Der Blutmond
verdutzt.
"Wir reisen ab. Pack deine Sachen!", befahl er ihr knapp.
"Warum reisen wir so überstürzt ab und wohin geht es dieses Mal?", wollte Mimma wissen und machte keinerlei Anstalten ihre Sachen zu packen, bevor Ardric ihr eine Antwort darauf gab.
"Kannst du nur einmal das machen, was ich dir sage!", fuhr Ardric sie aufgebracht an. Erschrocken zuckte Mimma zusammen und begann schleunigst damit, ihre Sachen zu packen, bevor Ardric noch wütender wurde.
"Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Bist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden", motze Mimma und stopfte ihre Kleidung achtlos in den Koffer.
"Wieso? Ich bin mit beiden Füßen aufgestanden", erwiderte Ardric. Verwundert sah ihn Mimma an.
"Ähm, das ist nur ein Sprichwort, dass man sagt, wenn jemand schlechte Laune hat", erklärte ihm Mimma.
"Aha. Ich habe keine schlechte Laune", sagte er und sah jedoch nicht so aus, als ob seine Laune vom Gegenteil wäre, denn gutgelaunt sah anders aus. Mit ernster Miene faltete er seine Kleidung zusammen und legte sie akurat in den Koffer.
"Okay, wie du meinst", sagte Mimma und sah Ardric skeptisch an.
"Bist du fertig?
Wir verlassen das Hotel, sobald es Nacht geworden ist", verkündete er.
"Und wo führt uns unsere Reise dieses Mal hin?", fragte Mimma und schien nicht sehr darauf erpicht zu sein, so überstürzt das Land verlassen zu müssen.
"Nach Hause. Wir fliegen durch, ohne Zwischenstopps. Das wars vorerst mit unserer Weltreise", antwortete Ardric ohne jede Rührung. Doch Mimma kannte ihn mittlerweile recht gut und bemerkte, dass in seiner Stimme eine gewisse Besorgnis herauszuhören war.
"Nach Hause? Wieso, was ist passiert?
Und wie sollen wir außerdem diese weite Strecke ohne Zwischenstopps fliegen? Hast du das Tageslicht vergessen? Das grenzt doch an Selbstmord! Da mach ich garantiert nicht mit. Ohne mich!", erwiderte Mimma leicht hysterisch.
"Beruhige dich! Nichts ist passiert. Zumindest noch nicht.
Die Ältesten wollen, dass ich so schnell wie möglich nach Hause komme, um mir etwas Wichtiges mitzuteilen. Mehr habe ich von Talon nicht erfahren, da auch er nicht mehr weiß. Er bekam nur strikte Anweisungen, die stärksten Vampire unserer Familie ins Kloster zu berufen. Und wegen dem Flug musst du dir keine Sorgen machen. Ein Privatjet steht am Flughafen für uns bereit.
Talon hat für alles gesorgt.
Der ist mit allem ausgestattet, was ein Vampirherz schneller schlagen lässt, im übertragenen Sinn natürlich, denn unsere Herzen kennen nur einen Rhythmus."
"Ein Privatjet? Das ist ja sowas von abgefahren und Luxus pur!", freute sich Mimma und vergaß ihre anfängliche Besorgtheit. Aufgeregt sprang sie im Zimmer herum und vollführte einen Freudentanz auf dem Bett.
"Wieso sind wir nicht von Anfang an mit dem Privatjet gereist?", wollte sie wissen und ließ sich in die Kissen fallen, nachdem sie ihren Freudentanz auf dem Bett beendet hatte.
"Ich dachte es gefiele dir, wie gewöhnliche Menschen zu reisen, deiner Menschlichkeit wegen", meinte Ardric und zuckte mit den Schultern.
"Wie gewöhnliche Menschen?
Immer nur nachts, mit ständiger Angst vor unvorhersehbaren Komplikationen und daraus resultierenden Verspätungen?
Immer gegen die Zeit, aus Angst vor dem Sonnenlicht, das uns ständig im Nacken saß und wie ein gottverdammter Fluch auf uns lastet?
Und das alles in der Holzklasse, wegen meiner Menschlichkeit?", fragte Mimma ungläubig mit piepsiger Stimme und weit aufgerissenen Augen. Ardric zog seine Mundwinkel nach unten und nickte.
"Ich scheiß auf meine Menschlichkeit!
Daran kann ich später auch noch arbeiten, schließlich habe ich alle Zeit der Welt.
Ich bin ein Vampir und will jeden Luxus haben, den man sich nur vorstellen kann.
Als Spitze der Nahrungskette, steht mir das zu!", gab Mimma überschwänglich, mit leuchtenden Augen von sich.
"Schön zu hören, dass du langsam verstehen zu scheinst, was es bedeutet als Vampir im einundzwanzigsten Jahrhundert zu leben", sagte Ardric und klatschte für Mimmas Einsicht, endlich den puren Luxus und die damit einhergehenden Annehmlichkeiten anzunehmen, Beifall.
"Können wir endlich los?", fragte Mimma ungeduldig. Ardric sah auf die Uhr und gab grünes Licht.
"Ja, die Sonne ist gerade unter gegangen. Ich rufe uns einen Hotelpagen, der unser Gepäck in das Flughafenshuttle verfrachtet, das uns Talon ebenfalls besorgt hat.
Auf ihn ist immer Verlass", meinte Ardric und griff zum Telefonhörer, um bei der Rezeption anzurufen.
Fünf Minuten
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