Der Blutkönig: Roman (German Edition)
sehen.«
Lars, der seit dem letzten Mal zugenommen hatte und weniger gehetzt aussah, nickte. »Aye, es gibt eine Menge Leute dieser Tage, die einen guten Grund haben, der königlichen Armee nicht in die Arme zu laufen, das ist mal sicher. Ich liebe sie selbst nicht, wie Ihr wisst. Sie verwüsten alles, und wollen mir dann eine Gebühr berechnen, um es nicht wieder zu verwüsten.
Aber seit Ihr diesen jungen Mann zur Ruhe geschickt habt, bleiben die Leute wieder über Nacht – und ich verliere nicht mehr so viel Ale für nichts. Wir stehen in Eurer Schuld, M’Lord Magier. Wir dachten schon, wir würden uns zu Tode hungern müssen, bis Ihr vorbeikamt.« Lars bat auch die anderen in die überfüllte Küche, die nach gebratenem Wildbret, gekochtem Lauch und dem dunklen kräftigen Bier roch, für das die südlichen Ebenen Margolans so berühmt waren.
»Kommt herein, kommt herein, ich gebe euch meinen besten Tisch und alles Essen und Trinken, was euer Herz begehrt«, sagte Lars.
Tris lächelte. Er wusste, dieses Willkommen war ehrlich gemeint. »Wir danken für Eure Freundlichkeit, aber wir würden gerne nicht gesehen werden. Wir wären glücklich, hier in der Küche zu essen.«
Carroway hob seinen Kopf und lauschte. »Höre ich da einen Barden im Gastzimmer?«
Lars nickte. »Ich hatte schon mehr als nur ein paar Musikanten hier, die wegen dem Fest durchkamen. Ihr könnt euch gerne zu ihnen gesellen – ich glaube nicht, dass wir so etwas je hatten, seit Ihr hier wart.«
Carroway grinste bei diesem Kompliment. »Meine Hände sind zu kalt, um zu spielen, jedenfalls jetzt noch«, meinte er und bewegte seine Finger. »Aber ich höre da eine Stimme, die ich kenne. Ich würde gern sehen, wer da draußen ist.«
»Halt den Kopf unten«, warnte Vahanian.
»Du kennst mich doch«, gab Carroway mit einem Grinsen zurück. »Ich gehe in der Menge unter.«
Carina und Kiara kicherten. Selbst in den düsteren Reitkleidern machte Carroway mit seinem langen, schwarzen Haar, das zurückgestrichen und triefnass war, eine gute Figur. Der Barde verschwand durch die Küchentür und die Tochter des Wirts bugsierte die Gruppe an einen Arbeitstisch im hinteren Teil der Küche. Sie und Toby begannen die erste warme Mahlzeit aufzutragen, die die Gefährten seit Tagen gehabt hatten.
»Vielleicht riskiere ich meinen Hals, wenn ich das sage«, begann Lars mit einem nervösen Blick auf die Türen. »Aber weil Ihr die Truppen des Königs nicht gerade liebt, denke ich, ich bin sicher. Seit König Bricen gestorben ist – die Lady gebe seiner Seele Frieden – war dieses Jahr wie von Dämonen besessen. Ich habe heute viele Gäste, aber die Leute reisen nicht die gleichen Wege entlang wie früher – sie haben Angst vor Wegelagerern. Und auch vor den königlichen Wachen. Und wozu überhaupt noch reisen, frage ich Euch? Die Hälfte aller Bauern ist geflohen – ich kann’s ihnen nicht verübeln, die Wachen haben alles niedergebrannt. Die anderen müssen sich mühsam durchschlagen und finden kaum was, um ihre eigenen Familien durchzubringen, bei all den Plünderern, geschweige denn, dass sie was zum Handeln in den Städten übrig hätten. Und es ist nicht eine einzige Karawane durchgekommen, seit die Sklavenhalter eine Gruppe nahe dem Pass im letzten Herbst aufgebracht haben.
Wir haben das Gasthaus aufgebaut, seit Ihr den Geist beim letzten Mal erlöst habt und das war gut fürs Geschäft. Aber in vielen Nächten ist gar keiner mehr hier auf der Straße, der irgendwo übernachten könnte. Und ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass wir viel Gewinn machen – das würde auch nur die Soldaten dazu einladen, das doppelte von dem zu verlangen, was sie sowieso schon haben wollen, um hier nicht alles kurz und klein zu schlagen.«
Lars schüttelte seinen Kopf. »Unter König Bricen gab es so was nie. Wie konnte er nur so einen Schuft als Sohn haben, ich weiß es nicht, aber König Jared«, er hielt inne, um bei dem Namen auf den Boden zu spucken, »– er gehört zur Vettel selbst. Ich schätze, das sind Worte, für die ich hängen müsste und ich sollte vorsichtiger sein. Aber es ist wirklich schlimm geworden, M’Lord Magier. Ich gehe nirgendwo hin, aber ich höre es von jedem, der es tut.«
Er beugte sich vor. »In der Stadt ist es sogar noch schlimmer. Der König hat dort seine Wachen und sie lassen jeden verschwinden, der gegen den König seine Stimme erhebt. Dann lassen sie die Leiche am nächsten Tag in den Straßen liegen, zur Warnung.
Weitere Kostenlose Bücher