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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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CDU-Fraktion und zieht vier Jahre später erneut als Spitzenkandidat seiner Partei gegen Schröder in den Wahlkampf - wiederum erfolglos. Das Wahlergebnis 1998 ist regelrecht niederschmetternd: Schröder holt die absolute Mehrheit und damit das Ticket für
die SPD-Kanzlerkandidatur. Es wird eng für Christian Wulff, er wird
als Verlierer abgestempelt, sein Stuhl wackelt. Eine kleine Gruppe in
der CDU-Fraktion versucht zu putschen, doch Wulff hält sich und er
beginnt, die Dinge anders anzugehen. Im Frühjahr 1999 engagiert er
mit Olaf Glaeseker einen neuen Medienberater in Hannover. „Er hatte keine Ahnung, wie die Medien funktionieren", beschreibt ein ehemaliger Mitarbeiter in Hannover ein zentrales Problem des jungen
Christian Wulff Mit Glaeseker holt er sich einen Vollprofi an Bord,
der es in den darauffolgenden Jahren meisterhaft versteht, seinen Chef
medial zu inszenieren. Olaf Glaeseker war Ende der 1990er-Jahre als
politischer Korrespondent für verschiedene Tageszeitungen in Bonn
tätig. Als er sich entscheidet, zu Wulff nach Hannover zu gehen, muss
er den Spott seiner Kollegen ertragen, denn dem biederen CDU-Mann
prophezeit keiner mehr eine politische Zukunft. Doch Glaeseker gelingt es langsam, aber sicher, seinen Chef neu zu erfinden. Gleichzeitig
kommt in Niedersachsen einiges in Bewegung.

    Als Gerhard Schröder 1998 Bundeskanzler wird, löst ihn Gerhard
Glogowski als Ministerpräsident in Hannover ab. Glogowski stolpert
1999 über eine Sponsoring-Affäre, in der Wulff als Oppositionsführer
konsequent auf die Abteilung Attacke setzt. Er greift Glogowski scharf
an und setzt sich selbst als politischer Saubermann in Szene. „Ich glaube,
es ist die völlig fehlende Distanz zu Sachen, zu Personen, zu Dingen, die
man in der Politik braucht, also eine Grundsensibilität, dass man Dienstliches und Privates relativ strikt trennt, dass man fließende Übergänge
mit äußerster Vorsicht behandelt", sagt Wulff 1999 in einem Interview
mit dem Deutschlandfunk. „Es darf gar nicht erst zur Korruption kommen, sondern es muss der Anschein von Korrumpierbarkeit, von Abhängigkeiten, von Sponsoring von Politik und Politikern vermieden
werden." Schließlich muss Glogowski zurücktreten, Sigmar Gabriel
rückt nach. Ein Jahr später gehört Wulff zu denen, die den damaligen
Bundespräsidenten Johannes Rau auffallend heftig attackieren. Rau wird
zu diesem Zeitpunkt von einer Flugaffäre aus seiner Zeit als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen eingeholt, was Wulff zum Anlass
nimmt, den Rücktritt des Bundespräsidenten zu fordern. „Ich leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten haben", ist einer der Sätze, die man zu dieser Zeit von ihm hört. Als er zehn
Jahre später selbst Bundespräsident ist, wird er im Dezember 2011 ebenfalls mit Vorwürfen konfrontiert, die aus seiner Zeit als Ministerpräsident stammen - und mit den Äußerungen von damals. Die markige
Kritik an Johannes Rau liegt noch in den Archiven und ist schnell gefunden. Seinerzeit betreibt er das Geschäft eines Oppositionspolitikers,
die Äußerungen sollen ihm zu mehr Profil verhelfen, denn Wulff ist
entschlossen, ein drittes Mal anzutreten, um Ministerpräsident zu werden. 2003 ist es so weit: Gegen Sigmar Gabriel kann er sich durchsetzen.
Tatsächlich erreicht er ein hervorragendes Ergebnis für die CDU und
erringt mit 48,3 Prozent die absolute Mehrheit im Landtag. Nach fast
zehn Jahren hat Wulff es geschafft: Schlagartig wird aus dem ewigen
Verlierer ein Gewinner. Und schlagartig wollen alle etwas von ihm.

    „Es gab den Christian Wulff in Osnabrück, danach kam der Christian Wulff in Hannover - das waren zwei unterschiedliche Typen", erinnert sich ein langjähriger Weggefährte von Wulff aus Niedersachsen.
Besonders ins Schwärmen geraten diejenigen, die ihn schon lange
kennen, über den Wulff in Osnabrück. Voller Ideen und Ideale sei er
gewesen, einer, der etwas bewegen wollte und andere zu begeistern
verstand. Der Wulff in Hannover habe sich im Laufe der Jahre stark
verändert. „Als er Ministerpräsident wurde, fing er an, sich erst einmal
an Gerhard Schröder zu orientieren", mit einem Mal habe Wulff sich
mit denselben Leuten umgeben. Auf einmal ist auch Wulff mit Männern wie Carsten Maschmeyer, dem Gründer des Finanzberatungskonzerns AWD, oder RWE-Chef Jürgen Großmann befreundet. „Die
sind da, wo die Macht ist - doch Wulff schien zu glauben, dass es um
ihn

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