Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Clubs, im Gegenteil. Da frage ich mich immer, wie so was geht! Jeder weiß es, keiner tut was.
Weil ich nicht mit Drogen handle und auch noch mit der Polizei arbeite, bekomme ich manche Aufträge nicht. Wenn ich aber nicht mit der Polizei arbeiten würde, wäre ich längst nicht mehr unabhängig, sondern einem Clan angeschlossen und somit Teil der kriminellen Szene. Es geht eben nicht ohne Rückendeckung. Die bietet mir die Gang in grüner beziehungsweise blauer Uniform.
Ich habe mich sehr geärgert, als einmal bei einem Nobelclub ein Security-Betreiberwechsel stattgefunden hat. Die wollten mich nur aus dem Grund nicht nehmen, weil bei mir an der Tür keine krummen Dinger laufen. Wenn ich sehe, es kommt ein Gast zu meinem Türsteher und will wissen, wo er Koks kriegt, ist Schluss mit lustig.
Auch Frauen werden mit dieser Druck- und Schutzmasche rekrutiert. Man lädt sie ein und lässt Champagner fließen. Oft sind das junge Mädels aus armen Familien, und die sind dann schwer beeindruckt. Vom Club geht es ins Bordell, und da lockt das schnelle Geld. Nur zurück geht es nicht mehr ganz so schnell. Da zeigt man ihnen eine Bedrohung. Und bietet ihnen »Schutz«. Typische Zuhälterei.
Wenn ein Club, ein Lokal oder welcher Auftraggeber auch immer eine Sicherheitsfirma engagiert, dann muss die Sicherheitsfirma einen Nachweis über ihre Leute erbringen: dass sie geschult wurden, dass sie mindestens eine Sachkundeprüfung nach § 34 a GewO bei der IHK abgelegt haben und dass sie über ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis verfügen.
So was haben Verbrecher natürlich nicht. Aber die kennen den Trick: Der Clubbetreiber kann die Männer direkt anstellen, anstatt über eine Sicherheitsfirma zu gehen. Dann schützen sie kein fremdes Eigentum, sondern eigenes Eigentum, und sie vertreten die Interessen ihres Arbeitgebers. Hier gibt es eine gefährliche Gesetzeslücke für Verbrecher, denn diese Angestellten vom Haus brauchen die Nachweise nicht. Obwohl sie genau denselben Job machen wie die Türsteher einer Sicherheitsfirma. Die einen werden bis aufs Unterhemd geprüft, die anderen können machen, was sie wollen. Ich habe die Polizei und die IHK bereits im April 2008 auf diese Problematik aufmerksam gemacht. Leider hat sich bisher nichts geändert an der Gesetzeslage.
Manchmal kannst du dich noch so sehr wehren und sauberbleiben wollen – diese Leute arbeiten eben mit unsauberen Mitteln. Ich hatte einen Mitarbeiter, der machte in Neukölln eine kleine Bar auf. Neukölln ist auch ein »Revier« der Apachen, also von den arabischen Großfamilien. Die sind in Neukölln, Kreuzberg, Charlottenburg und im Wedding, im Grunde in allen Vierteln, in denen viele Ausländer leben. Im Osten der Stadt sind die Glatzen noch stark vertreten.
Der Laden meines Mitarbeiters lief zunächst ganz gut. Dann kamen eines Abends Typen rein, mit der Parole: »Du, es ist besser für dich und deinen Laden, wenn wir die ganze Zeit über hier sitzen, wenn offen ist. Sonst bekommst du Stress. Du bist hier in Neukölln.«
Natürlich ging er darauf nicht ein. Dann überfielen sie den Laden innerhalb eines halben Jahres dreimal, immer kurz vor Ladenschluss. Aber er hat sich trotzdem nicht darauf eingelassen, denn er wollte die Typen nicht in seinem Laden sitzen haben. Er ist standhaft geblieben und zahlte nie auch nur einen Cent Schutzgeld oder so was. Ich kenne mich da nicht so aus, aber das »Schutz-Geld« ist meistens nicht wirklich viel, vielleicht so 50 Euro am Tag. Den Arabern ist es viel wichtiger, dass sie jemanden im Laden haben, der ansprechbar ist, wenn ein Kunde Drogen haben will. Das bringt dann richtig Geld.
Nach dem dritten Überfall hatte der Mann eines Tages schließlich ein Foto von seiner Tochter im Briefkasten. Jemand hatte sie fotografiert, als sie gerade aus der Schule kam. Daraufhin hat er den Laden geschlossen.
So viel zum Thema Ehre.
Bei mir kommt keiner anklopfen, mein Ruf eilt mir da schon voraus. Klar wird auch in den Läden und Clubs, wo ich für Sicherheit verantwortlich bin, gekokst. Aber niemals offensichtlich, und die Leute bringen sich ihr Zeug selber mit. Ich kann verhindern, dass gedealt wird, aber dass Drogen konsumiert werden, dagegen kann auch ich nichts machen.
Dass mein Weg, nur mit der Polizei zusammenzuarbeiten, richtig war, merke ich täglich bei meiner Arbeit. Ich muss mir nicht diktieren lassen, was ich wo zu tun habe. Im Gegenteil, die Polizei hat ja auch was von der Zusammenarbeit. Wenn man
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