Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
im Hotel. In anderen großen Hotels ist das anders.
Zum Beispiel im Estrel, das ist ein riesiges Tagungshotel im Stadtteil Neukölln. Mit 1100 Betten und einer Veranstaltungshalle für 6000 Leute. Wir haben da 300 Veranstaltungen im Jahr. Zu meinen Kunden gehören noch weitere Hotels wie das Andels-Hotel, Ellington-Hotel, Hotel de Rome, Soho House Berlin und das Hotel Q.
Eine typische Berliner Nacht hatte ich im Dezember 2010. Zusammen mit meinen Freunden Ivan und Bayram hatte ich VIP-Karten für den Boxkampf zwischen dem Russen Dennis Lebedev und dem Deutschen Marco Huck. Die Atmosphäre bei einem Boxkampf ist für mich was ganz Besonderes. Die Mischung aus dem Kampf Mann gegen Mann, dem Adrenalin und dem Glamour der Zuschauer.
Zeitig fahren wir drei zur Max-Schmeling-Halle im Prenzlauer Berg. Wir sind total gespannt auf den Kampf. Huck – früher auch mal Kickboxer – hat aktuell den WBO-Weltmeistertitel inne und wird von dem extrem aggressiven Lebedev herausgefordert. Da wir Karten für den VIP-Bereich haben, gehen wir über den roten Teppich in die Boxhalle.
Ich kenne hier viele Leute aus der Szene. Sie kommen und klopfen mir auf die Schultern. Küsschen hier, Scherzchen da. Im Vorbeigehen sehe ich Oktay, der mit seinen Brüdern da ist. Wir grüßen uns erst mal von weitem. Lauter Zuruf durch den Raum, typisch Oktay. Klar, wir sehen uns eh später noch am Ring.
Mein Ziel ist zunächst das VIP-Buffet, denn ich habe den ganzen Tag kaum was gegessen. Ich fühle mich wohl, heute bin ich als Gast hier. Kein Dienstleister. Also darf ich essen. Dann grüßt mich Cengiz Koç. Er war auch Kickboxweltmeister und hat früher zu mir aufgeschaut. Er ist einer der wenigen Boxer, der sogar Abi gemacht hat. Jetzt spielt er manchmal Nebenrollen bei TV-Krimis. Außerdem verdient er sein Geld mit Immobilien. Dann treffe ich die Sportreporter von Bild und ARD. Und die Organisatoren der Leichtathletik-WM, die ich seit 2009 ja auch kenne. Viele Boxer und C-Prominenz stehen im VIP-Bereich, in eleganten Anzügen, und dazwischen ein paar Frauen, die eine gute Figur machen. Meine Freunde und ich gesellen uns dazu. Diana sagt immer, dass es schwierig ist, mit mir in der Öffentlichkeit irgendwo hinzugehen. Ständig begrüßen mich Leute, man kommt kaum voran. Aber das bringt einfach mein Beruf mit sich.
Langsam füllt sich die Halle, es wird lauter. Vereinzelt hört man Beifall für die Boxer im Vorprogramm. Im Fernsehen beginnen die Reportagen über die Hauptboxer. Die Spannung steigt. Der Duft von Adrenalin verbreitet sich.
Wir warten noch oben im VIP-Bereich. Auf den Bildschirmen kann man sehen, wer unten gerade boxt, aber mich interessiert sowieso nur der Hauptkampf. Bayram geht schon mal die Lage checken, rumstehen und quatschen ist nicht seins.
Richtig laut wird es in der Halle erst, als das Urteil zum Kampf von Huck vs. Lebedev gesprochen wird. Huck hätte eigentlich verlieren müssen. Oder zumindest ein Unentschieden. Aber die Richter entscheiden gegen Lebedev, obwohl er stark attackiert und Huck eigentlich zu viel defensiv gekämpft hat. Meiner Meinung nach ein Fehlurteil.
Huck hat den gleichen Trainer wie Arthur Abraham, das ist der Weltmeister im Mittelgewicht, die Trainerlegende Ulli Wegner vom Box-Promoter Sauerland. Er hatte früher auch Henry Maske und Axel Schulz unter Vertrag und ist eine große Nummer im Geschäft, richtet mit der ARD die Live-Kämpfe aus. Es geht also um viel Geld.
Arthur Abraham war vor kurzem deklassiert worden. Wenn das Huck jetzt auch noch passieren würde, hätte es dumm ausgesehen für Sauerland. Und für die ARD. Und für die Werbekunden.
Und für den Schrank von Mann, der in der Reihe vor uns am Ring sitzt. Ein Kumpel von Huck. Rechts und links noch zwei Begleiter. Ein Typ in feinem Anzug und mit einer Brillantuhr, so groß wie ein Hühnerei. Er brüllt für Huck, sehr emotional. Springt immer wieder auf. Bis mein Partner Peter, der mittlerweile auch zu uns gestoßen ist, ihn bittet, sitzen zu bleiben. Da fährt er fast aus der Haut und brüllt Peter an. Die Situation ist nahe daran, zu eskalieren. Wahrscheinlich ist der Typ eh schon gereizt, weil Huck nicht wie sonst so klar dominiert.
Als die nächste Runde beginnt, das gleiche Spiel. Der Typ springt wieder die ganze Zeit rum und vermiest uns die Sicht auf den Ring. Aber Peter hat keinen Bock auf Stress, also lässt er ihn springen.
Nach zwölf Runden ist der Kampf zu Ende. Diskutierend und auch enttäuscht gehen wir zurück in
Weitere Kostenlose Bücher