Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
wird. Die dachten drinnen, ich wäre alleine gekommen. Das hat sie natürlich beeindruckt, denn sie waren mit mindestens zehn Leuten angerückt.
Ich erklärte Sharif K. die Abmachung zwischen dem Typen und mir. K. fragte den Zocker, ob das so stimme, dass es einen Handschlag für die 20 000 Euro gab. Der wurde kleinlaut und gab alles zu. Da flippte K. aus und brüllte den Typen auf Arabisch an. Dann wandte er sich zu mir und sagte ganz ruhig: »Das Thema ist beendet. Du wirst nicht mehr belästigt.«
Dann haben wir uns die Hand gegeben. Als ich rausging, war ich mit den Nerven durch. Mein Schädel brummte vor Anspannung. Aber ich war im Recht, und ich habe es durchgesetzt. Seitdem lässt er mich und meinen Kunden in Ruhe.
Natürlich gibt es in der Unterwelt keine Regeln und Gesetze, nicht mal Ehre. Zumindest nicht unter den heutigen Verbrechern. Höchstens die Bosse und Familienoberhäupter – Vater, Onkel, Bruder – stehen manchmal noch für so was wie Ehrenworte, für ihre Ordnung. Aber die Abzocker und ihre Konsorten haben meinen Kunden einfach verarscht. Das können sie machen, wenn sie wissen, dass sich einer verarschen lässt. Wenn du nein sagst, dann machen sie es auch nicht. Wäre mein Mandant alleine gewesen, ohne mich, hätte er die 80 000 auch noch bezahlen müssen. Aber von mir wussten sie: Der macht das nicht mit.
Kurz bevor Sharif K. dann mal wieder in den Knast musste, hat er mir noch einen Blumenstrauß gebracht, echt! Ostern war das. Es war im »First«. Meine Leute standen an der Tür, als ein fetter Mercedes vorfuhr. Kein Geringerer als Sharif K. stieg aus, mit einem Riesenblumenstrauß in der Hand: »Hier, Jungs, für euren Chef, bestellt ihm liebe Grüße von mir.«
Die waren völlig geplättet. Und ich auch!
Der andere stadtbekannte Verbrecher ist Abdul A. Er ist einer der gefährlichsten Verbrecher der Stadt, sehr brutal. Der macht enorm viel Schutzgeld, sein Hauptgeschäft betreibt er mit dem Aufstellen von Spielautomaten. Um an Macht zu kommen, versucht er auf aggressivste Weise, den Leuten Angst einzujagen. Er ist voll cholerisch und war auch schon oft im Knast gewesen.
Ich kenne ihn aus dem Nachtleben, aus der Anfangszeit. Er hatte mitbekommen, dass ich mit meiner Türpolitik in der Discothek im Wedding erfolgreich war. Und da wollte er Teilhaber meiner Firma werden.
Als er zum ersten Mal in den Club kam, hat ihn ein Mitarbeiter von mir reingelassen, mit zwei Bodyguards. Dann wollten wir ihn abtasten, aber er weigerte sich. Ich merkte gleich, dass er sehr aggressiv werden würde. Und so zu einer Gefahr für meine Gäste. Also wollte ich ihn nicht.
Leider konnten meine Leute ihn nicht abweisen, sie hatten zu viel Schiss. Er unterbreitete mir dann mehrfach seine »Angebote«, aber ich blieb hart. Schon damals wollte ich keine Geschäfte mit Verbrechern machen und mir meinen Ruf nicht verderben.
Beim nächsten Besuch sagte ich ihm, dass ich ihn in meinem Club nicht mehr sehen möchte. Hausverbot! Er wurde wütend. Laut. Aggressiv. Die Situation stand kurz davor, zu eskalieren. Aber ich hatte Rückendeckung. Bayram, mein alter Sportkumpel, war auch bekannt in der Unterwelt. Vor ihm hatten sie alle Respekt. Er hielt zu mir. Also zog Abdul A. aus Respekt vor Bayram wutschnaubend davon.
Aber es nervte ihn, dass er mich nicht einschüchtern konnte, es ließ ihm keine Ruhe. Eines Tages rief er mich an, er wolle mich treffen. Zufällig saß gerade Oktay neben mir im Auto, er ist ein legendärer Boxer. Er hörte das Gespräch mit an und fragte: »Welcher Abdul ist das?«
Ich antwortete: »Na, Abdul A.«
Oktay war plötzlich total in Aufregung: »Spinnst du? Den kannst du nicht einfach so treffen! Lass mich raus!«
»Nein, du musst mit. Wir fahren da hin!«
Als wir in die Straße einbogen, stand da schon einer und observierte den Parkplatz. Vor der Kneipe standen noch mal zwei. Einlasskontrolle. Oktay versuchte immer noch, mich aufzuhalten: »Du kannst da jetzt nicht rein!« Aber irgendwie fand er es auch spannend. Ich dachte, wenn ich Oktay, die Boxer-Legende, dabeihab, passiert nichts.
Drinnen wurden wir erst mal mit Küsschen links, Küsschen rechts begrüßt. Oktay setzte sich gleich vorn hin, er kam gar nicht weiter. Die Leute begrüßten ihn wie einen Superstar. Mich bat man etwas weiter nach hinten durch. Allein.
Abdul: »Setz dich, wie geht’s?«
»Gut, wie kommt’s, dass du mich sprechen willst?«
»Ich möchte Teilhaber deiner Firma werden.«
»Wie –
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