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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Auftauchen der Sicherheitsleute vorbereitet gewesen, also musste Cyron ihn rechtzeitig informiert haben, dass es Schwierigkeiten gab.
    Sie lehnte sich gegen die kalten Fliesen der Dusche und dachte an ihren Kampf mit dem fremden Vampir. Probleme hatte sie sich allerdings eingehandelt. Allein, das musste sie sich eingestehen, wäre ihr die Befreiung nicht gelungen. Vielleicht war es besser, Morgan nicht zu viel darüber zu berichten, was sie in seiner Abwesenheit erlebt hatte. Obwohl es sie danach drängte, mit jemandem über den Angriff der Raben zu sprechen. War Nabrah ihr mit einer gefiederten Armee zur Hilfe gekommen? Sie hätte vielleicht Cyron fragen sollen. Feen und Raben verband zumindest der Überlieferung nach eine lange Freundschaft. Aber sein Auftauchen schien im Nachhinein ebenso überraschend wie die Lüge, mit der Sebastian ihr aus der Bredouille geholfen hatte.
    Sie drehte den Hahn auf, und als das heiße Wasser über ihren Körper lief, beruhigte sie sich allmählich. Eigentlich sollte sie die Aussicht, das Bett nach so langer Zeit wieder mit einem Mann zu teilen, aufmuntern. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Morgan ihr näherkommen würde, war gering. Er mochte sie ja nicht einmal besonders. Vivianne dachte an seinen Kuss früher am Abend und ihr Herz machte einen kleinen Hopser. Küssen konnte er. Schade, dass es nur ein Trick gewesen war, um mögliche heimliche Beobachter zu täuschen. Da gibt es nichts zu bedauern. Der Mann passt nicht zu mir , erklärte sie ihrer Libido, drehte das Wasser ab und griff nach einem der vorgewärmten Handtücher. Und viel zu alt ist er auch. Sie wollte gerade ins Schlafzimmer zurückgehen, da öffnete Morgan die Tür. «Endlich, ich dachte schon, du wolltest da drin übernachten!» Er kam herein und Vivianne, die auf keinen Fall halb nackt mit ihm in dem engen Raum bleiben wollte, versuchte gleichzeitig hinauszugelangen. Sie stießen zusammen und verharrten erschrocken in der Bewegung. Lust breitete sich wie ein Flächenbrand in Viviannes Körper aus, und bevor sie nachdenken oder fliehen konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und biss in Morgans Unterlippe. Das habe ich schon die ganze Zeit tun wollen! Welch seltsamer Gedanke. Kaum benetzte sein Blut ihre Zunge und weckte ungeahnte Sehnsüchte in ihr, da hatte er sie schon an den Türrahmen gepresst. Das scharfkantige Holz drückte sich in ihren Rücken, doch statt dass er sie ernüchterte, genoss sie den Schmerz. Morgan befreite sich von ihrem Biss und begann sie zu küssen, hart und fordernd, fast brutal verlangte er ihre ganze Aufmerksamkeit, eroberte ihren Mund, bis sie glaubte, Feuer durchströme sie. Er schmeckte nach ungehobelter Wildheit: heiß, süß und – einfach zum Anbeißen. Und dann, ganz plötzlich, war er fort. Der Verlust von Wärme und Leidenschaft ließ sie frösteln.
    «Es ist spät. Geh zu Bett, Prinzessin.» Mit diesen Worten war Morgan verschwunden und die Tür fiel leise ins Schloss. Blind für ihre Umgebung starrte Vivianne hinter ihm her, bis drinnen das Wasser der Dusche zu rauschen begann und sie widerwillig seinem Rat folgte. In wenigen Minuten würde die Sonne ihre ersten Strahlen über den Horizont schicken und dann lag sie besser reglos und für die Schönheiten der Welt verloren, wie man es von einer geschaffenen Vampirin erwarten würde, unter der Bettdecke. Prinzessin! Also wirklich, fällt ihm nichts Besseres ein? Doch die Erinnerung an seine Stimme, dunkel und samtig vor unterdrückter Leidenschaft, versöhnte sie mit diesem lächerlichen Namen, den er ihr sicher nicht aus reiner Sympathie gegeben hatte. Er hatte dieses Mal jedoch ausnahmsweise nicht abfällig geklungen. Vielleicht mag er mich doch. Wenigstens ein ganz klein bisschen. Erschöpft von einer ereignisreichen Nacht hieß sie den Schlaf willkommen und ahnte mehr, als dass sie es bewusst wahrnahm, wie er bald darauf neben ihr unter die Decke glitt.
    Vivianne erwachte bei Einbruch der Dunkelheit. Mit leichtem Bedauern sah sie die Erinnerung an einen ungewöhnlich realistischen Traum in den Abend entschwinden. Die rauen Hände eines begnadeten Liebhabers waren sogar jetzt noch auf ihrem Körper und sein Atem in ihrem Nacken zu spüren. «Schon wach, Prinz...?» Weiter kam er nicht. Vivianne drehte sich blitzschnell um und erkannte sofort ihren Fehler. Hoffnungslos verlor sie sich in den Tiefen der ehemals bernsteinfarbenen Augen, die dunkler wurden und schließlich das satte Grün tiefer Seen und Wälder

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