Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
das waren deine Worte, soviel ich mich erinnere.« Sie schaute Bruder Lugna an, um ihrer Feststellung Nachdruck zu verleihen. Der nickte. Der Abt vermied es, sie anzusehen.»Dann hat er sich einen ganzen Tag lang von der Klostergemeinschaft entfernt, ohne dazu die Genehmigung zu haben, und hat auch niemandem gesagt, wo er gewesen war. Unmittelbar nach seiner Rückkehr hat er sich in seine Zelle eingeschlossen. Sein immer sonderbarer werdendes Verhalten beunruhigte Bruder Lugna. Daher legte er seiner Mutter nahe, mit ihrem Sohn zu reden, das bewirkte aber nichts. Dann seid ihr beide hingegangen, wolltet ihm Vorhaltungen machen, doch ihr habt ihn tot vorgefunden, in seiner Zelle ermordet, die Tür zugeschlossen … Und ihr seid der Ansicht, die Tür kann nur von innen verschlossen worden sein. Stimmt das so weit?«
    »Du hast das Wesentliche gesagt«, bestätigte Abt Iarnla.
    Fidelma fuhr fort: »Wir werden uns nachher in der Zelle umsehen, aber es heißt, es gab nur einen Schlüssel … Woher weiß man, dass er von innen im Schloss gedreht wurde?«
    Bruder Lugna antwortete, ohne zu zögern: »Weil der einzige Schlüssel neben dem Leichnam lag. Deshalb kann das Schloss nur von innen zugesperrt worden sein.«
    »Die Schlussfolgerung drängt sich einem auf«, murmelte Eadulf. »Doch sie stützt sich lediglich auf deine Behauptung, dass es nur einen Schlüssel gab.«
    »Das ist keine bloße Behauptung. Unser Schmied erhielt den Auftrag, ein besonderes Schloss mit nur einem Schlüssel anzufertigen, um Bruder Donnchad die von ihm gewünschte Sicherheit zu gewähren. Und, wie gesagt, der Schlüssel lag neben dem Leichnam.«
    »Und die Handschriften, über die er so sorgfältig wachte …? Nur seine Mutter scheint als Einzige einen Blick darauf geworfen zu haben.«
    »Lady Eithne sagt, sie habe die Manuskripte gesehen. Also muss derjenige, der ihn ermordete, wer immer das auchwar, sie gestohlen haben«, bekräftigte der Verwalter voller Überzeugung.
    Der Abt schwieg dazu, und Fidelma richtete an ihn die Frage: »Du bist dir dessen augenscheinlich nicht so sicher?«
    »Ich kann dazu nichts sagen. Ich habe diese wundersamen Dokumente nie gesehen.«
    »Aber du bezweifelst Lady Eithnes Worte?«
    »Ich müsste geltend machen, dass Lady Eithne eingesteht, sie könne Griechisch nicht von Hebräisch unterscheiden. Wie können wir da auf ihre Aussage bauen, dass die Manuskripte, die sie flüchtig gesehen hat, wirklich die kostbaren Dokumente waren, für die Bruder Donnchad sie hielt?«
    »Hat denn sonst jemand außer Lady Eithne die wertvollen Handschriften gesehen?«, fragte Eadulf.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass unser
scriptor
, Bruder Donnán, sie gesehen hat«, erwiderte Bruder Lugna.
    »Hast du den
scriptor
danach gefragt?«, erkundigte sich Fidelma. »Schließlich ist er der Vorsteher eures
scriptorium
und würde es gewiss erfahren haben, wenn derart wertvolle Manuskripte zur sicheren Aufbewahrung in die Abtei gebracht werden.«
    »Befragt haben wir bisher niemanden«, erwiderte Bruder Lugna leicht vergrätzt und vermied es, zum Abt zu schauen. »Wir dachten, mit dergleichen sollte man bis zu deinem Eintreffen warten.«
    »Dann werden wir uns mit eurem
scriptor
unterhalten«, sagte Fidelma nachsichtig, »und werden Bruder Donnchads Zelle sorgfältig durchsuchen. Ich nehme an, die Trauerfeier hat längst stattgefunden.«
    »Wie du weißt, halten wir an dem Brauch fest, einen Toten innerhalb von vierundzwanzig Stunden zu beerdigen«, erklärte der Abt. »Wir haben ihn auf unserem Begräbnisplatzgleich außerhalb der Abteimauern zur letzten Ruhe gebettet, nachdem wie üblich den Tag über Totenwache gehalten wurde.«
    »Ihr habt jedoch einen Arzt, der uns berichten kann, auf welche Weise euer Klosterbruder zu Tode kam.«
    »Er hatte Dolchstiche im Rücken«, erklärte der Verwalter. »Die waren tödlich. Das ist doch einleuchtend, oder?«
    »Das stimmt schon, allerdings gibt es dabei Dinge, auf die nur ein Apotheker oder Arzt achten würde. Darf ich annehmen, dass der ihn untersucht hat?«
    »Aber gewiss doch.« Wieder klang es, als müsste sich der Verwalter verteidigen. »Unser Arzt ist Bruder Seachlann.«
    »Also werden wir auch mit ihm reden.« Fidelma erhob sich, und Eadulf folgte ihrem Beispiel. Nur der Abt blieb, wie in Gedanken verloren, sitzen. Dann merkte er, dass sie sich zum Gehen anschickten, und gab seinem Verwalter einen Wink.
    »Bruder Lugna wird euch mit allem Nötigen versorgen. Aber es ist spät geworden,

Weitere Kostenlose Bücher