Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Verbündeten wird der König seine Armeen nicht opfern. Wir können nicht marschieren, bis der Schnee geschmolzen ist.«
Jared hielt seinen Ärger über die Verzögerung kaum zurück. »Dann sollten wir die Göttin um einen frühen Frühling bitten«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Der alte Priester betrachtete ihn für einen Moment. »Unsere Tage liegen in den Händen der Vettel. So wie wir alle.«
Nachdem die Botschafter aus der Halle geführt worden waren, wandte sich Jared an Arontala. »Wenn es taut, wird die Armee der Nargi jedem die volle Macht meiner Krone zeigen.« Er erhob sich vom Thron. »Ich brauche die Soldaten von Margolan nicht.«
»Wie Ihr wünscht, mein König«, sagte Arontala und ging auf die Tür zu. Er hielt inne, wandte sich wieder zu Jared um und kam auf ihn zu. »Aber seid Ihr ganz sicher, dass das wirklich Euer Wunsch ist?«
»Was meint Ihr?«
»Ihr habt sie darum gebeten, den Thronräuber aufzuhalten«, erklärte Arontala. »Wenn man es ganz wörtlich nimmt, hat nur ein Mann den Thron Margolans usurpiert. Ihr, mein König.« Er blieb von dem Zorn, der sich auf Jareds Gesicht breit machte, ungerührt. »Vielleicht solltet Ihr lernen, Eure Worte gezielter zu setzen. Man sollte immer vorsichtig sein, mit dem, was man sich wünscht.«
KAPITEL FÜNF
I M P ALAST K ÖNIG S TADENS wurden die Wintertage für Jonmarc Vahanian schnell zur Routine. An den meisten Tagen stand er vor der Dämmerung auf und trainierte mit Kiara auf dem Waffenboden. Die Übungsstunden dauerten bis spät in die Nacht, wenn Mikhail kam, und manchmal schloss sich auch Gabriel an.
In den wenigen Monaten, seit Harrtuck ihn als Führer der Gruppe angeheuert hatte, war in Vahanians Welt das Unterste zuoberst gekehrt worden. Zuerst plagten ihn Zweifel. Er hatte nicht an Tris’ magische Kraft glauben wollen und auch Adligen im Allgemeinen misstraut. Aber Tris interessierte sich ganz offensichtlich nicht für Hierarchien und war bereit gewesen, Vahanian allein aufgrund seiner Fähigkeiten zu vertrauen. Vahanian hatte knurrend zugeben müssen, dass er beeindruckt war. Nach der Schlacht mit den Sklavenhaltern hatten Tris und Carina sogar sein Leben gerettet.
In Westmark dann hatte Tris Vahanian geholfen, seinen Frieden mit der Trauer und der Schuld über den Tod seiner Frau zu machen. Und als Tris sich aufgemacht hatte, dem Geist König Argus’ das Schwert Magierschlächter abzuringen, hatte Tris seinen Siegelring und das Erbe König Harrols in Vahanians Obhut zurückgelassen – in jedem Fall ein kleines Vermögen. Die Wochen vergingen und Vahanian erkannte, dass Tris’ Freundschaftsangebot echt war, und seine Vorbehalte, sich vollends ihm und den anderen anzuschließen, verschwanden nach und nach. Er begann, Tris ehrlich zu mögen. Zehn Jahre älter und mit mehr Kampferfahrung als alle mit Ausnahme von Harrtuck machte sich Vahanian keine Illusionen über ihre Chancen. Aber er hatte seine eigenen Gründe für den Wunsch, Arontala vernichtet zu sehen. Der Feuerclan-Magier war verantwortlich für den Tod von Jonmarcs Frau und das manipulierte Standgericht, vor das er gestellt worden war.
Noch etwas anderes war in ihm erwacht, als Vahanian die Geschichten der Flüchtlinge über ausgeplünderte Bauernhöfe und ermordete Dörfler gehört hatte. Auch wenn er stolz darauf gewesen war, niemandes Gefolgsmann zu sein, bis Staden ihn zum Herrn von Dark Haven gemacht hatte, er war in Margolan geboren. Und auch wenn er zynisch über Flaggenappelle und Königreiche sprach, die Liebe zu diesem Land lag ihm im Blut. Er hatte die Plünderung seines eigenen Dorfes überlebt, als es vor vielen Jahren von Marodeuren überfallen worden war. Diese Erinnerungen würden ihn für immer in seinen Träumen verfolgen. Die Tragödien seiner Vergangenheit machten die Geschichten der Flüchtlinge nun für ihn real und die Chance, das Morden aufzuhalten war verführerischer, als er erwartet hatte.
Und dann war da Carina. Damals, in der Karawane, hatte er es genossen, sie aufzuziehen, auch wenn er ihr Talent zur Heilerin und ihre sture Hingabe an ihre Patienten schnell zu respektieren gelernt hatte. Als sie von den Skalvenhändlern gefangen genommen worden waren und Carina fast getötet wurde, musste Vahanian sich eingestehen, dass er etwas für die Heilerin empfand. Während der Reise hatte sich dieses Gefühl noch verstärkt. Zwar war er unsicher, ob Carina seine Gefühle erwiderte, aber sein neuer Titel und das neu erworbene Land machten
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