Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Abkommen leugnen, wir können vorgeben, dass das, was zwischen uns ist, nicht existiert – aber das alles wird mein Herz nicht retten. Ich liebe dich, Tris. Wenn die nächsten Monate alles sein sollen, was wir je haben, dann sei es. Sorg nur dafür, dass ich dich nicht zweimal verliere.«
Ihre Stimme war fest, auch wenn sie am ganzen Körper bebte.
Tris streckte die Hand nach ihr aus und sie warf sich schluchzend in seine Arme. Er legte sein Gesicht auf ihr Haar und war sich darüber klar, dass sie wusste, er weinte. »Ich wagte nicht zu hoffen, dass du so fühlen würdest«, murmelte er und strich über ihr Haar und hielt sie fest, bis ihr Zittern aufhörte. »Ich will dich heiraten, Kiara. Ich will dich immer bei mir haben.«
Sie zog sich gerade so viel zurück, um ihm in die Augen zu sehen. Dann hob sie ihre Hand und berührte sein tränenüberströmtes Gesicht. »Ich nehme deinen Antrag an. Und Istra verdamme die Folgen!«
KAPITEL ZEHN
V AHANIAN SPÜRTE , WIE seine Laune sich hob, je geschäftiger die Vorbereitungen für die Wintersonnenwende wurden. Die Festlichkeiten in Fahnlehen waren üppig und Vahanian war wider Willen beeindruckt. Carroway hatte sich unter den Musikern und Spielleuten bei Hof bereits einen Namen gemacht und mit einem verschmitzten Lächeln angekündigt, dass er die Reise der Gefährten zum Thema eines Liedes machen wollte. Vahanian konnte nur hoffen, dass sein Part dabei unterschlagen wurde.
Seine Schmugglerjahre hatten ihn nicht reich gemacht, aber sie hatten ihm genügend Feinde eingetragen. Einige dieser Feinde wollten Nägeln mit Köpfen machen, indem sie Kopfgeldjäger auf ihn angesetzt hatten. War der Kampf um den margolanischen Thron erst einmal vorbei, beabsichtigte Vahanian einiges von seinem Preisgeld, das er von Staden bekommen hatte, zur Schuldentilgung einzusetzen – vorausgesetzt, er überlebte diesen Kampf. Mit dem Rest wollte er in Dark Haven neu anfangen. Bis dahin war er zufrieden, möglichst wenig Aufsehen zu erregen.
Vahanian war sich außerdem darüber im Klaren, wie nahe Fahnlehen an der Ostmark lag, wo er vor acht Jahren eine so katastrophale Begegnung mit Arontala gehabt hatte. Obwohl er einem widerrechtlichen Kriegsgericht und einem königlichen Hinrichtungsbefehl, der seine Schwadron das Leben gekostet hatte, entkommen war, befürchtete Vahanian, dass der Haftbefehl immer noch galt. Er hatte kein Verlangen danach, das herauszufinden und war schlau genug, niemandem in die Quere zu kommen, der glaubte, sich mit seiner Auslieferung ein leichtes Kopfgeld jenseits der Grenze verdienen zu können.
Am Vorabend der Festlichkeiten zur Wintersonnenwende war Stadens Palast von Kerzen hell erleuchtet. Wimpel aus Samt und Brokat mit den vier Lichtgesichtern der Göttin flatterten in der kalten Nachtluft und Lagerfeuer erhellten die Höfe. Verführerische Düfte nach frischem Brot und gebratenem Fleisch wehten aus der Küche und mischten sich mit denen von gewürztem Wein und warmem Apfelmost. Doch vor dem Fest kam ein Fastentag, der von Sonnenuntergang des einen bis zur Mitternacht der Sonnenwende dauerte. Stadens Hof vergaß trotz der kommenden Lustbarkeiten das Fasten nicht.
Während sich das Schloss vorbereitete, suchte Vahanian nach Carina. Das war schwieriger, als er erwartet hatte. Wenn sie wach war, verbrachte sie die die meiste Zeit damit, mit Royster Heilkunde zu lernen. Sogar von Kiara schien sich Carina zurückgezogen zu haben, und Vahanian fragte sich erneut, was für Bedingungen die Schwesternschaft an Tris’ Ausbildung stellte.
Er hatte Carina am frühen Abend in der Menge entdeckt, die zusah, wie Tris und Staden die Anfangsriten für das Fest vollzogen. Tris’ Anwesenheit als Seelenrufer machte es möglich, Teile der Liturgie zu lesen, die für Jahre ungesagt und außer Acht gelassen worden waren. Deshalb war die Menge dieses Jahr umso aufmerksamer. Mit Tris’ Hilfe akzeptierte Staden die Lehnstreue von lange dem Hof ferngebliebenen Adligen, deren Loyalität oder Wunsch es war, hierzubleiben. Tris stand neben Staden, als der König seinen Segen über die sprach, die in einer Schlacht gestorben waren – und deren Zahl war nicht klein, wenn man Fahnlehens Popularität als Sitz von Söldnergesellschaften in Betracht zog. Dank Tris’ Macht war es den Toten gegeben, sichtbar zu werden, den Segen ihres Königs und seinen Abschied zu empfangen, der sie von ihrem Ehreneid befreite und ihre Seelen zur Ruhe schickte. Andere Geister, deren Bindungen an den
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