Der Blutkönig: Roman (German Edition)
verließen, das machte er wieder wett, indem er ihnen allen aus dem Herzen sprach. Sie befestigte ihren Schwertgürtel und ging zur Tür, wo Tris auf sie wartete.
Riqua führte sie zu ihrem eigenen Quartier, einer üppig ausgestatteten Gruft, die offenbar für jemanden mit adliger Herkunft vorbereitet worden war. Sie war in ein gut ausgestattetes Boudoir verwandelt worden, allerdings mit einem wichtigen Unterschied. In der Mitte des Raums stand ein geschmückter Katafalk und darauf ein alabasternes Bildnis von Riqua. Erschöpft machten sich die anderen provisorische Betten aus Kissen und Liegen, und entschieden sich, so nahe beieinander zu bleiben, dass keiner mehr aus ihrer Mitte gerissen werden konnte, ohne die anderen zu wecken.
Kiara umarmte Carina herzlich. »Habe ich dir jemals gesagt, wie glücklich ich darüber bin, dass du so leicht schläfst?«
»Ich bin froh, dass ich sie aufhalten konnte. Aber ich kann immer noch nicht glauben, dass ich wirklich ein Schwert benutzt habe.«
»Was genau sagen deine Heilerregeln dazu?«, fragte Vahanian von seinem Platz aus. Mit seinem Körper blockierte er die Tür. Dann schloss er die Augen und versuchte, sich zu entspannen.
»Das Nehmen eines Lebens oder das Vergießen von Blut im Zorn mit einem Messer oder einer Klinge ist verboten.«
»Dann ist doch alles in Ordnung.«
»Was?«
Vahanian öffnete ein Auge. »Elana war schon tot. Untot. Du hast ihr das Leben nicht genommen. Und was auch immer das Zeug auf dem Boden war, es war nicht ihr Blut.«
Kiara lachte leise. »Wo er recht hat, Carina. Ich mag seine Logik. Und gib es zu – es wäre nicht das erste Mal, dass Heiler eine obskure Regel frei interpretieren.«
»Ich werde morgen darüber nachdenken«, sagte Carina. Sie machte es sich neben Vahanian bequem und kroch unter seinen Mantel. »Vielleicht ergibt es morgen früh einen Sinn.«
Kiara lächelte, fand einen Platz neben Tris und war dankbar für den Arm, den er um ihre Schultern legte und die Wärme seines schweren Mantels.
Als die anderen still wurden, wandte sich Tris an Kiara. »Ich habe da etwas, von dem ich will, dass du es für mich trägst.«
»Ich hoffe, kein weiterer magischer Dolch, wie ich hoffe?«
Tris zog vorsichtig die kostbare Phiole mit Bava K’aas Elixir über seinen Kopf. Er hängte es ihr um. »Bitte trag das für mich.«
»Was ist das?« Sie sah die Phiole an, durch deren dickes Glas es in einem blassen Violett leuchtete.
»Es ist ein Zaubertrank. Großmutter hat ihn für mich bei Riqua hinterlegt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein königliches Lösegeld wert.« Er berührte ihre Wange und küsste sie. »Es wird eine tödliche Wunde heilen.« Sie keuchte auf und sah die Phiole mit neu erwachtem Respekt an. »Heb es sicher auf, bitte. Wenn wir es brauchen, und ich hoffe, das tun wir nicht, dann ist es wahrscheinlicher, dass du damit etwas anstellen kannst als ich.«
»Ich mag es nicht, wenn du so etwas sagst«, meinte Kiara und unterdrückte ein Schaudern, als sie die Phiole vorsichtig unter ihrer Tunika verschwinden ließ.
Tris legte wieder einen Arm um sie. »Ich habe jeden Grund, das alles überleben zu wollen«, sagte er und ließ seine Finger mit ihrem Haar spielen, dankbar für ihre Nähe. »Das weißt du.«
»Ich weiß. Aber deswegen mache ich mir nicht weniger Sorgen.«
Tris küsste sie zärtlich und sie lehnte sich an seine Schulter zurück. »Ich habe eine Menge über das nachgedacht, was du in Fahnlehen gesagt hast, darüber, dass du der ›Jagdhund der Göttin‹ bist. Zu kommen, wenn die Lady ruft und tun, was sie befiehlt. Ich wünschte nur, ich wäre ein Jagdhund, der nicht gerade ein Monster jagen müsste.«
»Aber sieh mal dein Rudel an«, meinte sie. »Ein gutes Rudel kann einen sehr großen Bären fangen.«
»Habe ich in der letzten Zeit erwähnt, wie sehr ich dich liebe?«
Sie kuschelte sich noch näher an ihn. »Ja, aber sag’s mir nochmal.« Tris ließ seinen Kuss antworten und zog sie dann eng an sich. Sie teilten die Wärme des Mantels in dem überfüllten Raum, glücklich über die Gegenwart des anderen, als sie einschliefen.
Vielleicht war es ihre letzte sichere Nacht vor dem Hagedornmond.
KAPITEL EINUNDDREISSIG
B AN S OTERIUS SCHAUDERTE und zog seinen Mantel in den kalten Winden des nördlichen Margolan enger um sich. Es war im vierten Monat, dem Mond der Geliebten, aber die Winde waren für die Jahreszeit viel zu kalt, sogar für das unvorhersehbare Wetter hier an der Grenze zu
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