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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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durch die Gitter, er packte den Gefangenen grob am Hals und zog ihn ganz dicht zu sich heran. «Und wie, glaubst du, wird es laufen?»
    Salais Augen wurden groß. «Heilige Sch-ande! Das war schnell.»
    Vivianne mischte sich ein. «Das führt doch zu nichts, lass ihn los.» Sie sah Morgan durchdringend an. Der Blutkristall schützt ihn, und ich glaube, er weiß das auch. Wir müssen verhandeln. Morgan fiel es schwer, ihr zuzustimmen, aber schließlich tat er ihr den Gefallen und Salai taumelte zurück. Er rieb sich seinen Hals, an dem deutlich die Abdrücke von Morgans Fingern zu sehen waren. «Bedankt, Lady!» Er sah sich suchend um. «Gibt es hier auch was zu essen? Ich habe mächtig Kohldampf, müsst ihr wissen.»
    Vivianne ging zum Kühlschrank und sah hinein. Natürlich nicht, weil sie glaubte, etwas Essbares für ihren Gefangenen zu finden, sondern weil der Geruch seines Blutes sie nervös machte. Sie hatte in den letzten Tagen viel erlebt, aber nicht genug getrunken und zahlte jetzt den Preis für diesen Leichtsinn. Vor ihren Augen verschwammen die Gitter in dem leeren Kühlschrank zu einem weißen Nichts. Morgan war im Nu bei ihr. «Was ist?» Ein Blick genügte und er wusste: Du brauchst Blut! Er nahm ihr Handgelenk und zerrte sie zur Wohnungstür. Vivianne fühlte sich zu schwach, um zu widersprechen.
    «Und was ist mit mir?» Salais Stimme hallte jämmerlich durch das Treppenhaus.
    Wenig später brausten sie so schnell auf Morgans Motorrad über den regennassen Asphalt, dass Vivianne spätestens jetzt schwindelig geworden wäre. Sie hatte noch nie auf einer vergleichbaren Höllenmaschine gesessen und klammerte sich auch noch Halt suchend an Morgan, nachdem der Motor blubbernd verstummt war.
    «Wir sind da, du kannst mich jetzt wieder loslassen.» Er klang belustigt, und Vivianne öffnete vorsichtig die Augen, von denen sie bis eben gar nicht gewusst hatte, wie fest sie zugekniffen gewesen waren. Sie standen vorm Limbus, der Kneipe ihres teuflischen Taxifahrers, der beide Gäste kurz darauf begrüßte, als seien sie alte Freunde. Nach einem kurzen Blickwechsel mit Morgan nickte er, und der Vampir führte sie in das Hinterzimmer, das sie schon von ihrem ersten Besuch kannte. Ihre Knie zitterten. Vivianne war nicht ganz sicher, ob das von ihrer ersten Fahrt mit einem Motorrad oder vom Blutmangel kam, aber als sie wenig später die erste Flasche geleert hatte, ging es ihr deutlich besser.
    «Salai hat recht, wir können ihn doch nicht so einfach da in dem Käfig sitzen lassen.»
    «Ich kann mir Schlimmeres vorstellen. Schon vergessen, der Typ, den du da gerade bemitleidest, ist bei dir eingebrochen, hat dich bestohlen und dir als Andenken eine Tote hinterlassen, die er sehr wahrscheinlich eigenhändig umgebracht hat.»
    Per Obscurus – welch merkwürdiger Name – kehrte noch einmal zurück und brachte eine prall gefüllte Plastiktüte mit, die er Morgan in die Hand drückte. «Sieh zu, dass du nächstes Mal rechtzeitiger Nachschub bestellst», riet er. «Die restliche Lieferung kommt morgen. Das Beste ist, ihr nehmt den Hinterausgang, es muss ja nicht jeder Bescheid wissen, wer hier illegal einkauft. Dein Motorrad steht schon dort.» Die beiden Männer verabschiedeten sich, indem sie eine für Vivianne schwer nachzuvollziehende Reihenfolge von Handschlägen absolvierten, die darin gipfelte, dass sie sich an den Armen fassten, als wollten sie eine Blutsbrüderschaft eingehen. Dabei zwinkerte Per ihr über Morgans Schulter hinweg zu und verschwand.
    «Was ist dein Freund?»
    «Nicht hier.»
    Vivianne fühlte sich stark und mutig, das Blut war rein und von allerbester Qualität gewesen. «Deine beliebteste Ausrede. Ich will mich nicht länger vertrösten lassen!»
    «Später. Komm schon.»
    «Wie ich euch Machos hasse», grollte sie, als Morgan sie bis zu einer Stahltür vor sich herschob. Kurz darauf startete er sein schwarz lackiertes Motorrad. Sie flogen praktisch über den Bürgersteig, machten eine scharfe Kehrtwendung und rasten anschließend die Straße hinab. Sein halsbrecherischer Fahrstil, registrierte Vivianne benommen, hatte nichts mit ihrem akuten Blutmangel zu tun gehabt. Vor einem Imbiss hielt er kurz an, aber bevor Vivianne begriff, was Morgan da machte, hockte sie schon wieder auf dem Sozius und verfluchte Männer im Allgemeinen, und von diesen die Motorrad fahrende Spezies im Besonderen.
    Sie ging mit den Taschen vor, während Morgan noch sein Motorrad in einem Schuppen abstellte. Was hatte er

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