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Der Blutrichter

Der Blutrichter

Titel: Der Blutrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Stelling
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er, während er wieder und wieder mit dem Schwert zuschlug.
    Hinrik wehrte sich verzweifelt. Jedes Mal, wenn das Schwert gegen das Beil prallte, spürte er die Erschütterung von der Hand den ganzen Arm hinauf bis in die Schulter hinein. Er war geschwächt durch die Zeit im Kerker und den anstrengenden Fußmarsch von Hamburg hierher. Seine Kräfte ließen nach. Immer häufiger verlor er festen Halt. Ihm war klar, dass er früher oder später ausrutschen und dann den Angriffen hilflos ausgeliefert sein würde.
    Dann wäre Greetje schutzlos. Hinrik konnte sich ausmalen, was Wilham von Cronen mit ihr anstellte. Der Gedanke machte ihn rasend und ließ ihn die Müdigkeit vergessen. Er meinte, die Stimme der geliebten Frau zu hören. Diesem Mann durfte er nicht unterliegen. Er durfte Greetje nicht seiner Willkür überlassen.
    »Wir können über das Gold reden«, schlug er vor, um |549| Wilham von Cronen abzulenken. Schwer atmend ließ er das Beil sinken und tat, als hätte er aufgegeben. »Es ist so viel, dass es für uns alle reicht.«
    Für einen Moment zögerte der Richter. Hinrik stürzte sich nach vorn. Mit dem linken Arm drückte er das Schwert zur Seite, spürte, wie die scharfe Klinge ihm ins Fleisch schnitt, und dann schlug er mit letzter Kraft zu.
    Das Beil traf Wilham von Cronen mitten auf die Stirn.
    Hinrik sah den Richter untergehen. Ohne ihn weiter zu beachten, kroch er das Ufer hinauf und verspürte endlich wieder festen Boden unter den Füßen.
    »Pass auf, Hinrik!«, schrie Greetje.
    Hinrik sah auf und entdeckte den bronzenen Ritter, der im vollen Galopp auf ihn zustürmte, das blutige Schwert hoch über den Kopf erhoben. Von Heiner Wolfen war weit und breit nichts zu sehen. Der Henker des Femegerichts war so schnell bei ihm, dass Hinrik keine Abwehrmöglichkeit blieb. Er ließ sich zu Boden fallen.
    Mit einem wilden Aufschrei beugte sich der Bronzene aus dem Sattel und hieb mit dem Schwert nach ihm. Hinrik spürte, wie es ihm über die Seite strich, und er sah das Blut, das aus der Wunde schoss. Er sprang auf, während der Reiter sein Pferd wendete.
    Nüchtern stellte Hinrik fest, dass er nicht die Spur einer Chance hatte, solange er nicht mehr als ein Beil in der Hand hielt. Damit konnte er gegen den mit einer Rüstung gepanzerten Reiter nur wenig ausrichten. Er wich eilig zurück, tat so, als wollte er in den Wald flüchten. Der Bronzene trieb sein Pferd an und schnitt Hinrik den Weg ab, um ihn am Waldrand entlangzutreiben.
    »Ich will wissen, wer du bist«, rief Hinrik ihm zu. »Nimm endlich deinen Helm ab. Ich will dein Gesicht sehen, du Ungeheuer!«
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern wandte sich |550| um und rannte so schnell er konnte. Als er über die Schulter zurücksah, erkannte er, dass der tödliche Streich unmittelbar bevorstand. Er duckte sich, drehte sich um und lief wieder in die entgegengesetzte Richtung. Das Schwert strich haarscharf an ihm vorbei. So heftig führte der Bronzene den Hieb, dass er von dem Schwung beinahe aus dem Sattel gerissen worden wäre.
    Hinrik gewann einen kleinen Vorsprung, weil der Ritter sein schweres Pferd wenden musste und sich durch die schmalen Schlitze seines Helms nicht so rasch orientieren konnte. Dann vernahm er den Viertakt des galoppierenden Pferdes, und dieses Mal schien es keine Rettung mehr zu geben. Er drehte sich um und lief mit kleinen Schritten rückwärts. Dabei näherte er sich der Brücke. Er ließ den Bronzenen nicht aus den Augen, deutete an, dass er nach links springen wollte, und sah, wie sein Gegner das Schwert hob. Dann glitt es mit zwei, drei schnellen Schritten zur anderen Seite. Bevor der Bronzene seinen Schwerthieb korrigieren konnte, schlug er mit aller Wucht zu. Das Beil traf den gepanzerten Oberschenkel des Reiters, brach die Rüstung auf und verletzte ihn. Dabei verkeilte es sich, so dass Hinrik es nicht wieder lösen konnte.
    Der Bronzene schrie schmerzerfüllt, aber triumphierend auf. Er schien sicher zu sein, dass er seinen nun waffenlosen Gegner überwinden würde.
    »Nimm deinen Helm ab, du Feigling!«
    Hinrik streckte eine Hand aus, und Greetje begriff. Sie warf ihm die Forke zu. Er fing sie auf und stieß sie dem Reiter mit aller Kraft in die Seite. Damit konnte er die Rüstung nicht durchdringen, doch er warf ihn aus dem Sattel. Mit dieser Technik hatte er bei Turnieren so manchen Gegner besiegt. Laut krachend fiel der Bronzene auf den Boden. Verzweifelt versuchte er, sich zur Seite zu wälzen. Dabei geriet er an

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