Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
so gut wie verloren. Man hat einfach zu wenig Personal, um den Kampf gewinnen zu können. Die Zahl der für die Bekämpfung der »arabischen Kriminalität« in Berlin eingesetzten Mitarbeiter beschränkt sich auf maximal zehn, es müssten aber mindestens 30 sein. Und dieser Meinung schließen sich viele der Polizisten an, mit denen ich täglich gegen die organisierte Kriminalität an der Front kämpfe.
Nur mal so am Rande: Wenn in den USA ein vermeintlicher Verbrecher gestellt werden soll, und der zuckt nur falsch mit den Achseln oder macht nicht sofort das, was der Sheriff von ihm verlangt, dann schaut der in das Laufrohr einer Pumpgun. Und wenn’s für den Verbrecher schlechtläuft, wird er erschossen, weil der Sheriff sich bedroht fühlte. Bei uns ist so was undenkbar. Es hat alles sein Für und Wider. Aber eines kann man sagen: Da drüben haben die Verbrecher wenigstens noch Respekt vor den Polizisten.
Die Firma
M eine Firma, Kuhr Security, lief von Anfang an sehr gut, und jedes Jahr lief es noch besser. Wir haben jetzt einen Jahresumsatz von über zwei Millionen Euro. Als ich anfing, hätte ich nicht geglaubt, dass es mal solche Ausmaße annehmen würde.
Im engsten Kreis sind es etwa 70 Leute, die regelmäßig mit mir arbeiten. Je nach Bedarf und Auftrag buche ich Subunternehmer dazu. Das können bis zu 150 Leute sein.
Mein großer Vorteil gegenüber anderen größeren Firmen ist, dass ich alle meine Leute persönlich kenne. Ich weiß, wo deren Stärken und Schwächen liegen. Wenn man eine riesige Firma mit Hunderten oder Tausenden von Sicherheitsmännern hat, geht das natürlich nicht. Ich aber bin flexibel genug, dass ich für jeden Kunden und Auftrag den richtigen Mitarbeiter auswählen kann.
Eigentlich sind es zwei Firmen: die Kuhr Security GmbH und die K.I.S.S. Security GmbH. K.I.S.S. steht kurz für Kuhr International Security Service. Ich leite Kuhr Security, da repräsentiere und manage ich vor allem die Aufträge nach außen hin, bin Ansprechpartner für die Kunden. Ich mag es gern persönlich, ich rede gern mit den Leuten und ich habe ein gutes Gespür für Menschen. Deswegen achte ich auch so genau darauf, welchen meiner Leute ich wo einsetze. Man muss wissen, welche Menschen man zusammenbringen kann und wen man wo hinstellt.
Das K.I.S.S.-Chefteam: Peter Tornow, Diana und ich
Am liebsten mag ich überschaubare Veranstaltungen; Riesenevents, wo man über 100 Leute braucht, sind nicht mein Fall. Da geht es vor allem um Logistik, man muss technisch und organisatorisch kalkulieren. Für solche Großveranstaltungen haben wir im Jahr 2005 K.I.S.S. Security gegründet. Wir, das sind mein Partner Peter Tornow und ich, er leitet die Firma auch zusammen mit meiner Lebensgefährtin Diana. Auch alles rund um das Nachtleben, also die ganzen Clubs, betreut nun Peter, da ich mich voll und ganz auf den Personenschutz und den Veranstaltungsschutz konzentrieren wollte. Diana hat eher den planerischen Part, das heißt, sie schreibt die Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen und setzt sie mit mir zusammen um.
Es war immer Dianas Traum, große Veranstaltungen zu organisieren, dafür hat sie eine Ausbildung zur Veranstaltungstechnikerin gemacht. Wir haben uns bei einem Boxkampf in Berlin kennengelernt. Da war sie gerade mal 18 und ich 37. Wir saßen beide im Foyer des Estrel-Hotels auf einem Sofa. Sie sah anders aus als die meisten Frauen dort: nicht so tussenmäßig aufgebrezelt. Sie hat mir sofort gefallen, denn ich stehe nicht so auf gekünstelte Schönheit.
Zu der Zeit arbeitete sie als Fahrerin für einen älteren Boxmanager, der das Frauenboxen in Berlin voranbringen wollte. Das war der ideale Job für sie, weil sie das Boxmilieu schon immer spannend gefunden hatte: den Kampf, aber auch die Atmosphäre mit all den Leuten, Boxern, Sportfans, Promis, C-Prominenz, Verbrechern, Halb- und Unterwelt.
Diana war neun, als die Mauer fiel. Bis dahin hatte sie im Ostteil Berlins gelebt. Als Kind war sie beim Kunstturnen, trainierte fünfmal pro Woche mindestens zwei Stunden. Dann erging es ihr wie mir: Mit zwölf hat sie zum ersten Mal einen Karate-Film gesehen, und von da an lernte sie Vollkontaktkarate.
Als ich sie da im Estrel sitzen sah, dachte ich: Ist die hübsch! Angesprochen habe ich sie auf ihre Fingernägel. »Schöne gepflegte Fingernägel«, habe ich gesagt. Ich glaube, sie war etwas verwirrt von dem Spruch und hatte mit so was überhaupt nicht gerechnet. Jedenfalls war sie sehr
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