Der Blutkönig: Roman (German Edition)
gebrauchen bin, trotz aller Hilfe von Carina.«
»Ihr seht müde aus, alter Freund«, meinte Staden. »Das Beste wird sein, Ihr schlaft Euch aus. Die Geschichten können bis morgen warten.«
Tris nickte und grinste Carroway müde an. »Ich habe noch einiges Futter für deine Geschichten«, sagte er und schlug ihm mit der Hand auf die Schulter. »Aber ich weiß nicht, ob irgendeiner sie glauben wird.«
»Je betrunkener die Leute sind, desto vernünftiger werden diese Geschichten klingen«, versicherte Carroway, aber Vahanian konnte die Besorgnis im Gesicht des Barden sehen.
»Gib mir einen oder zwei Tage, dann bin ich wieder auf dem Waffenboden«, meinte Tris zu Vahanian.
»Ja, ganz sicher«, stimmte Vahanian zweifelnd zu.
F RÜH AM NÄCHSTEN Nachmittag traf Vahanian Kiara auf den oberen Korridoren. Sie trug ein Tablett mit zwei Teekannen und Tellern mit kaltem Fleisch und Käse.
»Hilfst du als Küchenmädchen aus?«, fragte er und hob eine Augenbraue.
Kiara wurde rot. »Ja, ich denke schon. Tris hat nach Tee gefragt, also bringe ich ihm etwas – freiwillig. Es ist nur …«
Vahanian lachte leise. »Ich verstehe.« Er nickte in Richtung der beiden Teekannen. »Du nimmst wohl an, er ist durstig.«
»Ich wollte noch bei Carina vorbeisehen.« Sie warf Vahanian einen listigen Blick zu. Nach dem Gespräch auf dem Balkon war er sicher, dass Kiara sein Interesse an ihrer Cousine erkannt hatte und es guthieß. »Carina sagte, sie würde in der Bibliothek arbeiten. Und jetzt muss ich machen, dass ich zu Tris komme. Würde es dir etwas ausmachen, Carina den Tee zu bringen, wenn du in diese Richtung gehst? Ich will nicht, dass er kalt wird.«
»Ich helfe dir gerne«, antwortete Vahanian ausdruckslos und nahm die Teekanne und eine Tasse von ihrem Tablett.
Kiaras Gesicht wurde ernst. »Ich habe Angst um die zwei, Jonmarc. Beide sahen aus, als kämen sie aus einer Schlacht. Ich bin nicht sicher, wieviel jeder von ihnen noch ertragen kann.«
Vahanian nickte. »Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich verstehe nichts von Magie. Aber erinnere unseren Spuky mal daran, dass – wenn er den königlichen Hintern versohlt bekommt – der Rest von uns aufgehängt wird. Ich zähle darauf, Arontala ordentlich eins auswischen zu können. Also, Tris wird wohl bei dieser ganzen Feier dabeibleiben müssen.«
Kiara lächelte über seine Respektlosigkeit. »Ich werde ihn daran erinnern. Mit genau diesen Worten.« Sie kicherte. »Geh jetzt besser, oder der Tee wird kalt. Sag Carina, der Hofheiler kann sie erst morgen sehen. In einem der Dörfer ist eine Krankheit ausgebrochen, und Staden hat alle seine Heiler hingeschickt, um zu helfen.«
»Ich werde es ihr sagen«, meinte Vahanian und machte sich auf ins Arbeitszimmer.
V AHANIAN KLOPFTE LEISE an die Tür des Studierzimmers. Er bekam keine Antwort und zog eine Grimasse. Er klopfte wieder, lauter diesmal. »Carina?«, fragte er ruhig. »Ich bin es, Jonmarc. Kiara hat mich gebeten, dir etwas Tee zu bringen.«
Als er immer noch keine Antwort bekam, öffnete er vorsichtig die Tür. Sie war unverschlossen und schwang bei seiner Berührung sofort auf. Carina lag wie hingegossen auf dem Boden, ihr Buch war neben sie gefallen.
Vahanian stürzte hinein und die Tür schloss sich hinter ihm. Der Tee stand vergessen auf dem Tisch, als er sich neben Carina hinkniete und sie sanft umdrehte.
Carina sah blass und fiebrig aus. Auf ihrem Arm war eine frische, tiefe Wunde zu sehen und Vahanian nahm an, dass sie gegen die Tischkante geprallt war. Der Beule auf ihrer Stirn nach zu urteilen, war sie hart auf dem Boden aufgekommen.
Vorsichtig hob Vahanian Carina auf seine Arme und trug sie zu einer schmalen Couch. Auch wenn er keine von Carinas Heiler-Fähigkeiten besaß, hatte er genügend Schlachten – und Schlachten-Heiler – gesehen, um ihre Verletzungen einschätzen zu können. Carinas Atem ging regelmäßig, und ihr Puls war stark. Vahanian sah Carinas Heilertasche nahe dem Kamin und wühlte mit fachmännischem Blick darin herum. Er suchte einige Kräuter heraus und ein Stück Tuch, dann holte er den kleinen eisernen Wasserkessel, der über dem Feuer hing. In ein paar Minuten hatte er aus der Bandage einen Kräuterumschlag gemacht, um die Wunde auf ihrem Arm zu verbinden. Er mischte einige Pulver mit dem Tee, um Carinas Fieber zu senken und machte mit einem weiteren Lappen und ein wenig Wasser eine Kompresse.
Carina begann sich zu rühren, als er ihr Gesicht mit dem kühlen Wasser abtupfte.
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