Der Blutkönig: Roman (German Edition)
dem Land«, meinte Sahila. »Ein Blutmagier namens Arontala.« Er machte eine Pause, um auszuspucken und den Speichel unter seinem Absatz zu zerreiben – eine Geste, um Böses abzuwehren. »Arontala bestach einen großen General unter meinen Leuten und hetzte ihn gegen den König auf, den Vater von König Kalcen, der jetzt regiert.
Der General schickte seine Soldaten wieder zu uns und befahl ihnen, unser Dorf niederzubrennen. Aber dieser Mann hier, ihr Hauptmann, weigerte sich.« Sahila sah Vahanian an, dessen Miene ausdruckslos geworden war. »Die Soldaten warnten uns, sodass wir fliehen konnten. So empört waren sie über ihre Befehle, dass sie ihre Uniformen verbrannten und in Bauernkleidung mit uns flohen.«
»Was ist dann passiert?«, fragte Soterius ruhig und sah Vahanian an, als sehe er ihn in einem völlig neuen Licht. »Der General hat mehr Truppen geschickt, um uns zu fangen«, antwortete Sahila mit bitterer Stimme. »Viele von uns wurden getötet. Vahanian und seine Truppen wurden zur Strecke und in Ketten zurückgebracht, so wie die Dörfler, um ein Exempel an uns zu statuieren.« Er sah Vahanian an, beide teilten die alte schmerzhafte Erinnerung. »Sie sperrten uns in eine Scheune, aber wir konnten sehen, was draußen vor sich ging. Der General und sein Magier hängten die Soldaten für ihren Verrat – alle, außer ihrem Hauptmann.« Seine Stimme wurde leiser. »Sie haben ihn mit uns in die Scheune gesperrt und diese angezündet. Davon habe ich diese Narben.« Er drehte seinen Kopf, damit alle die vernarbte und verfärbte Haut auf der einen Seite seines Gesichts sehen konnten, und schob einen losen Ärmel seines Gewandes nach oben, um ihnen einen ähnlich entstellten Arm zu zeigen.
»Zusammen haben er und ich einen Teil des Bodens herausgetreten, um den Weg in die Höhlen darunter freizumachen. Wir haben so viele gerettet, wie wir konnten, aber es waren so viele und das Feuer war so schnell.« Er schloss die Augen, überwältigt von der Erinnerung.
Vahanian sah zu Boden. Er war sich bewusst, dass die anderen ihn beobachteten und fühlte sich bei der Erzählung der Geschehnisse nicht wohl. Er hatte diese Geschichte zu oft im Traum wiederholen müssen. Wortlos verschränkte er seine schweißnassen Hände ineinander.
»Als das Feuer schließlich ausging und der General fort war, haben die von uns, die überlebt haben, sich einen Weg hinausgegraben«, fuhr Sahila fort. Er wandte sich an Vahanian. »Ihr habt uns verlassen und habt Euch nach Südwesten, nach Margolan begeben. Das letzte, was wir hörten, war, dass Ihr von den Nargi gefangen genommen wurdet. Danach nichts mehr.«
»Danach kam nicht mehr viel«, meinte Vahanian. Er warf einen Blick auf Harrtuck, der die Bemerkungen der anderen im Keim erstickte.
»Für eine Weile habe ich mich dem Widerstand in der Ostmark angeschlossen«, meinte Sahila jetzt. »Wo wir zehn waren, hatten sie hundert. Wir haben viele Männer verloren und ich glaube, wir haben Arontala aufgehalten. Ich wurde aber des Krieges müde und habe mich dann nach Margolan durchgeschlagen, und vielleicht hatte ich dabei mehr Glück als Ihr.« Er lächelte kurz in Vahanians Richtung. »Dort habe ich eine Familie gegründet und habe ein Auskommen mit meinem Pflug gefunden. Dann kehrte Arontala zurück und die Feuer begannen wieder zu brennen.« Der Schmerz in Sahilas Stimme war frisch. »Diesmal konnte ich meine Familie in Sicherheit bringen, aber viele konnten das nicht. Und so habe ich meinen Pflug wieder abgelegt und erneut zum Schwert gegriffen.
Es gibt Gerüchte unter den Flüchtlingen, dass Prinz Martris den Staatsstreich überlebt hat. General Hant sagte, diese Gerüchte seien wahr. Ich habe gesehen, was Arontala in Margolan getan hat und ich habe gesehen, wie König Jared regiert. Hant sagt auch, dass Prinz Martris beabsichtigt, Arontala zu zerstören und die Krone zurückzugewinnen«, meinte er. »Wenn Ihr glaubt, dass Prinz Martris dazu in der Lage ist, mein Freund, dann werde ich Euch alle Hilfe zukommen lassen, derer ich fähig bin.«
»Glaubt das ruhig«, sagte Vahanian. »Wenn es jemanden gibt, der Arontala besiegen kann, dann ist es Tris.«
Sahila nahm seinen Platz am Tisch ein und Hant räusperte sich. »Ich habe mich mit Sahila in Verbindung gesetzt, weil er im Kleinen das getan hat, was Soterius und Mikhail für Margolan geplant haben. Sahila hat die Farmer und Städter in der Ostmark gegen Arontalas General rekrutiert und organisiert. Sie waren immerhin in der
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