihr die Klärung des Falles, konnte das ihren Ruf nur festigen.
    »Ich danke dir, Bruder, dass deine Wahl auf mich gefallen ist«, sagte sie mit einem glücklichen Lächeln.
    »Es war, ehrlich gesagt, nicht meine Wahl«, gab Colgú zu. »Abt Iarnla hat ausdrücklich um deinen Beistand gebeten«, erklärte er verdrießlich. »Er erinnerte sich deiner und dass du das Problem mit Maolochtair zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst hattest.«
    »Trotzdem freue ich mich«, erwiderte Fidelma keineswegs entmutigt.
    »Lass uns über die Bedingung sprechen, die Ségdae und ich dir stellen, ehe du die Aufgabe übernimmst. Als wir Abt Iarnla dein Kommen zusagten, gingen wir davon aus, dass du mit der Bedingung einverstanden sein würdest.«
    »Bedingung? Meine Kandidatur für den Rat der Brehons ziehe ich auf keinen Fall zurück«, erklärte sie entschieden.
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Die Bedingung ist, dass dich jemand auf dieser Mission begleitet.«
    Ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich zusehends.
    »Nach all der Zeit vertraust du nicht meiner Erfahrung?«, fragte sie in scharfem Ton.
    »Im Gegenteil, deiner Erfahrung vertraue ich sehr wohl. Es sind deine Gefühlsaufwallungen, denen ich manchmal nicht traue.«
    »Wen drängst du mir für das bevorstehende Unternehmen auf?«, fragte sie aufgebracht.
    »Jemand, mit dem du in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet hast und dem mein Königreich verpflichtet ist. Ich habe Bruder Eadulf gebeten, herzukommen. Er wird noch heute Nachmittag hier sein.«
    Stumm stand Fidelma vor ihrem Bruder. Colgú beobachtete, wie sich die auf sie einstürmenden Gefühle auf ihrem Gesicht abzeichneten, ehe die Beherrschung Oberhand gewann.
    »Ich hätte nie gedacht, dass du als Kuppler fungierst«, stellte sie ironisch fest.
    »Das tue ich auch nicht, Schwester«, erwiderte Colgú und setzte sich wieder. »Ich dachte nur, in einer

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