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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gesetzes treffen.«
    Saor blickte resigniert auf.
    »Ich bin nicht nur dem Ruf meines Clanführers gefolgt«, offenbarte er langsam. »Mein Bruder arbeitete als Zimmermann an dem Bau. Auch er starb bei dem Einsturz. Ich habe aus freien Stücken mitgeholfen, an Glassán Rache zu nehmen.«
    »Das heißt, du kamst freiwillig, als dich dein Gebieter rief?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich fasse es als Bestätigung dafür auf, dass dein Clanführer unter uns ist. War er es oder du, der Gealbháin, den früheren Zimmermann und Gehilfen des Baumeisters hier, bezahlt hat, damit er seine Arbeit in der Abtei aufgibt und geht, sodass du dich Glassán als sein neuer Gehilfe vorstellen konntest?«
    Saor presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Dazu sage ich nichts.«
    »Das ist auch nicht nötig, Saor. Dein Clanführer wird uns bestätigen, dass sich die Baustelle, auf der sich damals das Unglück ereignete, im Gebiet der Uí Bairrche befindet.«
    Bei diesen mit erhobener Stimme geäußerten Worten drehte sie sich zu Bruder Seachlann, dem Arzt, um. Der stand auf und machte so etwas wie eine Verbeugung in ihre Richtung.
    »Ich bin Seachlann von den Uí Bairrche«, erklärte er nüchtern.
    In der Halle hielt man den Atem an.
    »Leugnest du die Anschuldigungen, die man gegen dich erhebt?«, hörte man Brehon Aillín fragen.
    Seachlann schmunzelte ein wenig und stand in aufrechter, nahezu stolzer Haltung da.
    »Ich sehe keinen Grund, sie zu leugnen. Ich bin der
díglaid
und verlange als solcher, dass das Gesetz auf meiner Seite steht. Wenn der Täter die Opfer und ihre Familien nicht in gebührendem Maße entschädigt, so steht es im
Críth Gabhlach
, darf der
díglaid
die Blutrache selbst in fremden Gebieten vollziehen, in denen der Täter möglicherweise Zuflucht gesucht hat. Das habe ich getan und bin froh, dass ich der Verpflichtung gegenüber meiner Familie und meinem Clan endlich nachgekommen bin.«
    »Bist du tatsächlich Stammesfürst der Uí Bairrche und folglich verwandt mit König Fáelán von Laighin?«, fragte Colgú überrascht.
    »Ja. Meine Eltern kamen bei dem Einsturz des Gebäudes, das Glassán errichten sollte, um. Das gleiche Schicksal traf meinen Bruder, der die Erbfolge meines Vaters hätte antreten sollen, zusammen mit fünfzehn anderen Angehörigen sowie Saors Bruder. Ich war damals ein junger Mann, war gerade ins Kloster eingetreten und im Begriff, in der Abtei von Sléibhte meine Studien der Heilkünste zum Abschluss zu bringen.
    Glassán zeigte für seine Fahrlässigkeit keine Reue. Er bestand sogar darauf, dass man ihn in keiner Weise dafür zur Verantwortung ziehen könne. Er schob die Schuld auf die Bauarbeiter, auch auf Saors Bruder, der sich nicht mehr wehren konnte. Er beschwerte sich, als der König ihm Geldbußen auferlegte und ihn des Landes verwies, obgleich wir als die Angehörigen der Todesopfer die Strafe als mild empfanden. Glassán war ein schlauer Fuchs und tauchte rasch unter, sodass wir jahrelang nicht herausfanden, wo er sich aufhielt. Ich war inzwischen Stammesfürst. Als mein Tanist, mein Nachfolger auf dem Fürstenthron, gewählt wurde, konnte ich ihm die Führung des Clans überlassen und selbst als Arzt arbeiten. Dann erfuhr ich von Bruder Echens Vetter, der am Palast von König Fáelán, einem Verwandten von mir, seinen Dienst verrichtete, dass sich Glassán hier aufhielte. Und wie du richtig geschlussfolgert hast, Fidelma von Cashel, war das der Grund, weshalb ich herkam.«
    »Und stimmt auch alles andere, wie es Fidelma dargelegt hat?«, wollte Brehon Aillín wissen.
    »Es stimmt alles. Nur habe ich, wie im
Críth Gabhlach
nachzulesen ist, als
díglaid
gehandelt. Ich befinde mich also mit dem Gesetz in Einklang, und jede Schuldzuweisung entfällt.«
    »Außer, dass du vielleicht eine Sache übersehen hast«, sagte Fidelma in sachlichem Ton. »In meinen einführenden Worten habe ich sorgfältig die Grundlage unserer Gesetzgebung dargelegt: Sühne und Wiedereingliederung. Blutrache kann nur an einem unverbesserlichen Missetäter geübt werden, einem, der sich weigert, vor Gericht zu erscheinen und verurteilt zu werden. Glassáns Fall aber wurde vor Gericht verhandelt, und er wurde zur Zahlung der Gerichtskosten verurteilt. In Anbetracht der Besonderheit der Vorgängehätte der
díglaid
sich der Zustimmung des Brehons seines Königs vergewissern müssen, um so handeln zu dürfen, wie es die Ehre seines Clans gebietet.«
    Durch die Menge ging ein Raunen. Fidelma begab sich

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