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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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»Vorsichtig«, meinte Vahanian. »Du bist böse gefallen.«
    »Wie –«
    »Kiara hat mich gebeten, dir ein wenig Tee vorbeizubringen.« Vahanian half ihr auf, damit sie an der Teetasse nippen konnte. »Ich soll dir ausrichten, dass keiner der Palastheiler vor morgen nach dir sehen kann – irgendeine Krankheit in den Dörfern hält sie auf Trab.«
    »Aber wo kommt dann der Breiwickel –«
    Er lachte leise. »Wie du so gern ausführst, habe ich schon mehr als einen Kampf hinter mir. Das ist nur ein wenig Wald-und-Wiesen-Medizin, um dir auch mal einen Gefallen zu tun.«
    Zittrig berührte Carina den frischen Verband an ihrem Arm und roch daran. »Azyklablätter und Casswurzel, mit Federkraut. Nicht gerade eine Mixtur für Anfänger.«
    »Ich habe ein paar Jahre damit verbracht, mit einer Kräuterfrau Heilpflanzen zu sammeln«, meinte Vahanian leichthin. »Da lernt man einiges.«
    Carina sah Vahanian an, als wolle sie seine Gedanken lesen. »Wer bist du … wirklich?«
    Vahanian erkannte die Frage. Es war die gleiche drängende Frage, die er ihr ebenfalls gestellt hatte, bei der Niederlage der Sklavenhändler im Ruune Videya. Etwas in ihren Augen veranlasste ihn, die Frage ernst zu nehmen. Er fuhr sich mit einer Hand durch das lange, dunkle Haar.
    »Warum kümmert dich das?«, fragte er ruhig und wich ihrem Blick nicht aus.
    »Weil die Antwort wichtig ist.«
    »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Ich werde mich wohl in der nächsten Zeit nicht weg bewegen.« Sie schloss die Augen und sank wieder auf die Couch zurück. »Ich habe dich einmal gesehen, als wir in Westmark waren, unten in der Schmiede. Du bist mit diesen Werkzeugen umgegangen, als wärst du damit aufgewachsen. Für einen Söldner warst du an einer Menge seltsamer Orte. Also, ich frage dich noch einmal – wer bist du wirklich?«
    Vahanian atmete tief durch und betrachtete das Kaminfeuer. Er wusste nicht genau, wie er antworten sollte. Schließlich zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Meine Mutter war eine Weberin und mein Vater ein Schmied, oben in den Grenzländern, nahe genug an der Nördlichen See, dass die Schiffskapitäne und die Händler für gute Geschäfte sorgen konnten. Ich habe in seiner Schmiede gearbeitet, seit ich alt genug war, die Werkzeuge zu halten. Wir konnten gut davon leben.«
    »Aber du bist nicht geblieben.«
    »Als ich fünfzehn war, kamen Räuber. Wir haben zu gut gelebt, denke ich. Mein Vater starb, als er half, die Tore zu sichern. Ich habe mir sein Schwert geschnappt und versucht, die Schmiede zu verteidigen, aber ich war nur ein Kind. Das war das erste Mal, dass ich verwundet wurde«, meinte er reuig. »Als ich endlich mit der Waffe zurechtkam, war alles vorbei. Das Dorf war geplündert und halb abgebrannt. Meine Mutter und meine Brüder waren tot. Ich habe versucht, im nächsten Dorf Hilfe zu finden, aber ich habe es nicht durch die Wälder geschafft.«
    »Was ist passiert?«
    »Die Tochter der Kräuterfrau war draußen, Heilpflanzen suchen. Sie hat mich gefunden und nach Hause gezerrt. Ich denke, ich habe sie ganz schön erschreckt.« Er lachte leise. »Nachdem ich geheilt war, haben sie mich zu ihrem Dorfschmied gemacht. Ein paar Jahre später habe ich die Tochter der Kräuterfrau dann geheiratet.«
    Carina antwortete nicht, aber ihr eindringlicher Blick ließ ihn sich wieder abwenden, zurück zum Feuer. »In diesem Jahr kam der Frühling spät und die Kapitäne liefen unseren Hafen nicht an. Das Geld war knapp. Ich begann, Grabbeigaben aus den Höhlengräbern zu stehlen – Gold und Juwelen und seltene Hölzer – und an Händler zu verkaufen; was ich eben fand, nur um zurechtzukommen. In einer Nacht, nachdem Shanna und ich ungefähr sechs Monate verheiratet waren, erschien ein Magier und wollte von mir, dass ich eine besonderes Relikt finde.«
    »Arontala?«
    »Ja«, meinte Vahanian. »Er bot mir ein Vermögen dafür, dass ich ihm einen Talisman brächte. Also ging ich los und fand ihn. Ich legte ihn an einem Band um meinen Hals, damit ich ihn nicht verliere.«
    »Dieser Zauber, den wir in Westmark gesehen haben – der, der uns half, die magischen Bestien zu besiegen.«
    Vahanian nickte. »All diese Jahre habe ich geglaubt, dass dieses Ding die Bestien anzöge.« Er hielt für einen Moment inne und schluckte hart, dann fand er seine Stimme wieder. »Die Bestien kamen in dieser Nacht und nichts konnte sie aufhalten. Nichts, was ich tat, machte einen Unterschied. Sie konnten mich nicht töten, aber sie haben

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