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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der König und sein Brehon aus den königlichen Diensten, auch musste er die Gerichtskosten zahlen – noch einmal, die Gerichtskosten, und nicht die
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Gelder, die Ehrenpreise.
    Glassán ging ins Exil ins Königreich Connachta zu den Uí Briuin Sinna. Dort gelang es ihm, sich bald wieder einen guten Ruf als Baumeister zu verschaffen.«
    »Bei den Uí Briuin Sinna?«, rief Abt Iarnla dazwischen. »Das ist doch, wo …«
    »… wo dein Verwalter, Bruder Lugna, herkommt«, vollendete Fidelma den Satz. »Richtig. Bruder Lugna wusste von Glassán und seinem Wirken schon, bevor er nach Rom ging. Als er von dort zurückkehrte und Zustimmung und Mittel für die Umgestaltung der Abtei erhielt, holte er sich natürlich jemanden, den er kannte – und so kam Glassán als Baumeister hierher.«
    »Das ist ja wohl kein Verbrechen«, begehrte der Verwalter auf.
    »Natürlich nicht«, bestätigte Fidelma. »Aber damit hast du seiner Ermordung Vorschub geleistet.«
    »Wie das?«, fragte Bruder Lugna in feindseligem Ton.
    »Wir sind nicht weit weg von den Grenzen zu Laighin, und Glassáns Anwesenheit hier blieb nicht unbemerkt. Bruder Echen zum Beispiel kommt aus Laighin.«
    Alle Köpfe drehten sich zu dem Stallwart.
    »Werde ich jetzt beschuldigt, an der Ermordung von Glassán beteiligt gewesen zu sein?«, fragte er verwirrt. »Ich bin unschuldig. Schließlich war ich es doch, der dir von seiner Vergangenheit erzählt hat!«
    »Ja, das stimmt«, entgegnete Fidelma ruhig. »Bruder Echen hat einen Vetter, der für die Stallungen des Königs von Laighin verantwortlich ist. Er kannte die Geschichte von Glassán, und bald erfuhren auch andere hier davon. Bleibe ruhig, Bruder Echen, dich trifft keine Schuld, wenngleich auch du den Weg zu seinem Tod mit geebnet hast.«
    »Du hast doch aber gesagt, Glassán hätte dem König vonLaighin sein Bußgeld bezahlt und sich damit vor dem Gesetz entlastet«, hob Brehon Aillín hervor.
    »Es ist richtig, dass er dem König gegenüber die Bußstrafe abgegolten hat, aber unter den Angehörigen der tödlich Verunglückten gab es einige, die der Meinung waren, Glassán hätte sie nicht gebührend entschädigt. Sie verwiesen auf seine Fahrlässigkeit, denn er hatte das Gebäude entworfen und hätte sein Entstehen beaufsichtigen müssen, fanden auch, er hätte keine Reue gezeigt und sein schuldhaftes Vergehen keineswegs gesühnt. Schließlich mischte sich der Sohn des Stammesfürsten ein, der bei dem Einsturz zu Tode gekommen war. Als junger Mann hatte er geschworen, die Rolle des
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zu übernehmen, das heißt desjenigen, der im Namen des Clans den Racheakt ausführen würde. Er kam in die Abtei, vergewisserte sich, dass es tatsächlich Glassán war, der hier arbeitete, und verlangte von einem seiner Clanmitglieder, dass er ihm half. Er ließ den Mann hierherkommen. Der besagte Angehörige seines Clans war Saor.«
    Sie blickte hinüber zu Saor.
    »Ich erfuhr, dass es ziemlich bald nach Saors Ankunft zu Unfällen auf dem Bauplatz kam. Dabei kam niemand wirklich zu Schaden, bis Eadulf sich dorthin begab, weil er sich wegen einer Sache vergewissern wollte. Zu seinem Glück hatte er eine Laterne mitgenommen. Er stand unter einem halbfertigen Eingang, als er hörte, wie sich über ihm ein Türsturz bewegte. Der wäre ihm glatt auf den Kopf gefallen, hätte er nicht die Laterne hochgehoben, um der Quelle des Geräuschs nachzugehen. Im Widerschein des Lichts erkannten die Täter seine Gesichtszüge – sie hatten es nicht mit dem Opfer ihrer Wahl zu tun. Einer der Verschwörer bemerkte es rechtzeitig genug, um ihm in dem Moment, da der Steinbrocken sich löste, einen heftigen Stoß in den Rücken zu versetzen. DerQuerbalken verfehlte sein Ziel, denn Eadulf stürzte nach vorn, schlug mit dem Kopf gegen einen Holzpfosten und verlor das Bewusstsein.«
    Saor blickte zu Boden, sagte aber nichts.
    »Habe ich recht, Saor? Du warst derjenige, der den Türsturz verschob.«
    Er zuckte mit den Achseln, schwieg jedoch weiterhin.
    »Ich kann nachvollziehen, dass du dich, wie es das Gesetz verlangt, verpflichtet fühltest, deinem Clanführer bei der Blutrache zu helfen«, fuhr Fidelma fort. »Dem jungen Gúasach hast du erzählt, du gehörtest zu einem Clan der Uí Bairrche im südlichen Laighin. Genau dort war das von Glassán errichtete Gebäude eingestürzt, nicht wahr? Dein Gebieter forderte deine Unterstützung bei dem Racheakt gegen Glassán ein. In Anbetracht dessen wird dich nicht die volle Schärfe des

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