Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Ich könnte mir vorstellen, dass sie dieses Jahr das Festival gut beobachten und darauf achten, dass ihnen nichts aus der Hand gleitet. Das ist wirklich dämonisch, oder?«
Vahanian fluchte und Kiara legte eine Hand auf Tris’ Arm. Tris war bei der Geschichte des Wirts blass geworden und er schaffte es nur mit großer Beherrschung, dass er sich in seiner Wut und in seinem Bedauern zurückhalten konnte. »Vielleicht wird uns die Lady Mitleid erweisen«, sagte Tris. »Vielleicht wird Sie einem Sieger einen Gefallen tun.«
Lars warf einen nervösen Blick über die Schulter. »Dem General, der versucht hat, Jared zu vergiften, dem hat Sie jedenfalls keinen Gefallen getan, das ist mal sicher. Bei lebendigem Leibe gevierteilt wurde er.«
Er beugte sich erneut vor. »Aber ich habe gehört, dass die Geister im Norden ruhelos sind. Ich habe gehört, dass ein paar der königlichen Truppen den Geistern der armen Teufel begegnet sind, die sie getötet hatten und dass keiner außer den Pferden überlebt hat. Sie sagen, dass es Banden von Fahnenflüchtigen gibt, die die königlichen Truppen auf den Straßen verfolgen. Das ist so schlimm geworden, dass die Armee nicht mal mehr ins Hochland gehen will, weil sie sonst befürchtet, nicht mehr zurückkommen. Erst letzte Woche, da hab ich gehört, dass auf der Bretterstraße, die von Ghorbal aus nach Norden führt, eine ganze Einheit Wachen einfach verschwunden ist.« Lars schnipste bösartig lächelnd mit den Fingern.
Ihr mögt vielleicht von den Geistern die Wahrheit erfahren«, schloss Lars mit einem weiteren Blick auf Tris. »Aber das alles habe ich schon gehört.«
Carroway kehrte zurück, um mit ihnen zu essen und ging dann mit dem Versprechen in den Gastraum zurück, ihre Augen und Ohren zu sein. Carina bemerkte eine Brandwunde auf dem Arm von Lara, Lars’ Tochter. Lara lächelte dankbar, als Carina sie zu einer blassen, rosafarbenen Narbe schrumpfen ließ. Tabethe, die Frau des Wirts bat Carina um Hilfe für ihren schlimmen Rücken. Dafür sorgte sie für Nachschub beim Essen, bis keiner der Gefährten mehr etwas zu sich nehmen konnte.
»Ihr habt euch eine gute Nacht ausgesucht, um drinnen bleiben zu können – es regnet immer noch«, sagte Vahanian von seinem Posten an der Tür nach einem Blick nach draußen. Tris saß in einer Ecke, um dem Küchenpersonal nicht im Weg zu sein. Jae lümmelte in der Nähe des Herds herum, sehr zu Laras Belustigung, die ein paar Brocken Wildbret für den kleinen Gyregon fallen ließ, bis er schließlich völlig satt einschlief. »Was macht dich so nachdenklich?«, meinte Vahanian.
Tris sah vom Tagebuch des Obsidiankönigs auf. »Ich suche nur nach irgendeinem Hinweis in dem Tagebuch. Vielleicht könnten wir schon früher loslegen«, antwortete er mit einem Seitenblick auf Tabethe, die sich am Feuer beschäftigte, »aber es scheint, dass wir es in dieser einen Nacht beginnen und beenden müssen.«
Neben ihm döste Kiara in einem Stuhl, bis sie an der Reihe war, Wache zu halten. Carina schlüpfte mit Carroway in den Gastraum. Tris vertiefte sich wieder in die kleine, enge Handschrift, die das kostbare Tagebuch ausfüllte.
Was er darin fand, beunruhigte ihn. Tris hatte gehofft, er fände einen Weg zu Arontala, bevor der Hagedornmond heranrückte, einen Weg, den Orb zu zerstören und damit den Dunklen Magier, bevor Arontala überhaupt damit anfangen konnte, den Obsidiankönig zu befreien. Aber je länger Tris das Tagebuch studierte, desto deutlicher wurde es, dass die Magie, die an einem Hexenmond gewirkt worden war, nur an einem Tag gelöst werden konnte, an dem dieselben Kräfte zur Verfügung standen. Ein vorauseilender Schlag war zum Scheitern verurteilt. Nur in der Nacht des Wirkens konnte er eingreifen und beide, den Orb und den einen, der ihm entkommen wollte, vernichten. Ihre Möglichkeiten für einen Sieg waren also geringer, als er gehofft hatte.
»Meinst, du, dass Riqua recht hatte mit dem, was sie über Lemuel berichtet hat?«, fragte Vahanian. Er hielt einen wachen Blick auf das Hinterfenster und lehnte an der Wand neben der Tür, seine Hand am Schwert.
Tris legte das Buch ab und blinzelte, um seine müden Augen zu erleichtern. »Dass er in eine Falle getappt ist und auf eine Fahrt mitgenommen wurde, um es mal so zu sagen?«, fragte er und blieb absichtlich vage, da sich die Wirtsfamilie immer noch in Hörweite befand. »Ja, das ergibt Sinn, zusammen mit dem, was ich von … ›meinen Schwestern‹ gehört habe«, fügte er
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