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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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da bloß gekauft, Rattengift? Als sie ihre Nase in das knisternde Plastik steckte, bekam sie einen Hustenreiz. Doch dann hörte Vivianne etwas und verstummte. Behutsam stellte sie die Taschen ab und schlich weiter die Treppen hinauf. Irgendetwas stimmte hier nicht und tatsächlich ... die Tür war nur angelehnt. Bevor sie allerdings mehr herausfinden konnte, spürte sie Morgan hinter sich. Bleib zurück!
    Aber Vivianne war es so leid, blind seinen Anordnungen folgen zu müssen. Genauso gut hätte sie gleich ihre Brüder rufen und das Problem von ihnen lösen lassen können. Hier ging es um sie selbst, um ihre Ehre. Niemand stahl den Blutkristall aus ihrer Obhut und kam ungestraft davon. Morgan hatte mit seinem animalischen Charme ihre Sinne verwirrt. Sie war eben unerfahren, was Vampire betraf, und hatte sich von ihm einwickeln lassen. Privatleben und Geschäft sollte man eben strikt voneinander trennen. Jetzt war Zeit für ernsthaftes Business, und was immer jenseits seiner Wohnungstür lauerte, würde ganz schnell begreifen, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Bevor sie ihre Vorsätze allerdings umsetzen konnte, stürmte Morgan an ihr vorbei, und wenige Sekunden später beobachtete sie sprachlos die Szene, die sich wie in Zeitlupe vor ihren Augen abspielte.
    Da stand sie nun, ihre Hose in schwere Stiefel gestopft, mit nicht viel mehr als einem knappen, rauchfarbenen T-Shirt und dem Mantel einer so viel größeren Vorbesitzerin bekleidet, dass der Saum fast über den Boden schleifte. Und diese vampirische Sirene in Abendrobe, die sie beide mit einem strahlenden Lächeln erwartete, warf sich Morgan an den Hals, küsste ihn, und er legte ihr – für Viviannes Geschmack viel zu vertraut – einen Arm um die zerbrechlich wirkende Taille. Sie kannte diesen Typ. Solche Frauen wirkten zart und beschützenswert, aber ihr Herz war aus Stahl geschmiedet, genauso übrigens wie ihr Wille, sobald sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatten. Es war nicht zu übersehen, was dieses Biest im Sinn hatte, sie rieb sich an Morgan wie eine rollige Katze. «Geliebter!»
    Na bitte, ich habe mit meiner Vermutung recht.
    «Warum machst du mir neuerdings so unbrauchbare Geschenke? Wusstest du nicht, dass der Blutsack verhext war?»
    Was meint sie damit? Alarmiert sah sich Vivianne um und entdeckte den geöffneten Käfig, vom Dieb jedoch keine Spur. Die unverschlossene Tür! Er musste unmittelbar vor ihrer Ankunft entkommen sein, Vivianne erinnerte sich, dass sie kurz geglaubt hatte, ihn im Treppenhaus zu spüren. Sollte er sich unbemerkt in einer Nische verborgen gehalten haben, stellte dies Morgan und auch ihr ein Armutszeugnis aus. Sie wollte gerade den Mund öffnen, um eine entsprechende Bemerkung zu machen, da stand Morgans Gespielin vor ihr. Sie war schnell, das musste man ihr lassen. Die zierliche Kindfrau schaffte es spielend bedrohlich zu wirken, als sie Viviannes Kopf mit dem ausgestreckten Zeigefinger ins Profil schob. Sie sah Vivianne von unten an und legte ihren Kopf schräg, als könne sie so besser sehen, was Morgan ihr mitgebracht hatte. Seine Stimme warnte in Viviannes Kopf: Beweg dich nicht!
    Offenbar hatte die Vampirin nichts gehört, denn sie lächelte. «Sie ist hübsch. Auf eine ausgefallene Art recht nett anzusehen.»
    Vivianne fühlte sich wie gelähmt unter dem prüfenden Blick, und dass sich die Vampirin ihr gegenüber lustvoll über die Lippen leckte, machte die Situation auch nicht angenehmer. Das Glitzern in ihren Augen wirkte wenig vertrauenerweckend, um nicht zu sagen, dass es einer Wahnsinnigen gut zu Gesicht gestanden hätte. Ihr eben noch neugieriger Blick verfinsterte sich. So schnell, wie sie gekommen war, hatte sie Vivianne nun mit dem Rücken zur Wand in ihrer Gewalt, bevor diese überhaupt eine Bewegung wahrgenommen hatte.
    Definitiv wahnsinnig. Vivianne hatte schon einiges erlebt. Sobald Frauen – wenngleich nicht immer zu unrecht – glaubten, sie wolle ihnen in die Quere kommen, verwandelten sich die friedlichsten Lämmchen zu Tigerinnen. Sie war schon geschubst worden, mitten im Gespräch abgedrängt und einmal hatte eine Konkurrentin sie sogar mit einem Drink übergossen. Was allerdings dazu geführt hatte, dass der dazugehörige Mann mehrmals um Pardon gebeten sowie Vivianne schließlich sogar nach Hause gefahren hatte und – über Nacht geblieben war. Er war nicht nur ein außerordentlicher Liebhaber gewesen, sondern hatte ihr auch noch als Entschuldigung für das Verhalten seiner nun Ex-Verlobten

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