Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
Stadt. Unsere Stadt, hell erleuchtet liegt sie da. Bei diesem friedlichen Anblick kann man sich kaum vorstellen, wie viel Schlimmes da unten passiert. Jeden Tag, jede Nacht.
Aber weiter geht’s. Raus aus dem warmen gemütlichen Club, rein in die kalte Nacht zum nächsten Club. Wir fahren in die »Amber Suite«. Da war ich schon lange nicht mehr, aber auch hier stehen meine Leute am Eingang auf dem roten Teppich.
Der Club befindet sich im Ullsteinhaus in Tempelhof. Der Ullstein-Verlag war einst der größte Zeitungs- und Zeitschriftenverlag von Europa. Seit vielen Jahren wird die ehemalige Kantine mit ihren Clubräumen als Discothek genutzt. Alles eher barock und überladen. Es gibt eine Lounge, Tanzräume mit deutscher Schlagermusik und Areas mit aktueller Discomusik.
Heute Nacht ist es knackevoll. Viele Leute in meinem Alter, die Spaß haben am Tanzen. Alle ziemlich ungefährlich. Meine Männer kontrollieren am Eingang das Alter – der Club ist ab 27 – und die Kleidung. Abendgarderobe ist angesagt.
Manchmal fühlt sich ein gestandener Mann etwas auf die Füße getreten, wenn wir ihn wegen seiner Kleidung abweisen. Aber sonst gibt es hier eher selten Stress. Kaum Schlägereien. Es kommt mal vor, dass einer zu viel getrunken hat und aus Übermut die Damen zu heftig anbaggert. Der wird dann eben freundlich hinausgebeten. Meine Jungs arbeiten da gern. Nicht ständig Prügeleien und das ganze Prozedere mit der Polizei anschließend. Ein ruhiger Job. Braucht man auch!
Gegen halb vier kommen wir zurück zum »Adagio«. Der Club liegt im Untergeschoss vom Berlinale-Palast, neben der Spielbank. Wenn man auf den Eingang zuläuft, muss man über den langen roten Teppich, das gibt dem Club schon was Festliches. Die Gäste kommen elegant gekleidet, und auch hier haben wir oft Promis. Till Schweiger, Sebastian Schweinsteiger, Michael Jackson, Rammstein – waren alle schon da.
Das »Adagio« ist ein riesiger Raum mit Säulen und Deckengemälden. Vorne auf einer Bühne stehen Tänzerinnen und Tänzer und DJs. In guten Nächten bebt die Menge. So wie heute. Links von der Bühne, hinter der Bar, befindet sich leicht erhöht die VIP-Lounge. Da stehen auch immer Leute von mir, denn da kann nicht jeder einfach reinspazieren.
In der VIP-Lounge gibt es etwa sechs Tische. Darauf stehen Sektkühler mit Eis und mehreren Flaschen Champagner drin. Die Leute sind um die dreißig, viele junge Männer und Frauen. Viele Stammgäste und Touristen aus aller Welt. Von hier aus können sie den Tänzerinnen die Fesseln streicheln. Das macht die total an. Manche flippen fast aus.
Aliyou habe ich jetzt mit an die Tür gestellt. Mal sehen, was die anderen von ihm halten. Er muss ins Team passen. Wenn da einer anfängt zu erzählen, was für ein toller Hecht er ist und wo er schon überall gearbeitet hat, ist der bei denen durch. So was »Protziges« mögen meine Jungs und Mädels nicht. Mit Bescheidenheit kommt man oft weiter.
Aliyou hält sich eher zurück. Ich höre nichts Negatives über ihn.
Nach etwas Small Talk mit den Jungs und dem Geschäftsführer ist es auch schon wieder 5 Uhr. Die Stimmung ist gut, alle feiern. Ich sehe keinen Grund, hier noch länger zu bleiben. Also geht’s weiter ins »First«.
Hier geht es jetzt erst richtig los. Morgens zwischen fünf und sechs, wenn die Stimmung in den anderen Clubs nachlässt, fallen die Partylöwen hier ein.
Der Eingang zum »First« sieht aus wie der zu einer Höhle. Davor ist ein kleinerer Platz, so dass meine Leute schnell sehen, wer vorfährt oder angelaufen kommt. Heute stehen sie hier zu dritt. Zwei an der Tür. Einer an der Garderobe. Alle in schwarzen Anzügen und schwarzen Hemden, sehr elegant.
Der Laden ist relativ klein, nur knapp 150 Leute gehen da rein. Innen Spiegelwände, rechts der Tresen, links auf einem Podest ein paar Tischchen, in der Mitte vor einer Säule ein Flügel, mehr nicht. Wie immer sind hier viele Geschäftsleute – junge und alte –, oft müssten die gar nicht mehr arbeiten. Sie machen aber trotzdem noch Geschäfte, auch hier in der Nacht. Viele kommen allein. Manche sind dann recht schnell in Begleitung. Einige der vielen jungen hübschen Frauen sind Edelhuren. Das würde man nicht meinen, die sehen aus wie Models.
Jochen wirbelt hinter dem Tresen, ihm gehört der Laden seit 28 Jahren. Den Frauen schenkt er Rosé-Champagner ein. Im Silvester-Lametta glitzert das Licht. Der Laden schwirrt wie im Rausch.
Zu späterer Stunde, wenn die Gäste zu
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