Der Blutkönig: Roman (German Edition)
hinzu, weil er glaubte, es sei unklug, die Schwesternschaft beim Namen zu nennen.
Vahanian verstand die Umschreibung und lachte leise. »Das gefällt mir. Deine Schwestern.« Er wurde nüchtern. »Armer Junge, wenn ihm das passiert ist. Dann wäre er ein Gefangener gewesen – all die Jahre – in diesem großen Ball, von dem du gesprochen hast?«
Tris warf wieder einen Seitenblick zu Tabethe und Lara, aber sie schienen völlig unbehelligt von diesem Gespräch und wirbelten in der Küche herum, um sich um ihre Gäste zu kümmern, die zum Fest in die Stadt wollten. »Großmutter hat es offensichtlich geglaubt. Wer weiß, ob er überhaupt noch existiert? Ich weiß, dass Kait dort ist – und Mutter möglicherweise auch. Wenn das hier vorbei ist, wenn ihre Geister das überlebt haben, dann hoffe ich, dass ich sie zur Ruhe schicken kann.«
In diesem Augenblick ertönte ein Klopfen an der Tür. Kiara erwachte von ihrem Nickerchen und straffte sich. Vahanian verschwand schnell hinter der Tür und ließ die Hand auf dem Schwert, als sich die Tür öffnete. Doch es war nur Gabriel, der hereinkam und sich den Regen vom Mantel schüttelte. »Also hier seid ihr«, meinte der Vayash Moru. »Seid ihr meine Unterbringung leid?« Tris befürchtete, dass die Wirtsfrau schreiend aus dem Zimmer rennen würde, aber Tabethe hatte für Gabriel nur ein Nicken übrig.
»N’abend, M’Lord«, sagte sie, als Lara einen Krug holen ging. »Das Wild ist heute frisch, wenn Ihr einen Schluck haben wollt.«
Gabriel lächelte und verbeugte sich kurz zur Begrüßung. »Das wäre schön, gnädige Frau. Habt vielen Dank.«
Tabethe wies Gabriels Gold zurück, als sie bemerkte, dass er zu Tris und den anderen gehörte. Nach allem, was Jared getan hatte, im Volk die Angst vor den Vayash Moru zu schüren, bewunderte Tris Tabethe für ihre nüchterne Begrüßung; ein Zeichen, dachte er, dass wenigstens einige in Margolan Jareds Panikmache durchschauten.
Als die letzten Gäste aus dem Gastzimmer vorn verschwunden waren, kamen Carina und Carroway wieder in die Küche. Mit ihnen kamen drei Musikanten, die Tris auf der Stelle als Carroways enge Freunde vom Hof erkannte. Zuerst kam ein Mann, der nur wenig älter als Carroway war, mit zerrauftem, kurzem, blondem Haar, das ein jugendliches Gesicht mit schelmisch dreinblickenden blauen Augen einrahmte. Dann war da ein junges Mädchen, die kaum einen Tag älter aussah als sechzehn Sommer, das eine Flöte trug. Sie hatte strähniges, dunkles Haar und ihre Augenbrauen ließen sie misstrauisch aussehen. Neben Carroway kam eine große junge Frau mit kurzem dunklem Haar und violetten Augen. Sie trug eine Lyra über der Schulter.
»Seht mal, wen ich gefunden habe!«, grinste Carroway und die Musikanten sahen Tris an, als hätten sie einen Geist gesehen. »Erinnerst du dich noch an Helki, Paiva und Macaria – von zu Hause?«
»Bei der Lady, kann das wirklich sein«, fragte Helki mit einem Keuchen. »Mein Prinz!«, rief er aus. Carroway machte beschwichtigende Gesten. Zu Tris’ Missfallen, verbeugten sich die drei Spielleute tief.
In diesem Moment trat Lars durch die Tür, mit einem kleinen Beutel Münzen für die Barden. »Ich habe hier eure Bezahlung, es sei denn, ihr seid in der Stimmung, ohne sie zu gehen«, meinte der Wirt und bückte sich nach einer gefallenen Münze. Er verharrte in der Bewegung, sah auf Jareds Bild auf dem Goldstück, erhob sich langsam und sah von der Münze wieder zu Tris und zurück, als ob ihn die Münze verbrennen würde.
»M’Lord Magier«, krächzte der Wirt. »Ich will wirklich nicht respektlos erscheinen, aber bei der Lady, es ist die Wahrheit, dass es zwischen dem König und Euch eine mächtige Ähnlichkeit gibt.«
»Der Minnesänger hier hat ihn ›mein Prinz‹ genannt, gerade eben«, sagte Tabethe und schob sich neben Lars.
Resigniert stand Tris auf und breitete die Hände aus. »Ich wollte euch nicht in die Irre führen«, sagte er zu dem Wirt, der blass vor Angst war. Vahanian und Gabriel stellten sich etwas näher zu Tris und Kiara legte die Hand auf ihr Schwert. »Ich wollte Euch nicht mit zu viel Wissen in Gefahr bringen. Es ist richtig. Ich bin Martris Drayke.«
Der Wirt schnappte nach Luft und stieß seiner Frau, die mit offenem Mund neben ihm stand, den Ellbogen in die Seite. »Mach einen Knicks, du Närrin«, wisperte Lars, während er selbst sich verlegen verbeugte. Tabethe brauchte einen Moment, fand dann aber genügend Verstand, um einen ähnlich
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