Der Blutkönig: Roman (German Edition)
wollt Ihr Arontala aufhalten?«
»Er ist ein Seelenrufer, jawohl«, sagte Toby. Tris und die anderen sahen auf und entdeckten den Sohn des Wirts neben dem Feuer sitzen. Er hatte mit großen Augen zugesehen und zugehört. »Ich hab’s selbst gesehen. Er hat mit dem Geist geredet, der hier sein Unwesen trieb und hat ihn für alle sichtbar gemacht. Er hat sich mit ihm unterhalten, jawohl. Wurde ausgeraubt, der arme Kerl, und so habe ich seiner Familie am nächsten Tag alles erzählt, damit er seine Ruhe findet. Er ist ein Seelenrufer, bei der Lady, jawohl, das ist er!«
»Wirklich?«, fragte Macaria.
»Erinnerst du dich an die Ballade, die wir über die Geister vom Ruune Videya gesungen haben?«, fragte Carroway.
Macaria schnappte nach Luft. »Es gab ein paar wilde Geschichten, dass es in dem Wald nicht mehr spukt. Du meinst, das ist wahr? Aber wie ist das möglich?«
»Das würdest du wohl nicht wissen wollen«, ließ sich Vahanian von seinem Posten nahe der Tür vernehmen. »Vertrau mir, was das angeht.«
»Tris war es – wir waren dabei. Und das war, bevor er von der Schwesternschaft ausgebildet wurde«, fügte Carroway hinzu. »Er wird mit Arontala fertig werden.«
»Mein Prinz«, meinte Helki. »Wir sind geehrt, Euch bei Eurer Rückkehr zu helfen. Wir werden tun, was Carroway sagt, und werden Euch helfen, Eure Ablenkung zu organisieren. Ich würde lieber kämpfend sterben, als den Rest meines Lebens auf der Flucht zu verbringen.«
Macaria und Paiva murmelten ihre Zustimmung.
»Ihr könntet mir helfen, in dieser Nacht zu gewinnen«, sagte Tris mit einem müden Lächeln. »Carroway hat mir vor langer Zeit beigebracht, niemals einen Barden zu unterschätzen!«
»Ich will euer Wiedersehen ja nicht ruinieren«, meinte Kiara und stupste Tris an. »Aber es wird bald hell und ich denke, wir reiten besser nach einer kleinen Ruhepause.«
»Mit Eurer Erlaubnis, mein Prinz, werden wir im Gastraum Wache halten«, bot Helki an. Tris nickte und die Barden verließen die Küche.
»Ich gehe mit ihnen«, sagte Carroway und stand auf. »Wir haben noch viel zu besprechen.«
Nachdem die Barden gegangen waren, sah Tris in die Runde. »Jedes Mal, wenn ich uns laut sagen höre, was wir tun wollen, klingt es viel zu weit hergeholt, um wirklich möglich zu sein. Das Verflixte daran ist nur, ich habe einfach keine bessere Idee.«
»Und genau deswegen ist es brilliant«, meinte Kiara. Sie fand einen Stuhl mit Lehne und zog ihn nahe ans Feuer, wo die Flammen einen roten, warmen Gluthaufen in der Mitte bildeten. »Niemand wird glauben, dass wir verrückt genug sind, um so etwas durchzuziehen.«
»Ich wünschte, du würdest das nicht so sagen«, widersprach Vahanian. Er gab seinen Posten auf, froh, Gabriel die Wache überlassen zu können und streckte sich auf einem der Tische unter seinem Mantel aus. Tris und Carina fanden eigene Tische oder Bänke und machten es sich vor dem Feuer bequem. »Ich habe festgestellt, dass die Lady die unwahrscheinlichsten Helden segnet«, sagte Gabriel neben der Tür. »Lasst uns hoffen, dass Ihr Segen ebenso auf unwahrscheinlichen Strategien liegt.«
Tris wiederholte diese Hoffnung, als er in den Schlaf hinüberglitt, fest entschlossen, eine letzte warme und sichere Nacht zu genießen, bevor sie die Außenbezirke der Palaststadt erreichten.
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
A M NÄCHSTEN V ORMITTAG verließen Tris und seine Gefährten das Spatzennest mit dem Versprechen des Wirts, ihr Geheimnis zu wahren und mit den Satteltaschen voller Wein und Proviant. Helki und die Musikanten versprachen, Carroway und Carina zur vierten Nachmittagsstunde am Hagedornmond im Rasenden Eber , einem von örtlichen Barden bevorzugten Wirtshaus, zu treffen. Sie ritten los, und mischten sich unter die Menge der Festbesucher auf dem Weg nach Shekerishet. Der Regen hatte aufgehört und die frühe Sommersonne wärmte sie in den nächsten Tagen bereits beträchtlich, als der Himmel immer klarer wurde.
Um keinen Verdacht zu erregen, teilten sich Tris und die anderen für ihre Weiterreise auf. Tris und Carroway ritten den anderen voraus. Kiara und Carina blieben zurück. Kiara band ihr langes Haar zurück und versteckte es unter einer Kappe. Sie trug eine Tunika für Männer und Hosen, sodass ihre Figur versteckt war und ihr Schwert nicht weiter auffiel. Vahanian ritt am Schluss und achtete auf möglichen Ärger. Sie blieben, so weit möglich, auf den Nebenstraßen. Es waren mehr Reisende auf den Straßen, als sie in anderen
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