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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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würde von denen untergraben, die dessen wahre Botschaft leugnen. Er fürchtete, selbige Gegner könnten ihn zunichte machen.«
    »Menschen und den Glauben zunichte machen?«, wiederholte Eadulf. »Namen oder wo die vermeintlichen Gegner zu finden wären, hat er nicht genannt?«
    »Ich denke, man hat meinen Sohn wegen seiner Gelehrsamkeit getötet und wegen der Manuskripte, die er aus dem Heiligen Land mitgebracht hat.«
    »Ich würde gern auf die letzten Momente deines Zusammenseins mit ihm zurückkommen«, bat Fidelma. »Als du hier eintrafst, hatte er sich in seiner Zelle eingeschlossen. Richtig?«
    »Ja.«
    »Er ließ dich aber hinein, sodass du mit ihm sprechen konntest?«
    »Natürlich hat er das getan. Ich bin schließlich seine Mutter.«
    »Man hat mir berichtet, er hätte nur einen Schlüssel zu seiner Kammer gehabt. Der Schmied hätte das Schloss eigens angefertigt.«
    »Ich habe meinen Sohn, der um sein Leben fürchtete, gefragt, wer sonst noch Schlüssel zu seiner Zelle hatte. Er erwiderte, er hätte den einzigen Schlüssel, den es gab.«
    »Als du bei ihm in seiner Zelle warst und die kostbaren Manuskripte zu Gesicht bekommen hast, wusstest du da, um was für Pergamente es sich handelte? Welcher Art die Arbeiten waren?«
    »Mein Sohn war ein großer Gelehrter«, sagte sie mit leicht erhobenem Kinn. »Meine eigene Sprache kann ich sehr wohl lesen und schreiben, muss aber gestehen, meine Kenntnisse in Latein sind äußerst spärlich. Mit den vielfältigen und anspruchsvollen Werken, mit denen sich mein Sohn beschäftigte, konnte ich so gut wie gar nichts anfangen.«
    »Du weißt also auch nicht, in welcher Sprache die Manuskripte waren? Auch nicht, um wie viele es sich handelte?«
    »Ich wiederhole noch einmal, ich könnte nicht einmal sagen, was Griechisch und was Hebräisch ist«, gab Lady Eithne kopfschüttelnd zu. »Er hatte jedenfalls eine ganze Reihe von Manuskripten in seiner Zelle.«
    »Hätte eine einzelne Person sie wegtragen können?«
    »Ich würde meinen, ja. Schließlich hat er sie auf seinem Weg aus dem Heiligen Land ja auch selbst tragen müssen.«
    »Er soll außerdem einige Kunstgegenstände mitgebracht haben«, warf Eadulf ein.
    Lady Eithnes Hand ging zu dem fremdartigen, kunstvoll gefertigten Kreuz, das sie um den Hals trug.
    »Fürwahr. Für die Abtei hat er einen Splitter aus dem Wahren Kreuz mitgebracht, und mir hat er das hier zum Geschenk gemacht. Es ist ein gemeinsames Geschenk von meinen beiden Söhnen, erstanden in Nazareth, wo unser Heiland aufwuchs und sein Werk begann.«
    »Auch noch andere Dinge?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Bruder Lugna, du kennst doch sicher die Geschenke, die er für die Abtei mitgebracht hat?«
    Bruder Lugna wiegte sich hin und her und machte eine nichtssagende Armbewegung, die Handfläche nach oben gerichtet.
    »Einen Splitter vom Wahren Kreuz, der sich in unserer neuerbauten Kapelle befindet. Ein paar Ikonen und Zierat für Gottesdienstzwecke, das ist aber auch alles.«
    »Nun gut, ich denke …« Lady Eithne erhob sich unerwartet, und alle folgten ihrem Beispiel. »Es war lediglich meine Absicht, dich zu begrüßen, Fidelma, und dich bei uns willkommen zu heißen. Ich muss zu meiner Burg zurück; du weißt ja, sie liegt nur wenige Meilen östlich von der Abtei, aber es wird langsam dunkel. Ein Besuch von dir dort ist jederzeit willkommen. Wenn ich dir in irgendeiner Weise behilflich sein kann, gern. Gleich beide Söhne zu verlieren ist hart …« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Cathal habe ich an ein fremdes Land verloren, und nun … nun Donnchad.« Den letzten Teil des Satzes begleitete sie mit einem Achselzucken.
    »Du hast uns bereits sehr geholfen, Lady«, erwiderte Fidelma ernst.
    Lady Eithne verabschiedete sich von Fidelma und Eadulf mit einem leichten Kopfneigen, gönnte Abt Iarnla einen eher missbilligenden Blick und erwies ihm keine Spur von Ehrerbietung und wandte sich zur Tür, die Bruder Lugna für sie offen hielt.

KAPITEL 5
    Nachdem Lady Eithne, geleitet von Bruder Lugna, sich hinunter in den Innenhof begeben hatte, wo zwei Krieger ihrer Eskorte sie erwarteten, hatte Abt Iarnla wieder Platz genommen. Man sah ihm an, wie unwohl ihm zumute war.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass zwischen Lady Eithne und dir gewisse Spannungen bestehen?«, erkundigte sich Fidelma und setzte sich ebenfalls.
    Der ältliche Abt schaute auf, glücklich war seine Miene nicht. »Ich stehe der Abtei vor, in der ihr Sohn ermordet wurde. Dieses Amt habe

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