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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Kräften würde sie behutsam umgehen müssen. Pappverpackung oder nicht, dieser Mix hatte es in sich. Vivianne steckte in jede ihrer Manteltaschen eine Packung und zückte ihren kleinen Dolch. Konzentriert dachte sie an ihr nächstes Ziel, öffnete ein Tor zur Zwischenwelt und eilte zu Morgans Wohnung.
    Bevor noch ihr Fuß den Boden berührte, wusste sie bereits, dass sie zu spät gekommen war. Schwungvoll rutschte sie nach der Landung über das glatte Parkett des Lofts und fand an einem der Stahlpfeiler Halt. Zwischenweltpassagen waren etwas, das sie noch üben musste. Was war hier geschehen? So richtig gemütlich war seine Junggesellenbude zwar nie gewesen, aber jetzt zeigte sie deutliche Spuren brutaler Verwüstung. Ein Kampf musste stattgefunden haben. Sie schnupperte. Blut war anscheinend nicht geflossen. Dafür hing der flache Fernseher schief an der Wand und drohte jeden Augenblick abzustürzen. Geschähe ihm ganz recht. Das Sofa lag kopfüber in einer weit entfernten Ecke und der Esstisch hatte zwei Beine verloren. Den Stühlen war es nicht besser ergangen, einer steckte in der großen Fensterfläche zum Hof und bot sicherlich auch von außen einen interessanten Anblick. Die Tür zu Morgans Schlafzimmer war zerborsten, und Vivianne konnte nicht widerstehen, einen Blick hineinzuwerfen. Sofort wallte erneut Ärger in ihr auf, der sich etwas gelegt hatte, als sie die sinnlose Zerstörung der Wohnung inspiziert hatte. Der Kerl hielt für seine Gäste nur ein handtuchschmales Bett und kaltes Wasser zum Waschen bereit, während er sich selbst einen fensterlosen Luxus gönnte, der seinesgleichen suchte. Selbst Vivianne wohnte nicht komfortabler als dieser Betrüger. Neugierig ging sie weiter. Das Bett war breiter als lang, leise Musik tönte aus verborgenen Lautsprechern und auf einem riesigen Bildschirm liefen Video-Clips gemeinsam mit den aktuellen Börsendaten. Natürlich gab es ein riesiges Bad, sogar mit Whirlpool, und der begehbare Kleiderschrank hätte fast mit ihrem konkurrieren können. Nur dass sie keine Männergarderobe vorrätig hielt, während Morgans Schrank offenbar für beide Geschlechter eine ausreichende Auswahl bereithielt. Die Kleider waren größtenteils Modelle aus aktuellen Kollektionen und die Schuhsammlung stellte die ihre definitiv in den Schatten. Manolo Blahnik, Emma Hope oder Jimmy Choo. Alles im Überfluss vorhanden, nur nach Herrenschuhen hielt sie vergebens Ausschau. Ein kaum spürbarer Luftzug, der einen Hauch von kaltem Stein und Erde mit sich trug, war vermutlich das Einzige, was sie davon abhielt, diese Pracht genauer zu inspizieren. Du bist nicht zum Vergnügen hier , ermahnte sie sich und folgte der Spur durch den Schrank. Ungeduldig schob sie die Kleider beiseite, stieg über Kartons und begann die Rückwand abzutasten. Dort, wo auch der Geruch am intensivsten war, wurde sie schließlich fündig. Ein haarfeiner Spalt verriet ihr, was sie wissen wollte. Jetzt galt es nur noch den Öffnungsmechanismus für diese zweifellos geheime Tür zu finden, doch als sie sich mit einer Hand an der Wand abstützte, um mit der Suche zu beginnen, schwang diese auf und gab den Blick auf eine schwach beleuchtete Treppe frei, die in die Tiefe führte. Vivianne stieg hinab, spürte dabei genau den Augenblick, an dem sie die Grenze übertrat, die sein magisch geschütztes Refugium auch nach unten absicherte, und folgte den Stufen, die zu zählen sie nach einer Weile aufgab. Hier unten herrschte eine andere Magie, und sie wusste ohne Zweifel, dass sie sich in einer geheimen Höhle, einem Schlupfwinkel befand. Ihre Augen konnten wohl die leisesten Schwingungen des Lichts verstärken, aber fehlten selbst diese, war die Dunkelheit auch für Vampire absolut. Dass sie jetzt die Umrisse eines steinernen Quaders erblickte, war den Lichtquellen zu verdanken, die kaum wahrnehmbar in einer Nische glommen. Hier hatte jemand viel Arbeit investiert, um dieses Versteck einzurichten. Und Vivianne zweifelte nicht daran, dass dies Morgans Werk war. Bevor sie womöglich Bewunderung für seine Kunstfertigkeit empfinden konnte, wandte sie sich dem Sarkophag zu. Denn genau das war es, was sie vor sich hatte: eine ewige Ruhestätte, deren massive Abdeckplatte jedoch beiseitegeschoben worden war und in der heute niemand ruhte. Doch das hatte vor weniger als einer halben Stunde noch anders ausgesehen. Der Geruch war beinahe schwindelerregend. Hier unten hauste Edna, Morgans Geliebte! Das Weib, für das er sie ganz

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