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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erhob sich und hüstelte erregt. »Ich bin nicht befugt, hier das Wort zu nehmen, Brehon Aillín, darf dich jedoch über die
dálaigh
darauf aufmerksam machen, dass sich im
Uraicecht Becc
unter den Einschränkungen, den
senfásach
, folgender Hinweis findet – ein Brehon sollte nicht erwarten, die gesamte Wahrheit in einem
fásach
zu finden; der Richter ist daher gut beraten, jegliche Beweisführung anzuhören, auch wenn sie dazu angetan ist, die Grundvoraussetzung zu widerlegen.«
    Überrascht wandte sich Fidelma ihrem Gefährten zu, der ihr schmunzelnd den Text reichte, sie überflog ihn, ging zu Brehon Aillín und gab ihm das Schriftstück. Der las es, schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann die Feststellung, die du getroffen hast, nicht hinnehmen. Sie entbehrt der Begründung. Aber ich bin bereit, der Ermahnung aus dem
Uraicecht Becc
Folge zu leisten und anzuhören, welche Gründe du vorbringst. Solltest du deine Behauptung nicht durch Beweise stützen können, muss ich dir eine Strafe wegen Irreführung des Gerichts auferlegen. Willst du versuchen, den Beweis anzutreten?«
    »Dazu bin ich bereit«, erwiderte Fidelma ruhig, »und es wird mit den eigenen Worten Bruder Donnchads geschehen.«
    »Wie soll denn das möglich sein?«, rief Bruder Lugna höhnisch dazwischen. »Willst du dich der Hexerei bedienen und ihn aus seinem Grab heraufbeschwören?«
    Entsetztes Luftholen wurde hörbar, und einige Brüder bekreuzigten sich sogar.
    »Das ist deiner unwürdig, Bruder Lugna«, wies ihn Brehon Aillín zurecht. »Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass sich die erfahrene Anwältin in diesem Königreich und über seine Grenzen hinaus eines tadellosen Rufs erfreut.«
    »Ich will erklären, wie ich es gemeint habe«, fuhr Fidelma fort. »Die Worte Bruder Donnchads wurden vor seinem Tode geschrieben und in einem Versteck gesichert, denn er befürchtete, und tragischerweise traf das ein, dass jemand ihn ermorden und seine Darlegungen vernichten würde. Die Schuldigen leisteten gründliche Arbeit. Sie schafften selbst den letzten Fetzen seiner Schriften und Dokumente aus seiner Zelle, aus Sorge, sie könnten seine persönlichen Ansichtenenthalten. Glücklicherweise fanden sich die aber nicht darunter und wurden gerettet.«
    »Wirst du uns diese seine Bekenntnisse beweiskräftig vorführen können?«, fragte der Richter.
    »Ich werde das tun, obzwar es mir widerstrebt, die Fakten darzulegen, auf die sich Bruder Donnchad beruft. Es sind beunruhigende Gründe, aus denen er seinen Glauben verlor.«
    Im
refectorium
griff Verunsicherung um sich.
    »Und du kannst auch beweisen, dass er sie mit eigener Hand niedergeschrieben hat?«, bedrängte sie der vorsitzende Richter.
    »Ich kann einen Zeugen benennen, der zu beeiden vermag, dass es Bruder Donnchads Handschrift ist. Außerdem habe ich mittlerweile gelernt, dass jeder Schreiber die Buchstaben in einer ihm gemäßen Weise formt und einen eigenen Schreibduktus hat. Ferner bin ich bereit, den Mann vorzuführen, dem Bruder Donnchad sein Schriftwerk übergab und den er beauftragte, es sicher zu verbergen.«
    Wieder breitete sich Schweigen aus.
    »Nun gut«, äußerte sich der Richter nach einer kurzen Verständigung mit Colgú und Abt Ségdae. »Fasse also zunächst zusammen, was Bruder Donnchad in dem Werk gesagt hat, auf das sich deine Behauptung stützt. Dieses Werk muss uns anschließend vorgelegt und seine Echtheit beglaubigt werden.«
    »Das kann gern geschehen. Ich muss nicht daran erinnern, dass Bruder Donnchad ein bedeutender Gelehrter war, er las und schrieb in mehreren Sprachen. Der Bibliothekar dieser Abtei, Bruder Donnán hat mehrfach bestätigt, dass unseren Forscher vor allem die Aufzeichnungen der ersten Glaubensapostel interessierten – eigentlich die Ursprünge,aus denen sich der Neue Glaube vom Heiligen Land über die Welt verbreitet hat.«
    »Daran besteht kein Zweifel«, bekräftigte Abt Iarnla. »Es waren die Uranfänge, denen er nachspürte.«
    »Für Bruder Donnchad war die Pilgerreise ins Heilige Land eine einzigartige Gelegenheit, seine Studien zu befördern. Insbesondere beschäftigten ihn gewisse Hinweise in der Heiligen Schrift, vor allem in den Evangelien von Markus und Matthäus und im Brief an die Galater, in dem ein Jakobus erwähnt wird, der, wie es heißt, ein Bruder von Jesus war und von den Römern dreißig Jahre nach der Kreuzigung Christi hingerichtet wurde. Dieser Jakobus wird als Jakobus Adelphotheos, Bruder des Herrn,

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