Der Blutkönig: Roman (German Edition)
es hassen, wenn Ihr den Thron zurückgewinnt und gleich einen Krieg anfangt.«
»Wenn ich die Schlacht um den Thron überlebe«, antwortete Tris und gewann seine Fassung wieder, »dann hoffe ich, dass ich um Kiaras Hand anhalten kann. Aber es gibt noch so viel, das bis dahin noch passieren muss …«
»Ich verstehe, mein Prinz. Das sind Eure Entscheidungen, die Ihr treffen müsst. Aber Ihr solltet in Erwägung ziehen, im Exil zu heiraten und die Nachfolge zu sichern …«
»Das kommt nicht in Frage. Kiara beabsichtigt, mich nach Margolan zu begleiten. Sie ist eine hervorragende Schwertkämpferin und wurde vom Orakel selbst auf diese Queste geschickt. Wenn wir das täten, dann wäre sie in noch größerer Gefahr.«
Abelard hob eine Hand. »Ich wollte nicht respektlos sein, mein Prinz. Es war nur ein Vorschlag.«
Genau deshalb wollte ich nie König sein , dachte Tris. Aber er wusste, dass Abelard mit seinem Wunsch nach einer gesicherten Nachfolge nicht allein dastand. Es würde Druck geben, einen Erben zu zeugen, besonders, wenn die Gerüchte um Jareds Bastard sich bewahrheiteten. Tris hatte die relative Freiheit der Straße zu schätzen gelernt. Sie waren gejagt worden und oft in Lebensgefahr, aber die vergangenen Monate waren frei von den politischen Ränkespielen des Hofs gewesen. Das würde enden, sobald sie die Krone zurückgewannen.
»Danke«, sagte er zu Abelard. Er wollte die Neuigkeiten erst einmal allein überdenken. »Ihr habt mir wirklich eine Menge erzählt, über das ich nachdenken muss.«
»Seid vorsichtig, mein Prinz.« Abelard verbeugte sich tief und ließ Tris mit dem Feuer und seinen Gedanken allein.
A LS DIE T AGE kürzer wurden, bereitete sich Stadens Hof auf die Wintersonnenwende vor. Während Staden Tris’ Teilnahme als Seelenrufer begrüßte, waren viele am Hof neugierig, was diese Teilnahme wohl am Tag des Banketts zu den Festivitäten hinzufügen mochte. Tris wusste, dass die meisten Schlossbewohner sich auf eine Woche voller Lustbarkeiten freuten.
Carroway freute sich sehr über die Gelegenheit, mit seinen Künsten wieder einmal die Hofgesellschaft zu unterhalten. Wenn er nicht im großen Saal seine Lieder rezitierte, übte er mit den Spielleuten. Sein Talent brachte ihm den Respekt von Stadens Musikern ein, die ihn eingedenk seines kurzen Aufenthalts nicht als Rivalen betrachteten. Carroway kommentierte trocken, dass Stadens Spielleute möglicherweise die geringen Chancen seiner sicheren Rückkehr aus Margolan berechnet hatten und jetzt die Gelegenheit nutzten, seine Lieder und Geschichten für den Fall seines vorzeitigen Ablebens zu lernen.
Sogar Tris konnte den Verführungen des bevorstehenden Festes nicht widerstehen. Die Wintersonnenwende war ein Fest des Lichts im dunkelsten Monat des Jahres, mit Tausenden von Kerzen, voller traditioneller Leckereien und Bier und der verschiedensten Freuden. In Margolan dagegen hatte Tris sich bei den Lustbarkeiten häufig entschuldigt, um Abstand zu Jared und den beutegierigen Töchtern der Adligen wahren zu können.
Jetzt erhöhte die Aussicht, mit Kiara daran teilnehmen zu können, seine Vorfreude erheblich.
Tris musste zugeben, dass seine Erfolge bei den Damen genau die Katastrophe waren, als die Soterius sie scherzhaft immer bezeichnete. Er war realistisch genug zu wissen, dass sein Titel und sein Rang allein ihm beinahe jede junge Frau hätten verschaffen können, die er ansah. Ihm war oft genug gesagt worden, wie hübsch er sei, auch wenn er das im Geheimen eher bezweifelte. Ein paar Schwärmereien in seinen früheren Jahren waren schlecht verlaufen, die Mädchen, denen er sein Herz geschenkt hatte, waren eher daran interessiert gewesen, Prinzessin zu werden als an dem Prinzen selbst, den es brauchte, um dieses Ziel zu erreichen. Und dann war da Jared gewesen.
Jareds Freizügigkeit war legendär, aber direkt unter dieser Oberfläche lag seine Lust an der Gewalt. Es gab zu viele Gefolgsleute am Hof, die begierig darauf waren, Jareds Indiskretionen zu verbergen, sei das nun, um Bricen nicht in Verlegenheit zu bringen oder um sich bei dem mutmaßlichen Erben einzuschmeicheln. Vielleicht wussten sie über Jareds Wutanfälle Bescheid und hatten gelernt, ihn zu fürchten. Schon vor den Morden an seiner Familie hatte Tris seinerseits gelernt, seinen Halbbruder zu verabscheuen. Er schwor sich, nie so wie Jared zu werden. Während die Höflinge einander ohne Reue beiwohnten und sich heimlich zu treffen ein beliebter Zeitvertreib wurde, hielt
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