Der Blutkönig: Roman (German Edition)
irgendjemand das verwendete Gift schon einmal überlebt hatte, also schrieb er das Prozedere, mit dem Carina und Tris Vahanian gerettet hatten, genau auf.
Tris hatte sich mit Bedauern von Kiara verabschiedet. Als Morgengabe und Geschenk für ihren Geburtstag später im Monat hatte Tris ihr einen Ring aus margolanischem Gold schmieden lassen. Sein Wappen, das des zweiten Sohnes von Bricen, war mit kostbaren Steinen darin eingelegt, Tris hatte sie aus der Belohnung genommen, die Staden jedem von ihnen für Berrys sichere Rückkehr gegeben hatte.
Kiara machte sich umso mehr Sorgen über Tris’ Rückkehr zu seiner Ausbildung, weil er und Carina sich weigerten, Einzelheiten zu berichten und so erzählte Tris ihr schließlich von dem Mord an Elam und die Schlacht mit Alaine und verschwieg ihr nur die dunklen Visionen.
Trotz der Heilung durch Taru verfolgten ihn diese Bilder immer noch bis in seine Träume. Auch wenn sie die Sicherheit der Visionen nicht mehr hatten, weckten ihn die Albträume öfter, als er zugeben wollte. Er erwachte dann schweißgebadet und mit pochendem Kopf. Die Erinnerung an diese Träume ließ ihn umso härter daran arbeiten, seine magische Kraft zu meistern. Und obwohl Tris seine wachsenden Kräfte als Mittel sah, das Überleben seiner Freunde zu sichern, sagte er niemandem, wie wenig Hoffnung er wirklich hatte, die Konfrontation mit Arontala zu überleben.
Es war der erste Monat des neuen Jahres, und Fahnlehen lag unter einer dicken Schneedecke. Tris, der dachte, dass die Wintersonnenwende kälter gewesen war als jede andere vorher in seinem Leben, entdeckte, dass diese grauen Wochen, die seinem Geburtsmonat folgten, noch kälter waren. Er zitterte trotz seines schweren Mantels und rechnete nach, um wieviel südlicher sich Shekerishet befand und wie das Wetter zu dieser Jahreszeit dort war. Die schweren Wolken am Himmel und der eiskalte Wind schien jedermanns Stimmung zu dämpfen, besonders jetzt, wo die Festlichkeiten vorbei waren. Sogar die Zusammenkunft in der letzten Nacht von Tris und seinen Freunden schien seltsam gedrückt zu sein, trotz Carroways schlüpfrigen Liedern und seinen gutmütigen Scherzen. Als die Tage vergingen, rückte die Realität ihrer Queste wieder in den Vordergrund.
In der Zitadelle schien sogar Taru reserviert zu sein, als sie den Schlitten erwartete. Sie führte Tris und Carina zurück in die gleiche Zimmerflucht, die sie auch schon vorher bewohnt hatten. Dort wartete nach der Reise ein Tablett mit kaltem Fleisch und Käse auf sie und ein Teekessel simmerte auf dem Feuer.
»Wie stehen die Dinge mit Landis als Verantwortlicher?«, fragte Carina, als sie den Schnee von ihrem Mantel schüttelte und ihn zum Trocknen neben dem Kamin aufhing.
»Landis ist eine fähige Verwalterin – ich habe das nie bezweifelt. Aber ihr Fokus liegt auf der Gegenwart, nicht wie bei Elam auf der Zukunft. Sie ist eine Geschäftsfrau, keine Visionärin. Ich hoffe wirklich, dass das ausreicht.«
Tris fiel ein, dass Tarus enges Verhältnis mit Elam sicher ein Grund war, dass sie den Tod der älteren Zauberin auch als großen persönlichen Verlust empfand. »Ich hatte nie die Chance, dir zu sagen, wie leid mir der Tod Elams tut«, sagte Tris still.
Taru lächelte. »Danke. Aber ich denke, du hattest zu der Zeit einige andere Dinge im Kopf.« Sie machte eine Pause. »Ich habe nicht deine Macht, mit den Geistern zu reden, aber ich kann Elams Gegenwart spüren. Sie ist immer noch hier. Das ist ein Trost. Jetzt, wo du wieder da bist, kannst du mir vielleicht sagen, ob sie damit eine Absicht verbindet, oder ob sie nur deine Hilfe braucht, um hinüberzugehen.«
»Möchtest du, dass ich es versuche?«, fragte Tris, als er seinen Mantel neben den von Carina hängte und die letzten Schneereste von seinen Stiefeln trat.
»Ich wäre dankbar, wenn du es tust.«
»Dann lass uns das jetzt machen. Später bin ich vielleicht nicht so gut in Form.« Er hob die Hand und schloss die Augen und dehnte seine Kraft auf die Ebenen der Geister aus. Elams Geist kam schnell heran und er erwiderte ihren Gruß. Mit einem gemurmelten Wort machte Tris den Geist sichtbar und öffnete die Augen. Elam stand vor ihnen, mit einem ernsten Gesichtsausdruck.
»Wir vermissen dich«, sagte Taru zu dem Geist.
Elam beugte bestätigend ihren Kopf. »Danke, aber ich bin immer noch hier.« Der Geist sah auf Tris. »Deine Hofhaltung für die Geister hat geholfen, das Ungleichgewicht im Strom etwas zu lindern, aber er ist immer
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