Der Blutmond
ist denn hier los?", wollte Flora wissen, die in der Tür stand und mit leicht geneigtem Kopf, Ardric forschend betrachtete. Sie wollte wissen, welcher Stimmung er gerade war, um ihm von ihrer Mithilfe von Mimmas Flucht zu beichten.
"Erspare mir bitte einen Seelenstripteas!", flehte er, denn er kannte diesen gewissen Blick bei ihr, wenn sie wieder dabei war, die dunkelsten Gefühle zutage zu fördern, die man lieber begraben lassen hätte.
"Ich habe Luna geküsst. Es hat mir gefallen. Ich glaube ich empfinde etwas für sie. Onyx hat uns gesehen und die Situation missverstanden. Daher wollte er scheinbar ihre Ehre wiederherstellen, indem er mich dank seiner Gabe vorführte. Die Eisprinzessin hat sich nämlich gekränkt vom Acker gemacht und ist mit Mimmas Sportwagen auf und davon ist. So. Bist du jetzt zufrieden?", erklärte er kurz und knapp.
"Ich habe meine Gefühle offen dargelegt, ohne, dass du sie mir unter die Nase reiben musstest. Und jetzt muss ich unbedingt Mimma suchen, um mich bei ihr zu entschuldigen." Ardric wartete auf irgendeinen Kommentar ihrerseits. Stattdessen blickte sie schuldbewusst auf ihre Füße.
"Was ist? Bist du jetzt etwa beleidigt, weil ich dir alles von selbst gesagt habe, ohne dass du in meiner Seele herumwühlen konntest, als ob du einen Acker umpflügen würdest?", wollte er wissen.
"Ihr Vampire mit euren Gaben geht mir langsam auf die Nerven! Es ist, als ob ihr einer anderen Art angehört. Euch soll einer verstehen!" Genervt warf er die Arme in die Luft.
"Mimma ist weg", verkündete sie nun kleinlaut. Ardric sah sie verwirrt an.
"Wie weg? Irgendwo muss sie doch sein. Sie hat sich einfach gut versteckt", meinte er, doch Flora schüttelte ihren braunen Wuschelkopf.
"Was soll das heißen?" Ardric tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
"Nein, sie ist nicht mehr hier im Kloster. Ich habe sie aus deinem Zimmer gelassen, weil sie mir leid tat. Ich wollte, dass sie ihre letzten Stunden mit Raven Black verbringen konnte, damit sie in den Armen ihres Liebsten sterben darf. Also habe ich ihr einen Geheimgang gezeigt, der aus dem Kloster führt, damit sie unentdeckt weg konnte." Betroffen wendete sie ihren Blick von ihm ab.
"Du hast was getan?", fuhr sie Ardric entrüstet an und packte sie an den Schultern.
"Es gibt Dinge, in die du deine neugierige Nase besser nicht stecken solltest. Du machst alles nur noch schlimmer, Flora!" Sie verstand Ardrics Zorn, doch es tat ihr dennoch weh, dass er wütend auf sie war.
"Jetzt muss ich einen liebestollen Vampir einfangen, und einen anderen zu Recht gekränkten Vampirin aufspüren, von der ich keine Ahnung habe, wo sie sein könnte. Zum Glück hat die Karre ein eingebautes GPS.Und wenn das nicht schon genug wäre, muss ich das alles schaffen, bevor ein verrücktgewordener Werwolf uns alle über den Jordan schickt, damit der sich als König der Welt fühlen kann!
Das ist doch völlig absurd!
Ruft James Cameron an. Avatar war gestern. Heute zeigen wir euch den neuen Blockbuster "Vampire - Der Tot der Unsterblichen"!"
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Mimma stand am Waldrand, der auf der Karte als einer der vier möglichen Ausganspunkte aufgezeigt wurde, je nachdem von welcher Richtung aus man losging. Für jede Himmelsrichtung war ein Punkt aufgemalt. Sie drehte und wendete die skizzierte Darstellung des umliegenden Landabschnitts, aus der sie einfach nicht schlau wurde. Nun ärgerte sie sich, dass sie im Geografieunterricht nie richtig aufgepasst hatte, denn das Lesen einer Karte gehörte nicht gerade zu ihren Stärken. Diese Fähigkeit war bei ihr alles andere als ausgeprägt. Und einen Orientierungssinn, auf den man sich verlassen könnte, besaß sie auch nicht. Der wurde ihr nicht einmal im "Vampir-allround-Paket" mitgegeben. Gestresst kaute sie auf ihrer Unterlippe herum und versuchte herauszufinden, ob sie sich auch wirklich am nördlichen Ausganspunkt befand.
Da fiel ihr wieder etwas ein, das ihr Lehrer früher im Unterricht erwähnt hatte. Und zwar, dass sich der Westen dort befinden, wo die Rinde der Bäumen stark mit Moos bewachsen ist. Ab da ab war es dann ein Kinderspiel, die anderen Himmelsrichtungen auszumachen.
Niemals ohne Seife waschen
Das war die Eselsbrücke, die man sich merken sollte. Denn deren Anfangsbuchstaben zeigten im Uhrzeigersinn die Anordnung auf, nach der man sich richten konnte. Den Norden, Osten, den Süden und Westen.
Hocherfreut darüber, dass sie sich doch etwas aus ihrer vergangenen Schulzeit gemerkt hatte, stapfte sie durch das
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