Der Blutkönig: Roman (German Edition)
verschränkte die Arme und die langen, dünnen Finger seiner rechten Hand tippten gelangweilt. »Ihr tragt die Krone. Margolan gehört Euch.«
»Fürs Erste. Mein Bruder ist immer noch da draußen und alles, was Ihr bisher dagegen unternommen habt, ist fehlgeschlagen.«
Jared begann, im Raum auf und ab zu gehen. Seine Hand strich durch sein dunkles, welliges und langes Haar. Er hatte die schwarzen Augen seiner verstorbenen Mutter Eldra und die olivenfarbene Haut, die eine Mischung war aus Bricens hellerem und Eldras dunklerem Teint. Aber die hohen Wangenknochen und kantigen Gesichtszüge waren die Bricens und die Familienähnlichkeit zwischen Jared und seinem verhassten Halbbruder Tris war unverkennbar.
»Er ist einfach durch die Finger Eurer Sklavenhändler geschlüpft. Und Staden von Fahnlehen hat ihn wie einen Held empfangen! Ihr habt die Spione gehört.« Jared tastete mit den Fingern nach dem Amulett, das um seinen Hals hing und das verhindern sollte, dass er verflucht oder verzaubert werden konnte. Auch wenn es wahrscheinlich alle Magie abwehrte, die Arontala möglicherweise über ihn ausübte, vertraute Jared dem Schutzzauber des Amuletts gegen die Macht des Dunklen Magiers nicht völlig; ebenso wenig, wie er die Fähigkeiten, die Arontala als Vayash Moru besaß, unterschätzte.
»Es gibt eben keine Sache, die so romantisch – oder hoffnungslos – ist wie die eines Prinzen im Exil«, meinte Arontala. »Es stehen keine fahnlehenischen Truppen an der Grenze und Eure Wachen haben eine breite Schneise durch Fahnlehen gebrannt, um Staden für sein Vergehen zu bestrafen.«
»Ihr habt die Hexe aus Isencroft vergessen. Der Spion sagte, dass sie zusammen mit Tris in Fahnlehen ist. Sie hat sich über meine Wünsche hinweggesetzt, und ihn in seinem Verrat unterstützt.«
»Dann könnt Ihr sie dafür aufhängen. Und höchstwahrscheinlich hättet Ihr sie ohnehin umgebracht, bevor Ihr mit ihr ein Balg zeugen konntet.«
»Ich will mehr als nur Versprechen!« Jareds Gesicht war jetzt nur Zentimeter von dem des Vayash Moru entfernt. »Beschwört Euren großen Geist. Sichert mir den Thron!«
»Geduld ist eine Tugend.« Arontala drehte sich um und ging ans andere Zimmerende zurück. »Wie auch immer, es ist nicht an mir, das zu entscheiden. Dieses Werk kann nur am Hagedornmond um Mitternacht vollbracht werden. Die Bannsprüche, die ihn festhalten, werden wir erst dann brechen können. Es wurde bereits versucht.«
Arontala zuckte mit keiner Wimper, als Jared eine Metallkaraffe an seinem Kopf vorbei warf. Sie zerbarst scheppernd an der Wand. »Dann versucht es wieder. Es dauert noch Monate bis zum Hagedornmond. Ich kann nicht ewig warten.«
»Ihr könnt gar nicht warten, das ist das Problem«, bemerkte Arontala. »Eure Armee löst sich auf, weil sie es satt hat, ihre eigenen Dörfer niederzubrennen. Eure Adligen stehen kurz vor der Revolte. Ich habe Euch den Thron von Margolan auf einem Silbertablett serviert, und Ihr habt ihn zerstört, noch bevor Ihr die Krone ein Jahr getragen habt.«
»Mein einziger Fehler war es, Euch zu vertrauen.«
In einem einzigen Augenblick stand Arontala wieder neben Jared und diese Machtdemonstration verschlechterte die Laune von Jared gewaltig. »Es ist ein wenig spät dafür, es sich anders zu überlegen, mein König.« Der Vayash Moru sprach mit einer Stimme, die so weich war wie alter Kognak. »Unser Schicksal ist miteinander verwoben, so lange, bis das hier durchgestanden ist.«
Jared unterdrückte ein Schaudern. Er wollte Arontala nicht sehen lassen, wie sehr der untote Magier ihn beunruhigte. Er war froh, dass die Kraft seines Amuletts durch andere Abwehrzauber verstärkt wurde, die er überall im Zimmer verteilt hatte. Arontala erwähnte das nie und wenn er einen Effekt auf seine Magie spürte, dann schien ihn das nicht zu interessieren.
»Wenn der Schnee erst einmal geschmolzen ist«, meinte Jared, »und die Straßen wieder fest genug zum Reiten sind, dann will ich Staden angreifen, damit allen Winterkönigen klar wird, dass ich der rechtmäßige König von Margolan bin.«
Nicht einmal das Licht des Feuers konnte Arontalas Zügen etwas Farbe verleihen. »Davon rate ich Euch ab.«
»Natürlich ratet Ihr mir davon ab!«, brauste Jared auf und warf ein Tablett auf den Boden. »Mein Thron interessiert Euch gar nicht. Das Einzige, was Euch interessiert, ist diese verdammte Kugel und Euer erbärmlicher Geisterkönig.«
»Eure Truppen werden hier gebraucht, um Eure loyalen
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