Der Blutkristall
waren es aber auch einfach nur ihre Instinkte, die sie so handeln ließen. Sie wollte, dass er sie nahm, wollte selbst mehr von seinem Blut kosten als nur die wenigen Tropfen, die sie ihm bisher hatte stehlen können oder die rituellen Schlucke unter Cyrons Aufsicht. Sie wollte Morgan. Seine Küsse, seine Hingabe, sie wollte ihn in sich spüren, wild und fordernd. Ihre Fantasien liefen Amok, trafen auf seine, durchschauten sich, als wären sie immer füreinander bestimmt gewesen. Sie brauchte nichts zu sagen, er kannte ihre Wünsche wie seine eigenen. Seine Hand glitt zwischen ihre Beine. Die Berührungen nicht mehr sanft, sondern besitzergreifend. Mit einem Ruck riss er die zarte Spitze ihres Höschens entzwei. Vivianne keuchte. Morgan zitterte von der Anstrengung sich zu beherrschen, als sie zwischen ihre Körper griff. Noch niemals hatte eine Frau ihm solch eine Selbstkontrolle abverlangt. Endlich spürte er ihre feuchte Hitze. So nah. Und schon hob sie ihre Hüften, nahm ihn tief in sich auf und seufzte, als er sie komplett ausfüllte, dehnte, bis beide glaubten, mehr ginge nicht. Morgan starrte regungslos auf ihren nackten Körper, der sich unter ihm wand. Dann begann er ihren Bewegungen zu folgen, sie anzutreiben, schneller und härter. Vivianne liebte es, ihn in sich zu spüren, wie er nahm, was sie ihm so offen anbot, ohne Angst haben zu müssen, dass sie sich gegenseitig ernsthaft verletzen könnten. Sie mochte, wie er sie dabei beobachtete, gefährlich und mit einer leidenschaftlichen Intensität, von der ihnen beiden innewohnenden vampirischen Begierde getrieben. Die Welt um sie herum wurde unwichtig, alles drehte sich nur um ihre Gefühle, und Vivianne bemerkte nicht einmal, wie ihre Zähne in seinem Hals versanken, bis Morgans Blut ihren Mund füllte, so wie er sie erfüllte und zielstrebig einem Orgasmus in die Arme trieb, der ihr schon in der Erwartung den Atem zu rauben drohte. Morgan griff in ihr Haar und zog Viviannes Kopf zurück. Unmöglich! , dachte sie, als er ihre Beine nahm und auf seine Schultern legte. Er küsste sie erneut, während er seinen Rhythmus beschleunigte. Sein Mund schluckte schließlich ihren Schrei, und sie explodierte mit einem Glücksgefühl, so mächtig, dass blutige Tränen über ihre Wangen liefen. Morgan biss die Zähne zusammen, während sie unter ihm erbebte. Seine animalische Natur verlangte, dass er Vivianne ein für alle Mal in Besitz nahm und sein Blut so lange mit dem ihren mischte, bis jeder sofort wissen würde, zu wem sie gehörte. Die Wildheit in ihm war beängstigend und kaum zu zähmen. Seine Reißzähne kratzten über ihre Haut, aber er hielt den Dämon in seinem Inneren in eisernem Griff und verletzte sie nicht. Keine Minute später überwältigte auch ihn ein mächtiger Orgasmus, das ungezähmte Biest in ihm fauchte triumphierend und zog sich endlich satt und befriedigt zurück. Morgan hielt Vivianne eng umschlungen, bis das letzte Beben in ihnen verklungen war. «Du bist wunderschön!», raunte er und küsste ihre geschlossenen Augenlider.
Sie hatte den Alarm seines Handys nicht gehört, aber er wusste, was er zu bedeuten hatte. Lautlos glitt er zwischen den Laken hervor, holte eine Blutkonserve aus dem Kühlschrank, füllte sie in einen hohen Becher und erwärmte das Getränk für Vivianne. Lange schwebte seine Hand unentschlossen über dem Gefäß, dann entschied er sich. Es musste sein. Die Kapsel löste sich sofort auf, ohne Spuren zu hinterlassen.
Er kniete sich ans Bett. «Trink! Du hast heute viel zu viel Blut verloren.» Aber auch getrunken , das schlechte Gewissen diktierte ihre Worte. Gut, dass Morgan kein geborener Vampir ist. Vivianne wusste, wäre er es, müsste er sie nur noch einmal beißen und sie hätten gemeinsam das dritte Siegel gebrochen. Sie beide wären, ungeachtet ihrer wahren Gefühle füreinander, auf ewig aneinander gebunden. Um diesen Schritt zu tun, mussten sich die Partner ihrer Gefühle absolut sicher sein, sonst drohte ihnen das schreckliche Schicksal ewiger gemeinsamer Gefangenschaft. So ungewöhnlich es sein mochte, bedachte man die wenigen Jahre, die sie als Vampirin verlebt hatte, war sich Vivianne doch sicher, das Richtige zu wollen. Das Glücksgefühl, das sie empfand, als ihr die Konsequenzen ihres leichtfertigen Handelns endgültig klar wurden, verwirrte Vivianne. Sie trank den Becher in einem Zug aus und ließ sich in die Kissen sinken.
«Ich liebe dich!», flüsterte seine Prinzessin, bevor sie die Augen zu
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