Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
Gedanke in den Sinn gekommen sein sollte, dann müsste er sich dort ziemlich einsam und verlassen fühlen. Das gilt übrigens auch für dein Jefferson-Buch. Hat dein Verleger mit dir schon über das Thema ›Plagiat‹ gesprochen?«
Für einen Moment dachte ich, sie wolle ihm den Champagner ins Gesicht schütten, doch dann musste ihr wieder eingefallen sein, dass er sie nach dem Abendessen vorstellen würde.
»Dafür wirst du zahlen.« Ihre Lippen bewegten sich kaum. »Du weißt nicht, was du sagst. Auf Wiedersehen! Ich bin am ersten Tisch zu finden. Und Ryan, bau keinen Mist, wenn du mich vorstellst. Gib dir Mühe, nüchtern und sachlich zu bleiben. Ich habe auch über dich Geschichten gehört.«
Ryan starrte in sein nahezu leeres Glas, nachdem sie gegangen war, und schwenkte es hin und her. »Entschuldigt mich bitte, Leute! Ich muss mich mal kurz zurückziehen. Und würden Sie an Ihrem Tisch einen Platz für mich frei halten, ja?«
»Natürlich«, sagte ich.
»Lass uns zusehen, dass wir nicht zu dicht am ersten Tisch sitzen, nur für den Fall, dass sie anfangen, mit dem Besteck aufeinander loszugehen«, sagte Mick, als Ryan uns verlassen hatte.
»Ich denke, sie haben beide schon Blut gelassen. Ich wüsste gerne, was man ihm dafür bezahlt, dass er sie vorstellt«, sagte ich.
»Keine Ahnung, aber er muss das Geld verdammt nötig haben. Mein Gott, er hasst sie.«
Während wir zum Büffet gingen, sah ich, wie Joe Dawson für Valerie den Stuhl zurechtrückte. Sie nahm Platz und setzte wieder ihr schiefes Lächeln auf, als er sich neben ihr niederließ. Sie küssten sich kurz, und sie strich ihm über die Wange. Diesmal bemerkte es auch Mick.
»Ist das da Joe neben Valerie?«, fragte er.
»Sicher ist er das.«
»Stimmt zwischen ihm und Dominique irgendetwas nicht?«
»Das könnte wohl sein, nach dem heutigen Abend«, meinte ich. »Joe hat gesagt, er habe Valerie kennengelernt, als sie Doktoranden an der University of Virginia waren. Er hat nie erwähnt, dass sie so gut befreundet waren.«
»Das sind mehr als nur gute Freunde«, sagte Mick. »Sie haben miteinander geschlafen.«
Ich brauchte ihn nicht zu fragen, woher er das wusste. Ein elektrisierendes Kribbeln durchfuhr mich. Es stammte aus der unsichtbaren Hochspannungsleitung, die sich während der Nächte, als wir miteinander geschlafen hatten, zwischen uns aufgebaut hatte.
»Dominique wohnte noch in Frankreich, als Joe mit seiner Promotion begann«, sagte ich. »Es muss geschehen sein, bevor sich die beiden begegneten.«
Mick starrte mich auf eine unruhige, hungrige Weise an, die mich zugleich erschreckte und erregte. Er nahm meine Hand und küsste meine Finger. Ich zitterte. »Sie sind immer noch ein Liebespaar«, sagte er.
Schließlich gesellte sich Ryan zu uns, mit einem Teller in der Hand, auf dem sich das Essen türmte, und einem weiteren vollen Champagnerglas.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte ich.
»Nehmen Sie Platz«, sagte Mick.
»Danke, mir geht’s gut. Tut mir leid wegen der Szene vorhin.«
»Vergessen Sie’s«, sagte Mick.
»Sie ist eine falsche Schlange«, sagte Ryan. »Und sie weiß, wie sie mich auf die Palme bringen kann. Ich hätte gar nicht erst zulassen dürfen, dass sie mir auf die Nerven geht.«
»Sie haben sie des Plagiats beschuldigt«, sagte ich. »Sind Sie sich dessen sicher?«
Er atmete langsam aus, und es klang, als würde Luft aus einem Reifen entweichen. »Zum Teufel, ja, da bin ich mir sicher. Glauben Sie etwa, dass sie das Buch selbst geschrieben hat? Oder das über die erste Weinlese in Jamestown?«
»Wenn sie es nicht war, wer hat es dann verfasst?«
»Das Jamestown-Buch.« Er zählte die Punkte auf, wobei er seine Finger zu Hilfe nahm. »Erstens: Sie hat mit einem der Archäologen geschlafen, als man entdeckte, dass James Fort nicht in den Fluss gespült wurde, wie man es während der letzten zweihundert Jahre allgemein angenommen hatte. Zweitens: Das Glas, das sie gefunden haben, die Artefakte aus der Zeit der ersten Ernte in Amerika im Jahre 1609 – sie hatte Glück, denn ausgerechnet jener Archäologe war es, der sie ausgegraben hatte. Drittens: Ihr Freund kaute ihr alles vor. Leichter kann es einem nicht gemacht werden.«
»Was ist mit dem Jefferson-Buch?«, fragte Mick.
Ryan schien schmerzlich berührt. »Das Buch war meine Idee. Ich habe diese Reise zu den Weingütern, die Jefferson besucht hat, geplant. Als ich in die Bibliothek der Universität of Virginia und nach Monticello gegangen
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